VHS-Serie:Der schweigsame Meister

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Alexander Kowarzyk neben seiner Kreidezeichnung "Frau aus Ladakh" bei der Roseninsel-Ausstellung in der Starnberger Schloßberghalle. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Alexander Kowarzyk hat sich in vielen Jahren als Leiter der Zeichenkurse an der Volkshochschule in Fürstenfeldbruck ein Erfolgsrezept erarbeitet

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

"Er hat's verdient, gewürdigt zu werden. Er ist ein ganz Besonderer!" Der Spruch stammt von Silvia Reinschmiedt. Und er bringt ziemlich gut zum Ausdruck, was die Leiterin der Fürstenfeldbrucker Volkshochschule von "ihrem" Zeichenlehrer Alexander Kowarzyk hält und wie sehr sie sich freut, dass die SZ ihn vorstellen will. Kowarzyk selbst freut sich auch darüber, die Unterhaltung mit ihm ist kurzweilig, es sprudelt förmlich aus ihm heraus. Und ja, es wird schnell deutlich, dass der diplomierte Kommunikationsdesigner sowie gelernte Glas- und Porzellanmaler eine Würdigung nicht nur wegen seiner Treue zur Brucker VHS durchaus verdient hat.

Der Dießener leitet noch bis Mitte Juli an insgesamt neun Vormittagen den Kurs "Garantiert zeichnen lernen". Kowarzyk ist ein alter Hase in seinem Metier: Seit 2003 gibt er schon Zeichenkurse, mit Feder oder Pinsel, mal stehen Porträts im Blickpunkt, mal Architektur oder Bäume. Darüber hinaus hat er Aktkurse im eigenen Atelier sowie weitere Zeichenkurse in der Münchner Glyptothek gegeben. Die berufliche Karriere ist ebensovielfältig wie die Entwicklung als Künstler: Kowarzyk fing nach dem Besuch der Kunstakademie und acht Semestern an der Fachhochschule bei einer Stuttgarter Werbeagentur an, wechselte als stellvertretender Artdirektor zur Zeitschrift Hobby und später als Artdirektor des BMW-Magazins. Er war Cheflayouter bei "Markt und Technik" und arbeitete für Ringier- und Weltbild-Verlag. Als ihm bewusst wurde, "dass die Malerei und das Zeichnen zu kurz kommen", entschied sich der heute 70-Jährige, beruflich kürzer zu treten und sich mehr der Kunst zu widmen. Zwei Jahre gab er Kurse in Dießen, seit 2005 dann regelmäßig in Fürstenfeldbruck. Seit 2008 zeichnet er auch im größeren Umfang selbst und präsentiert seine Werke - so wie im Winter bei der Starnberger Roseninsel-Ausstellung in der Schlossberghalle, wo er mit dem Publikumspreis ausgezeichnet wurde. Dies freilich ist lediglich eine Ergänzung der VHS-Kurse und kein Ersatz. Denn auch Alexander Kowarzyk selbst profitiert von seinem Engagement als Lehrer: "Da lerne ich selbst immer wieder etwas dazu" und es werden immer wieder neue interessante Fragen aufgeworfen. Zudem haben die Kurse etwas "Familiäres", was wohl auch daran liegt, dass viele Teilnehmer gute Bekannte sind, die Jahr für Jahr weiter an ihren Fähigkeiten feilen wollen. Begrüßt werden die Damen gerne mit einem Küsschen auf die Wange, und zum Semesterbeginn wird gemeinsam gut Essen gegangen. Im Kurs selbst wird der Smalltalk dann aber auf Sparflamme heruntergefahren, "denn Sprechen passt nicht zum Zeichnen".

Wie aber ist das nun mit "Garantiert zeichnen lernen"? Ist das nicht ein etwas vollmundiges Versprechen? Solche Fragen ringen Kowarzyk nur ein mildes Lächeln ab. Immer wieder hat sich bei seinen Kursen erwiesen, dass es zwar nicht schaden kann, etwas Talent mitzubringen, dass sich beim Umgang mit Block, Bleistift. Kreide oder Filzstift aber auch mit dem nötigen Willen, einer gewissen Hingabe und der schlichten Berücksichtigung logischer Gesichtspunkte (etwa bei der Perspektive) große Fortschritte erzielen lassen. Besonders wichtig: "Üben, üben, üben." Unter Anleitung entwickelt man schnell ein Gespür für die richtige Proportion oder die natürliche Schattierung. Es kann sinnvoll sein, ein Auge zu schließen, um den Schritt von der Drei- in die Zweidimensionalität zu erleichtern. Egal, wie man's nun macht und die Vorlage oder die eigene Idee zu Papier oder auf die Leinwand bringt: "Kunst öffnet uns die Augen", sagt Kowarzyk im Brustton der Überzeugung. Er selbst will sich der Kunst widmen und dem Zeichnen, "bis ich umfalle".

Und das Lob von Brucks VHS-Leiterin Silvia Reinschmiedt gibt Alexander Kowarzyk zurück. Die Zusammenarbeit mit ihr und dem Team sei vorzüglich. Es sieht also nach vielen weiteren Zeichenkursen aus.

© SZ vom 04.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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