Überraschend weit entfernt vom eigentlichen Museumsgelände befindet sich das Jexhof-Depot. Das Gelände in Unterschweinbach wirkt mit seiner Werkstatt und der Lagerhalle eher wie der Bauhof der Straßenmeisterei. Für einen Familien-Ausflug wäre die Adresse ganz und gar nicht attraktiv, gäbe es nicht die Sendung mit der Maus. Am diesjährigen 50. Geburtstag der WDR-Kultsendung geht es um das Thema Zukunft und Mobilität. Zum dritten Mal nimmt das Bauernhofmuseum Jexhof am Türöffner-Tag für Mäusefans und kleine Forscher teil und führt quasi in den Backstage-Bereich des Museums: das Depot.
Monika Kilian-Buchmann, Historikerin und Museumspädagogin am Jexhof, sperrt zunächst das Tor zur Werkhalle des Bauernhofmuseums auf. Die Fenster und Türen sind mit blickdichtem Molton verhängt, um der Sonneneinstrahlung Einhalt zu gebieten. Neben Holzwürmern und Feuchtigkeit ist das Ausbleichen ein Feind der Konservierung. Aber wozu diente der lange Stock mit der angeschraubten Schüssel? Dass Odel aus der Grube geschöpft werden musste, davon hat noch kein Kind gehört. Und dass die überdimensionierte Schöpfkelle mal ein Soldatenhelm war, führt elegant zu den Zukunftsthemen Recycling und Nachhaltigkeit.
Von Generation zu Generation geht Wissen verloren. Berufe sterben aus, Verfahren werden nicht mehr gebraucht, Technik veraltet. Aber die Energien der Zukunft könnten in der Vergangenheit liegen. Denn in der Depothalle, die nur wenige Schritte entfernt liegt, befinden sich auch Objekte, die vergessene Formen der Mobilität beschreiben, fern von Strom und Öl.
Ausgerüstet mit einem Fragebogen schwirren die Kinder in der Halle aus. Sie suchen nach Dreirädern, Schlitten und Pferdegeschirren und finden Dreschmaschinen, Kinderwagen, Modellhäuser. Immer wieder kommen Fragen auf, die Kilian-Buchmann geduldig beantwortet. Als besonders wissbegierig sticht der neunjährige Lukas Klatt aus Mering hervor. Als jugendlicher Experte und Sammler schätzt er alles Antike. "Ich schlafe in einem Bett von 1860," erzählt er stolz. Mit Röhrenradios kennt er sich auch aus. Kilian-Buchmann bietet ihm gleich ein Praktikum an. Bei der Inventarisierung warten noch längerfristig Aufgaben auf ihn. Schließlich hat die Bestandsaufnahme erst vor wenigen Jahren begonnen. Sachgruppenweise werden die Objekte sortiert. Inventarnummern, Dokumentation über den Herkunftsort, Benennung und Verwendungszweck sind wichtig für die wissenschaftliche Arbeit und auch für Sonderausstellungen. Die Jexhof-Sammlung stammt ausnahmslos aus dem Landkreis Fürstenfeldbruck. Trotzdem muss bei jedem Objekt beurteilt werden, ob es in die Sammlung passt. Aussortiertes wird auf speziellen Flohmärkten verkauft. Was lange als Gerümpel galt, wird nun als Schatz wahrgenommen. Denn aus den Geheimnissen der Funktionsweise der Objekte werden Gedankenzünder für die Fantasie.
Zurück in der Werkhalle, dürfen die Kinder kreativ werden. "Wie könnte denn ein Transportmittel in der Zukunft aussehen?" fragt Monika Kilian-Buchmann. Feuereifer und Elan verdichten sich. Die festgehaltenen Ideen könnten unterschiedlicher nicht sein. Von Emmas romatischer Pferdekutsche bis zum Windsegel-Fliwatüt reicht das Spektrum. Sehr interessante neue Energiequellen wie die "Bohnenkraft" und ein Hybrid aus Sonne und Luftstaubsauger werden vorgestellt. Nebenbei finden andere dringliche Probleme der Gegenwart neue Lösungsansätze. Autos mit Scherensteigerfunktion bescheren Platz nach oben im Falle von Verkehrsstaus. Und das Corona-weg-Auto saugt Viren an und vernichtet sie. Die Zukunft mit der Maus kann kommen. Mit den Buntstiften und dem Mitgebsel-Paket des WDR können die Kinder zu Hause dann noch nachhaltig weiterwirken.