Ungewisse Zukunft:Sport im Verein verliert an Anziehung

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Die Mitgliederzahl des SV Germering schrumpft. Präsident Siegfried Broschei verkündet auf der Delegiertenversammlung zwar einen Umbruch. Wie der aussehen soll, kann er aber noch nicht sagen

Von Karl-Wilhelm Götte

Germering - Der SV Germering ist der Sportklub mit dem umfangreichsten Sportangebot in der Großen Kreisstadt. Kürzlich feierte der Verein sein 50-jähriges Bestehen. Vom Badminton über Basketball und Skisport bis zur Bergsportabteilung ist alles vorhanden. Auch Tennis wird beim SVG neben dem Fußballstadion gespielt. Trotzdem stagnieren die Mitgliederzahlen seit Jahren und sind aktuell auf 2100 geschrumpft. "Wir wollen einen Umbruch", formuliert Präsident Siegfried Broschei einigermaßen radikal. Wie der aussehen soll, wissen er und sein Präsidium nicht. Jedenfalls trug Broschei bei der Delegiertenversammlung keine Eckpunkte des angepeilten Umbruchs vor und die 53 Delegierten aus den Sportabteilungen fragten auch nicht danach.

"Manche Dinge fangen klein an und hören dann groß auf", meinte Broschei oder: "Rom ist nicht an einem Tag aufgebaut." Von einer "Zukunftswerkstatt SVG" war auch die Rede. Große Sprünge konnte der SVG in den vergangenen Jahren nicht machen, dafür fehlte das Geld. Der Präsident sprach von gestiegenen Übungsleiterkosten und von einer eingelegten "Sparbremse" im Verein. Konkrete Zahlen - auch über die Schulden oder Rücklagen - nannte Broschei nicht. Der Verein ist vor 50 Jahren aus dem TSV Unterpfaffenhofen hervorgegangen. "Wir wollten weniger T wie Turnen, sondern mehr S wie Sport", berichtete der ehemalige SVG-Präsident Albert Metz, Versammlungsleiter der Delegiertenversammlung, von der damaligen Motivation der Separatisten. Besonders die Leichtathleten wollten endlich an Wettkämpfen außerhalb der Turnfeste teilnehmen. Das taten sie bald mit großem Erfolg.

Langstreckler Ralf Fleischmann wurde 1977 dreifacher Deutscher Jugendmeister. 2002 besiegte der damals 20-jährige Fußballer Laszlo Barath ohne viel Training die gesamte bayerische Elite über 100 Meter und holte den Meistertitel. Seine Sprinttrainerin war Renate Beran, die mit großem Einsatz 37 Jahre lang für den SVG tätig gewesen ist.

Die Basketballerinnen spielten 2010 und 2011 zwei Jahre in der 2. Bundesliga. Die Fußballer sorgten in der Bezirksoberliga Oberbayern über die Jahrtausendwende für Furore; meistens jedoch vor nur 40 Zuschauern, weil auf diesem fußballerischen Niveau kaum Germeringer Spieler zu finden waren und die Vereinsmitglieder sich nicht mit der Mannschaft identifizieren konnten. Jedenfalls orientierte der SVG viel eher auf den Leistungssport als der Nachbar TSV UG, der mit einem eigenen Sportzentrum seinen Schwerpunkt im Freizeit- und Breitensport hat und mit etwa 5500 Mitgliedern auch über eine viel bessere finanzielle Basis verfügt. Der SVG nutzt die städtischen Sportanlagen am Hallenbad. Die Bedingungen sind gut, sind doch alle frisch renoviert worden. Seit 2007 können die Fußballer, inzwischen in der Kreisklasse, einen Kunstrasenplatz nutzen. Das Vereinsgebäude wurde 2013 umgebaut und erweitert. Ebenso die Gaststätte drei Jahre später. Stadiontribüne und Laufbahn wurden ebenfalls erneuert.

Wo soll die Reise des SVG hingehen? Man darf gespannt sein, wie der geplante Umbruch aussehen wird. Jedenfalls hat die Delegiertenversammlung erst einmal ein neues Präsidium bestimmt. Broschei wurde für drei Jahre wieder gewählt, ebenso die Vizepräsidenten Hans Herle, Stefen Jahn und Fußballer Christian Patsch. Obwohl die Vizepräsidenten erklärten, dass sie nur für ein Jahr zur Verfügung stehen, wurden sie mit großer Mehrheit gewählt. Das lag auch daran, dass Wahlleiter und BLSV-Kreisvorsitzender Steffen Enzmann aus Puchheim keine weiteren Kandidaten ausmachen konnte. "Ich stehe zum Verein", erklärte Patsch "und ich will, dass der SVG für die nächsten 50 Jahre in die richtige Richtung geht". Ob das passiert, bleibt abzuwarten. Fest steht jedoch, dass die Vereinsgaststätte mit Christina Bernklau aus Krailling seit sechs Wochen eine neue Wirtin hat, die sich über regen Besuch nicht nur von Mitgliedern freuen würde.

© SZ vom 17.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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