Vogelzählung:Farbe am Futterhaus

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Bei der "Stunde der Wintervögel" wurden überraschend viele bunte Stieglitze und Erlenzeisige beobachtet

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Sein auffällig buntes Gefieder macht ihn optisch besonders interessant. Der Stieglitz, auch unter dem Namen Distelfink bekannt, ist um den Schnabel herum bis zu den Augen kräftig rot, der restliche Kopf ist weiß und schwarz gefärbt, Rücken und Brust sind hellbraun, Bauch und Bürzel weiß. Damit gehört der Stieglitz zu Europas buntesten Singvögeln, und nicht nur das: Kein anderer Vogel sei in Europa so oft als Motiv auf Gemälden und Teppichen zu finden, weiß man beim Landesbund für Vogelschutz (LBV). Wie viele Stieglitze es in den heimischen Lebensräumen gibt, ließen LBV und Naturschutzbund Deutschland (Nabu) jetzt wieder bei einer "Stunde der Wintervögel" erkunden. Und siehe da: Im Landkreis Fürstenfeldbruck waren es so viele wie in keinem Jahr zuvor. 547 Nennungen hat der bunte Vogel erhalten, damit landete er auf Platz acht der häufigsten Wintervögel.

Eine Stunde lang sollten Vogelfreunde beobachten und aufschreiben, wie viele und welche Vögel sie in ihrem Garten, am Futterhaus, auf dem Balkon oder im Park gesehen haben. Die beobachtete Höchstzahl der einzelnen Arten lieferten sie dann an die Verbände. Insgesamt bedeuteten bayernweit 26 000 Teilnehmer, die mehr als 700 000 Vögel meldeten, eine neue Rekordbeteiligung. Im Landkreis meldeten 532 Vogelfreunde fast 12 700 Vögel - allerdings nur 33 Vögel pro Garten. Damit liegt das Brucker Land noch unter dem oberbayerischen Durchschnittsergebnis von 36 und deutlich unter dem bayerischen Durchschnitt von 40 Vögeln pro Garten.

Dass der Stieglitz, für 2016 zum "Vogel des Jahres" gekürt, so häufig gesichtet wurde, vermutet der LBV darin, dass er "wahrscheinlich zwei Bruten erfolgreich durchgebracht hat", sagt der LBV-Agrarbiologe Alf Pille. Auch seinen die Nahrungspflanzen wegen des wenigen Schnees "bisher stets gut verfügbar" gewesen und auch aus Nordeuropa seien Stieglitz-Schwärme nach Bayern gekommen. Ob es dem Stieglitz aber tatsächlich besser geht, werden erst die Zahlen der "Stunde der Gartenvögel" im Mai zeigen. Denn der Bestand der Stieglitze, die häufig in Schwärmen auftreten, ist in Deutschland zwischen 1990 und 2014 um 48 Prozent zurückgegangen. Und das, obwohl der Finkenvogel, der sich hierzulande ganzjährig aufhält und im Winter häufig Zuzug von Verwandten aus dem Norden und Osten erhalte, erläutert Uschi Anlauf, Leiterin der LBV-Kreisgeschäftsstelle in Puchheim. Früher war der Stieglitz vor allem in der freien Feldflur beheimatet, wo er wegen intensiver Landwirtschaft kaum noch geeigneten Lebensraum findet. Im Landkreis-Ranking der Vorjahre landete der Stieglitz zwischen den Rängen 15 und 19, nur einmal, im Jahr 2012, schaffte er es auf Platz elf unter den am häufigsten gesichteten Vögeln des Winters.

Die häufigsten Vertreter im Landkreis waren einmal mehr die Kohlmeisen mit 1821 Nennungen, gefolgt von 1680 Feld- und 1438 Haussperlingen. Vom langen Sommer profitierten auch die Erlenzeisige, die in Scharen aus Nord- und Nordosteuropa kamen. Achtmal häufiger als zuletzt wurde der kleine, gelbgrün-gestreifte Finkenvogel bayernweit gezählt, im Landkreis liegt er mit 1024 Exemplaren auf Rang sechs. Ähnlich wie der Stieglitz ist er vor allem in größeren Schwärmen zu beobachten. Doch mittlerweile gibt es erste Berichte von Krankheitsfällen: Denn mit dem einsetzenden Tauwetter kann sich die Salmonellose an Futterhäuschen ausbreiten. Bereits 2010 hatte die bakterielle Darminfektion für zahlreiche Todesfälle bei den Erlenzeisigen gesorgt. Die Vogelschützer raten deshalb zu Hygiene am Futterplatz, "denn wo viele Vögel auf engem Raum zusammenkommen, können sich Krankheitserreger schnell ausbreiten", warnt Pille. Statt der klassischen Futterhäuschen, in denen das Futter ausgestreut wird, empfehlen sie moderne Futtersilos und Futtersäulen.

© SZ vom 02.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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