Viehmarktplatz:Von der Blechwüste zur guten Stube

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Eigentlich ist dem Bereich westlich des Marktplatzes die Rolle des attraktiven Stadtzentrums zugedacht. Bis heute aber stehen dort die Autos Stoßstange an Stoßstange, und der Bau von Tiefgaragen kommt nicht voran

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Ein attraktiver Platz, der zum Flanieren und Verweilen einlädt: Diese Rolle ist dem Viehmarktplatz in Fürstenfeldbruck zugedacht. Nachdem auch der Umzug des benachbarten Fitnesscenters und ein folgender Abriss des blau gestrichenen Gebäudes im Raum steht, könnte Platz sein für den großen Wurf. Damit rückt auch wieder die nähere Umgebung ins Blickfeld und der Umstand in Erinnerung, dass westlich der Hauptstraße hochwertige Grundstücke als oberirdische Parkplätze vergeudet werden.

Die Pläne für eine Bebauung des Viehmarktplatzes im Fürstenfeldbrucker Zentrum kommen seit Jahren nicht voran. Der Bau eines großen Geschäftshauses wurde per Bürgerentscheid abgelehnt, für eine Markthalle fanden sich nicht genügend Interessenten. Deshalb wird das Areal bis heute als Parkplatz genutzt. (Foto: Carmen Voxbrunner)

OB Erich Raff (CSU) und sein Vize Christian Götz (BBV) würden gerne aufs Tempo drücken beim Bau von Tiefgaragen, sind dabei aber auch auf private Grundstücksbesitzer angewiesen. Zudem gibt es viele Unwägbarkeiten. Die größte ist zurzeit die Bebauung des nördlichen Viehmarktplatzes, der in Erbpacht mit einer Laufzeit zwischen 30 und 60 Jahren vergeben werden könnte. Das machten beide Politiker am Dienstag in einer Presserunde deutlich.

Mittlerweile hat zwar eine Reihe von Investoren Interesse bekundet. Fraglich ist aber, ob sich die im Zuge der Bürgerbeteiligung favorisierten Konzepte umsetzen lassen. Götz favorisiert die mit 1,8 Millionen Euro deutlich günstigere "Marktscheune", die sich wohl rentabler betreiben lässt als der architektonisch sehr fantasievolle, aber kleinteilige Loop-Entwurf. Abgesehen von einem Interessenten hätten sich alle für die Aufstockung einer möglichen Markthalle um ein Obergeschoss ausgesprochen. Es gibt Vorschläge, dort Wohnungen oder Arztpraxen unterzubringen. Ob alle 145 oberirdischen Parkplätze in den Untergrund verlegt werden oder diese Zahl reduziert werden kann, hängt nicht zuletzt von der Nutzung ab. Vom Tisch sein dürfte ein regelrechter Tiefgaragenverbund, der wohl sehr teuer würde. So gibt es immer wieder Vorschläge, den Parkplatz hinter dem Hardy's durch eine Tiefgarage zu ersetzen und diese an die vorhandene Tiefgarage unter dem City-Point anzubinden. Und die künftige Tiefgarage unter dem Viehmarktplatz könnte mit einem Pendant verbunden werden, in dem die Gäste des Hotels Post sowie die Bewohner der Neubauzeile, die in zweiter Reihe hinter der Hauptstraße errichtet worden ist, unterkommen sollen.

Ein solches Katakombensystem wäre aber wohl doch eine Nummer zu groß, mag sie auch Charme haben: Das Nadelöhr Ludwigstraße als zentrale Zufahrt würde entlastet werden durch unterirdischen Bypässe, die im Norden in die Pucher und im Süden in die Schöngeisinger Straße münden.

Raff weiß freilich, dass es mit dem Bau von Tiefgaragen nicht getan ist. Denn erfahrungsgemäß werden die nur benutzt, wenn es zu ebener Erde keine Alternative gibt. Dort soll der Verkehr auf ein Mindestmaß beschränkt werden, um den Bereich vor allem für Fußgänger und Besucher der Märkte attraktiv zu gestalten. Es bedürfte also der Steuerung. Als Beispiel rechnet der OB vor: Würde eine Stunde in der Tiefgarage 50 Cent kosten, müsste es auf den Stellplätzen oben ein Euro sein. Weil die Tiefgarage ihre Kosten möglichst erwirtschaften soll, könnte alles auch teurer werden. Letztlich könnte damit auch wieder die sogenannte Semmeltaste auf den Prüfstand kommen - wer die an den Parkautomaten drückt, erhält ein Ticket für eine erste kostenlose Stunde Parken. Eine Abschaffung könnte freilich bei Gewerbeverband und Geschäftsleuten auf Widerstand treffen.

Um die Autos aus dem Bereich rund um den Viehmarktplatz herauszubekommen, wird bei der Stadt in alle Richtungen gedacht. So bringt Raff auch ein im Vergleich zu einer Tiefgarage günstigeres Parkhaus ins Gespräch, sofern das Platz finden würde auf dem städtischen Grundstück hinter dem sogenannten Bexenhaus an der Schöngeisinger Straße. Auch ein solches Parkhaus müsste freilich wiederum über die Ludwigstraße erschlossen werden.

Die unklare Bebauung des Viehmarktplatzes blockiert bislang alle halbwegs konkreteren Planungen. Raff hofft, dass in den nächsten zwei Wochen zumindest schon mal die Entwicklungsmöglichkeiten im Südwesten deutlicher erkennbar werden - dann ist ein Treffen mit dem Eigentümer des Fitnesscenters angesetzt.

© SZ vom 18.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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