"Von hoher Güte und Menge":Gute Noten für Germeringer Wasser

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Messungen bestätigen den starken Rückgang von Nitrat und chlorierten Kohlenwasserstoffen. Auch die Trockenheit im Frühjahr wirkt sich auf die Menge in den Brunnen kaum aus

Von Andreas Ostermeier, Germering

Um ihr Trinkwasser müssen sich die Einwohner von Germering keine Sorgen machen. Das Wasser ist von hoher Güte und Menge, sagt Stadtwerke-Leiter Roland Schmid. Den Stadträten im Werkausschuss stellte er kürzlich einen Bericht über die Lage der Wasserversorgung in der einwohnerstärksten Kommune des Landkreises vor. Demnach hat das trockene Frühjahr kaum Auswirkungen auf die Wasserschicht, aus der die Stadt ihr Trinkwasser entnimmt. Gegenwärtig liegt der Grundwasserspiegel 63 Zentimeter unter dem langjährigen Mittel. Schmid veranschaulichte seine Aussage mithilfe einer Grafik, die die Pegelstände seit 1951 erfasst. Demnach markieren die Jahre 1972, 1998 und 2005 die niedrigsten Grundwasserstände, im Maximum 1,53 Meter unter dem langjährigen Mittel. Auch mit der Qualität des Trinkwassers ist Schmid zufrieden. Er verweist auf die Einschätzung des Gesundheitsamts in Fürstenfeldbruck, das das Germeringer Wasser als geeignet für die Zubereitung von Babynahrung bezeichnet. Sämtliche Vorgaben der Trinkwasserverordnung würden eingehalten, gültige Grenzwerte meist deutlich unterschritten. Etliche Gefahrenstoffe seien gar nicht nachzuweisen, sagt Schmid.

Stark zurückgegangen ist der Nitratgehalt im Wasser. Er beträgt weniger als die Hälfte des Grenzwerts von 50 Milligramm pro Liter. Gerade mit dem Nitrat hatte Germering Mitte der Neunzigerjahre große Probleme. Damals betrug er fast 40 Milligramm und näherte sich dem Grenzwert. Vor allem die Abmachungen mit Landwirten, die damals getroffen wurden, haben zu einer deutlichen Reduktion des Nitrats im Wasser geführt. Sorgen haben den Stadtwerken früher auch die chlorierten Kohlenwasserstoffe (CKW) gemacht, die auf einen Schadensfall im Bereich des Sonderflughafens Oberpfaffenhofen zurückgehen. Sie liegen seit fast zehn Jahren bei etwa einem Zehntel des gesetzlich zulässigen Höchstwerts. Das Trinkwasser wird auch auf Rückstände von Pestiziden aus der Landwirtschaft untersucht. Vor allem das Atrazin und seine Abbauprodukte fanden sich im Germeringer Wasser. Aktuell sind diese Abbauprodukte laut des Berichts der Stadtwerke aber nicht mehr in den Brunnen nachzuweisen. "Stolz sein" könne Germering dagegen auf die Mineralien, die das Trinkwasser enthält, sagt Schmid, also auf den Anteil von Calcium, Magnesium, Kalium und Natrium.

Das Germeringer Trinkwasser wird aus relativ flachen Brunnen mit weniger als 20 Meter Tiefe entnommen. Deshalb müssten die Stadtwerke sensibel sein für alles, was an der Oberfläche passiere, sagt Schmid. Denn Schadstoffe haben keinen weiten Weg. Aus diesem Grund haben die Stadtwerke auch im Sommer 2018 rasch reagiert und mit der Chlorung des Wassers begonnen, nachdem auf einem Feld nahe dem Ortsteil Nebel Gärsubstrat aus einer Biogasanlage ausgekippt worden war. Eine rasche Reaktion ist gut, die Stadtwerke haben aber einige Zeit für Entscheidungen, denn die Fließgeschwindigkeit des Wassers ist mit zehn Meter pro Tag "sehr langsam" (Schmid). Von Vorteil ist laut dem Bericht der Stadtwerke auch die große Menge, in der das Wasser vorhanden ist. So ist die wasserführende Schicht 13 bis 14 Meter stark. Bei einer Förderleistung von 120 Liter pro Sekunde ergibt sich nach den Worten von Schmid eine Absenkung des Wassers in den Brunnen um einen Meter. Laut Schmid ist das "sehr wenig". Viele andere Wasserwerke verzeichnen Absenkungen von fünf bis zehn Meter bei der genannten Fördermenge.

Seit zehn Jahren läuft ein Verfahren zur Vergrößerung des Germeringer Wasserschutzgebiets. Da das Wasser aus südwestlicher Richtung heranfließt, ist das Landratsamt Starnberg für das Verfahren zuständig. Würde das Schutzgebiet so ausgeweitet, wie beantragt, würde es sich fast um den Faktor neun vergrößern und bis Oberpfaffenhofen reichen. Momentan gibt es etwa 100 Einwendungen von Landwirten, Privatleuten sowie dem Flughafenbetreiber gegen die Ausweitung. Diese wäre für den einen oder anderen Grundbesitzer möglicherweise mit Auflagen verbunden.

© SZ vom 25.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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