Veranstaltung:Annäherung an ein Genie

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Als kompetenter Kenner von Shakespeares Werk weckt Berghofer die Begeisterung der Besucher. (Foto: Günther Reger)

Gerd Berghofer liefert einen wunderbaren Shakespeare-Abend

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Die Texte von William Shakespeare sind keine leichte Kost. Das weiß jeder seit seiner Schulzeit. Gerd Berghofer allerdings schafft es, dass sich der Zuhörer in 80 Minuten einen umfassenden Eindruck über Werk und Leben des englischen Dramatikers, Lyrikers und Schauspielers machen kann. Berghofer, der seinen Vortrag auf Einladung der Germering VHS und der Stadtbibliothek hält, gelingt es, die häufig verworrenen Handlungen Shakespeares überschaubar zu entwirren und zu vermitteln. "To be or not to be, that ist the question", überschreibt er sein Programm mit dem berühmten Hamlet-Zitat und er hat keinen Zweifel, dass nur William Shakespeare der Autor der Theaterstücke sein kann. 29 Stücke, davon 15 von ihm selbst, wurden im Londoner Globe Theater von 1600 bis 1613 uraufgeführt, zählt Berghofer auf. Shakespeare war Teilhaber der Freilichtbühne. "Für jemanden der nicht gelebt haben soll, ist das eine pralle Angelegenheit", positioniert sich der Schriftsteller und Rezitator aus Georgensgmünd eindeutig.

25 Besucher hatten sich in der Stadtbibliothek eingefunden, um ihr Wissen über Shakespeare aufzufrischen oder den Autor neu zu entdecken. So kompakt und kenntnisreich, wie von Berghofer aufbereitet, weil in geschichtliche Zusammenhänge eingebettet, bekamen sie es selten serviert. Geboren wurde Shakespeare 1564 in Stratford-upon-Avon. Über sein Schaffen ist in der Geschichtsschreibung nichts überliefert. Andere Autoren wurden die Theaterstücke Shakespeares zugeschrieben. "Es war nicht vorstellbar, dass ein Mann ohne höhere Schulbildung solche Stücke geschrieben haben kann", meinte Berghofer. "Es konnte nicht sein, was nicht sein darf." Als Schauspieler habe Shakespeare gewusst, was für ein gutes Stück notwendig ist. "Vielleicht konnte er nur deshalb solche Dramen schreiben, weil er keine höhere Schule besucht hatte." Einen gewaltigen Wortschatz von 17 500 Wörtern zählten Experten in seinen Werken zusammen.

"Shakespeare hatte einen guten Ruf als Schauspieler", erläuterte Berghofer. Seine Schauspieltruppe von 1594 hieß "The King's Men"; gesponsert vom damaligen König Jakob I., dem englischen und später auch schottischen und irischen König. Shakespeare-Kenner Berghofer gab einen historischen Abriss über die Herrscherfolge im 16. und 17. Jahrhundert und deren blutrünstige Taten, nicht nur unter Heinrich VIII, der seine Frauen ermorden ließ. Shakespeare schrieb seine 37 Historiendramen, Tragödien und Komödien von 1593 bis 1616. Berghofer war sich sicher: "1594 und 1595 war seine produktivste Zeit." Da entstanden unter anderen Richard III., der "missgestaltete Unhold", der seine Prinzen, seine Neffen, ermorden ließ. Der Satz "Ein Königreich für ein Pferd" stammt aus Richard III. Auch die Tragödie "Romeo und Julia" stammt aus dem Jahr 1595.

Die Pest in London Anfang des 17. Jahrhunderts mit bis zu 30 000 Toten brachte das Globe-Theater dann lange Zeit zum Erliegen. "Es war von zehn Jahren sechseinhalb Jahre geschlossen", so Berghofer. Ausführlich beschäftigte er sich mit dem "Kaufmann von Venedig" und "Hamlet", dem Prinzen von Dänemark. Berghofer überzeugt: "Keine Figur ist so komplex angelegt wie die des Hamlet." Beim Rezitieren aus den Theaterstücken betont er dort, wo es notwendig ist, vermeidet aber jegliche Theatralik und überzieht nicht in der Diktion. Berechtigter Applaus war Berghofer sicher. "Ich hoffe, sie haben Lust bekommen ins Theater zu gehen und die Stücke zu lesen", verabschiedete Bibliotheksleiterin Christine Förster-Grüber die Besucher.

© SZ vom 06.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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