Unser Tag:Fischerstecher auf dem Weiher

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Marco Göbel und Wolfgang Neumeier planen den Wettkampf

Von Erich C. Setzwein

Man kann den Seerosen auf dem Dorfweiher beim Aufblühen zuschauen, zwischendurch schnappen Karpfenmäuler nach Wasserläufern, und am Auslauf plätschert das Wasser in den Höllbach. Mit dieser Idylle, die die Besucher in Türkenfeld im Sommer vorfinden, ist es von Freitagabend an erst einmal vorbei. Denn dann beginnt das Training für das diesjährige Fischerstechen, das am Sonntag, 30. August, über die (See-)Bühne geht. Damit am Entscheidungstag alles klappt und alle 16 gemeldeten Mannschaften fit sind für den nur alle vier Jahre stattfindenden Wettbewerb, geben derzeit Wolfgang Neumeier (rechts im Bild; ) und Marco Göbel alles. Die beiden bilden die Vorstandsspitze des Feuerwehrvereins in Türkenfeld, der das mittlerweile siebte Fischerstechen veranstaltet. Neumeier und Göbel werden aber nicht nur administrative Aufgaben haben, sie wollen sich auch ins Gefecht stürzen, und müssen dafür mit ihrer Feuerwehrmannschaft genauso üben wie alle anderen Teams auch. Von Freitag an bis Samstag kommender Woche erwarten sie jeden Abend von 17 Uhr an jeweils etwa 300 Leute - ein Teil, der übt, und ein Teil, der einfach nur zuschaut.

Wolfgang Neumeier ist qua Amt Organisator geworden. Der Leasing-Spezialist bei einem Münchner Kreditinstitut ist vor 18 Jahren von Pasing nach Türkenfeld gezogen, er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Er ist mit 46 Jahren immer noch aktiver Feuerwehrmann. Als Erster Vorsitzender des Feuerwehrvereins muss er die Tradition fortsetzen, die seine Vorgänger im Amt vor 24 Jahren begründeten: alle vier Jahre ein Fischerstechen nach französischer Art zu veranstalten. Dabei hilft ihm sein Stellvertreter, der 25 Jahre alte Marco Göbel. Der waschechte Türkenfelder hat schon als Bub die Lanzenduelle auf dem Weiher erlebt, hat zwei Mal teilgenommen und ist nun zum ersten Mal bei der Organisation dabei. Nachdem er die Technikerschule abgeschlossen hatte, hat er bis zum Beginn einer neuen Stelle Zeit, um mitzuhelfen, dass das Spektakel zum Erfolg wird. Denn der Feuerwehrverein hat alle vier Jahre die Möglichkeit, bei der Veranstaltung einen möglichst hohen Erlös zu erzielen, um die Feuerwehr besser ausstatten zu können. Nach dem jüngsten Turnier konnte im Feuerwehrhaus unter anderem ein neuer Sozialraum eingerichtet werden.

Neumeier und Göbel werden aber auch selbst ins Boot steigen, um gegen andere Mannschaften anzutreten. Das "Französische" an dieser Art des Fischerstechens ist die Weise, wie die Duelle auf dem Wasser ablaufen. Im Gegensatz zu anderen Wettbewerben dieser Art, bei denen sich einfach zwei Teilnehmer auf Booten stehend gegenseitig belauern und mit langen schweren Lanzen fechten bis einer fällt, bestehen die Türkenfelder Teams aus sechs Leuten. "Es sind vier Ruderer, ein Steuermann und ein Stecher", erklärt Wolfgang Neumeier. Der Stecher steht mit seiner gut drei Meter langen Lanze mit kugeliger Spitze am Heck, während die Ruderer, geleitet vom Steuermann, auf das entgegenkommende Boot zufahren. An einer bestimmten Stelle nehmen die Ruderer dann die Riemen hoch und beide Boote begegnen sich möglichst parallel, damit die Kontrahenten, wie früher Ritter in der Arena, zustechen können.

Solche Manöver wollen geübt sein, denn sonst komme es vor, sagt Marco Göbel, dass sich die Boote auf der nur 60 Meter langen Strecke gar nicht erst begegneten, sondern in weitem Abstand aneinander vorbei führen. Ist ein Stoß aber erfolgreich gewesen und einer der beiden Kämpfer fliegt ins nur zwei Meter tiefe Wasser des trüben Dorfweihers, dann ist das Turnier für diese Mannschaft nicht gleich vorbei. Heuer gibt es erstmals das Double-knock-out-Verfahren, sprich: die Teams bekommen eine zweite Chance. Neumeier: "Es wäre doch schade, dann wäre das Training doch völlig umsonst gewesen." Er empfiehlt ohnehin, schon bei den abendlichen Trainings zuzuschauen, für Speis' und Trank sei gesorgt, für den Spaß sowieso.

© SZ vom 21.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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