Volksbank Raiffeisenbank:Stolz und Sorge

Lesezeit: 2 min

... Paul Dosch ... (Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Volksbank Raiffeisenbank Fürstenfeldbruck fährt ihr bestes Geschäftsergebnis ein. Doch anstatt darüber zu jubeln, warnt Vorstandsvorsitzender Walter Müller vor Verlusten in der Zukunft

Von Erich C. Setzwein, Fürstenfeldbruck

Es ist das letzte Mal, dass Paul Dosch in seiner Eigenschaft als Aufsichtsratsvorsitzender vor der Vertreterversammlung der Volksbank Raiffeisenbank Fürstenfeldbruck (VR) spricht. Er tut das weder mit der Wehmut manch anderer, die aus einem Amt ausscheiden, noch beschönigt er die Zeit, in der er die Geschicke der Bank mitbestimmt hat. Das ist auch nicht Doschs Art. Aber an diesem Montagabend ist der 65-Jährige unglaublich stolz auf das Kreditinstitut und das "erfolgreichste Geschäftsjahr" seit der Fusion vor 15 Jahren.

Verantwortlich für diese Entwicklung sind die Vorstandsmitglieder Walter Müller und Rainer Kerth, begleitet vom Aufsichtsrat, dem Dosch bis Montagabend angehörte. Müller ist derjenige, der der Versammlung, also dem Kreis der von allen Genossenschaftsmitgliedern gewählten Vertretern, den Geschäftsbericht vorlegt und bestätigt, was Dosch zuvor schon berichtet hat. Müller präsentiert die Bilanzsumme von 1,438 Milliarden Euro, die im vergangenen Jahr um fast sechs Prozent gestiegen ist. Das ist deutlich mehr als der Durchschnitt im Genossenschaftsverband Bayern. In offenbar allen Posten und Sparten hat die VR-Bank Fürstenfeldbruck mehr als andere aufzuweisen. Im Ranking kann sie ein A++ vorweisen, die Bank verfüge über eine "erstklassige Bonität" und werde die Eigenkapitalanforderungen von Basel III ohne Auflösung von stillen Reserven erreichen, sagt Müller.

Doch Müller malt den Vertretern die Welt nicht schöner, als sie zuvor der für alle ausgegebene Schweinsbraten schon gemacht haben muss. Der Vorstandsvorsitzende weist mahnend darauf hin, dass durch die zunehmende Digitalisierung auch bei der VR-Bank Fürstenfeldbruck Arbeitsplätze in Gefahr seien, dass allein 2000 neue Online-Konten dazu führen können, dass vier Stellen abgebaut werden müssen und dass die "Regulierungsfreude", wie Müller sie ironisch nennt, zu mehr Bürokratie in der ohnehin schlanken Verwaltung der Bank führen werde. Das alles vor dem Hintergrund des "Niedrigstzinsniveaus", das es der Bank schwer mache, das von Kunden anvertraute Geld ordentlich anzulegen. Wolle die VR-Bank derzeit eine EU-Anleihe zeichnen, könne sie das schon tun, zahle aber bei einer Laufzeit bis 2024 und einem Zinssatz von -0,07 Prozent nur drauf. "In zwei bis drei Jahren wird mit einem Viertel des Bilanzvolumens kein Geld mehr verdient", sagte Müller und bereitete die über 140 Mitgliedervertreter auf die Entwicklung vor.

Für das Geschäftsjahr dürfen die Mitglieder der Genossenschaftsbank mit einer dreieinhalbprozentigen Rendite auf ihre Anteile rechnen. Vom Bilanzgewinn in Höhe von 1,7 Millionen Euro werden dafür etwas mehr als 610 000 Euro verwendet. Folglich geht mehr als eine Million Euro in die Rücklagen. Dafür stimmte die Vertreterversammlung ebenso geschlossen wie für die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat und die Nachwahl in das Aufsichtsgremium. Für Dosch rückt der 36 Jahre alte Landwirt Maximilian Riepl-Bauer aus Grafrath nach. Auch der Germeringer Ernst Lindinger gehört dem Aufsichtsrat wieder an. Paul Dosch wird im kommenden Jahr wieder die Geschäftsergebnisse hören, dann als Gast der Bank.

© SZ vom 20.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: