Unterrichtsausfall in Fürstenfeldbruck:Zu wenig Springer

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Krankheiten und Erziehungsurlaub lassen sich nach Meinung von Schulleitern mit der mobilen Lehrerreserve nicht auffangen.

Petra Fröschl

Mehr Lehrerreserven und die Neubesetzung von Stellen auch zum Halbjahr - das fordert die bildungspolitische Sprecherin der FDP im Landkreis, Birgit Thomann. Ihrer Ansicht nach fällt an den bayerischen Schulen zu viel Unterricht aus. Die Gymnasialleiter im Landkreis bestätigen die angespannte Situation. Für wichtiger als zusätzliche Planstellen oder vorübergehend zugewiesene Fachlehrer halten sie jedoch schulinterne, ortsnahe Reservekräfte, die auch bei kurzfristigen Krankheitsfällen flexibel einspringen können.

Laut Thomann haben alle Schularten mit Unterrichtsausfall zu kämpfen. Besonders in der zweiten Jahreshälfte sei es schwierig, den zu kompensieren, weil die mobilen Reserven, also nach Bedarf einspringende Lehrer, dann schon verplant sind. In einem Antrag an den FDP-Landesparteitag am Wochenende in Landshut fordert Thomann deren Aufstockung an allen Schularten, die Einstellung von mehr jungen Gymnasiallehrern zur Schuljahresmitte und die Einführung dieses Einstellungstermins im Februar auch an anderen Schulen.

An den Gymnasien im Landkreis sehen die Direktoren dieses Problem differenzierter. "Für den Pflichtunterricht haben wir genug Lehrer", sagt Hermann Baumgartner vom Gymnasium in Gröbenzell. Durch Erkrankungen, Schwangerschaften, Fortbildungen oder Klassenfahrten könne es aber durchaus zu Unterrichtsausfall kommen.

Lieber als zusätzliche Planstellen oder einen fachgebundenen Lehrer aus der mobilen Reserve hätte Baumgartner jedoch höhere "Mittel zur eigenen Bewirtschaftung". Damit ist Geld gemeint, das jede Schule für den flexiblen Einsatz von Sozialarbeitern oder Aushilfen zur Verfügung hat, um kürzere Ausfälle von Kollegen abzupuffern. Sie können auch einspringen, wenn Väter aufgrund der neuen Elternzeitregelung einen oder zwei Monate Erziehungsurlaub machen. Derzeit werde der Unterrichtsausfall an seiner Schule detailliert erfasst, sagt Baumgartner.

Auch Walter Zellmeier vom Viscardi-Gymnasium in Bruck würde ein ortsnaher Pool an Springern am meisten helfen, um Unterrichtsausfälle zu überbrücken. Denn die mobile Reserve sei für Gymnasien wegen der vielen Fächerkombinationen eher ungeeignet, auch eine neue Planstelle helfe im Krankheitsfall kaum. Zellmeier macht noch ein anderes Problem aus: "In Fächern wie Mathematik, Physik oder Chemie fehlt der Lehrernachwuchs", sagt der Schulleiter.

Was das bedeutet, bekommt seine Schule momentan zu spüren: Ein Pädagoge fällt krankheitsbedingt für längere Zeit aus, überbrückt werden die Stunden primär durch Kollegen. "Das Ministerium würde uns ja unterstützen, aber es gibt einfach keine Leute", klagt Zellmeier - "der Lehrerberuf muss wieder attraktiver werden."

An den Grund- und Mittelschulen im Landkreis kommen Lehrer aus der mobilen Reserve hingegen oft zum Einsatz. Schulamtsleiter Joachim Linkert sucht auch noch acht Lehrer, die ab Februar Kräfte, die in Altersteilzeit gehen, ersetzen. "Im Moment haben wir genug Lehrer, aber wenn die Grippewelle kommt, kann es wieder anders aussehen", sagt Linkert.

"Und wenn die individuelle Förderung ausgebaut werden soll, werden wir in jedem Fall mehr Pädagogen brauchen." Ob die 1000 zusätzlichen Stellen, die Kultusminister Ludwig Spaenle aus dem Nachtragshaushalt 2012 finanzieren will, ausreichen, wird sich zeigen.

© SZ vom 24.11.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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