Unerlaubte Rodung:Kahlschlag am frühen Morgen

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Offenbar ohne Rücksprache mit der Gemeinde hat ein Grundstücksbesitzer in Kottgeisering Bäume gefällt. Die Bürgermeisterin kündigt Konsequenzen an

Von Manfred Amann, Kottgeisering

Seit Monaten kämpft in Kottgeisering die Bürgerinitiative Johannishöhe für die Bewahrung der naturnahen und baumreichen Gegend und will daher den Vollausbau der Erschließungsstraße möglichst verhindern. Nun hat ein Grundstücksbesitzer offensichtlich einen Teil der schönen Landschaft mit seiner Waldallee zerstört, indem er rigoros und offensichtlich ohne vorherige Rücksprache mit der Gemeinde oder der Naturschutzbehörde im Landratsamt Bäume fällen lies.

Die Mitglieder der BI sind schockiert und Bürgermeisterin Sandra Meissner hat gegenüber der SZ angekündigt, umgehend die rechtliche Situation und mögliche Konsequenzen für den Verursacher prüfen zu lassen. Der Grundstücksbesitzer war am Wochenende nicht zu erreichen. Wie das BI-Mitglied Wolfram Weisse berichtet, wurden am Samstag in aller Frühe die Anwohner der Johannishöhe von schwerem Arbeitsgerät und Motorsägen geweckt. "Wer aus dem Fenster Richtung ehemaliger Pferdekoppel geschaut hat, für die in den letzten Jahren immer wieder Bebauungsvorhaben im Gemeinderat diskutiert wurden, musste mit ansehen, wie eines der schönsten Teilstücke der Johannishöhe vernichtet wurde, nämlich die Strecke zwischen Deutschem Heim und den ersten Häusern oberhalb der Koppel, ", beklagt der Anwohner.

Den entsetzten Anwohnern sei nur noch geblieben, die Bürgermeisterin und die Polizei zu rufen und Anzeige zu erstatten. Zwei Dutzend Bäume seien in dem Abschnitt abholzt worden, wo die Straße mit ihrem beidseitigen Baumbewuchs einen wunderschönen Allee-Charakter habe. Hauptsächlich seien kerngesunde Buchen der Säge zum Opfer gefallen. Laut Weisse hätten manche Anwohner die Befürchtung geäußert, mit der Baumfällung soll versucht werden, dem Widerstand gegen den Vollausbau sein wichtigstes Argument, den Schutz der Landschaft, wegzunehmen. Da Bürgermeisterin Meissner und der Gemeinderat offenbar ebenso von der Aktion überrascht worden seien wie die Anwohner selbst, könne man diesen Gedanken aber bei Seite schieben.

Wie die BI weiter informiert, hat der relativ neue Grundeigentümer mit zwei Baumfäll-Profis die Aktion persönlich durchgezogen. Der Eigentümer habe das Grundstück ganz offensichtlich als Baulandspekulationsobjekt erworben und wohl vollendete Tatsachen schaffen wollen, bevor eine Baumschutzverordnung oder ein Plan zum Straßenausbau seine Bauwünsche durchkreuzen können.

Stutzig macht die BI, dass der Grundeigner nichts davon gewusst haben will, dass der Bebauungsplan Johannishöhe in dem jetzt zerstörten Teilstück explizit eine Begrünung durch Bäume vorsieht und dass die erste Planung für den Vollausbau der Straße ausdrücklich den Erhalt des Allee-Charakters in diesem Abschnitt formuliert. Gemäß Entwurfsplanung sollte der Bürgersteig in diesem Bereich abgesetzt von der Fahrbahn hinter den jetzt gefällten Bäumen, also auf dem betroffenen Grundstück, verlaufen. Es sei kaum zu glauben, dass der Besitzer von dieser Planung, ja vom gesamten Vollausbauvorhaben der Johannishöhe keine Kenntnis habe, meint Weisse. Den Äußerungen des Grundeigentümers zufolge habe die Gemeinde in dieser Angelegenheit noch nie Kontakt mit ihm aufgenommen.

© SZ vom 05.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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