Übernahme des Gasnetzes:Langfristig nicht wirtschaftlich

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Wenn Kommunen über die Übernahme der Gasnetze nackdenken, dürfen sie nicht nur über wirtschaftliche Fragen sprechen

Von Gerhard Eisenkolb

Gemeinden sind keine gewinnorientierten Firmen. Treten sie selbst als Versorger auf oder kooperieren sie mit Privaten, konkurrieren sie bei Strom und Gas mit anderen Anbietern. Die Kunden können sich also das für sie günstigste Angebot aussuchen. Werden Kommunen im Energiebereich aktiv, sollten damit politische Ziele verbunden sein. Beispielsweise im Agenda-Musterlandkreis Fürstenfeldbruck die Energiewende voranzutreiben. Obwohl Politiker in Puchheim, Eichenau und Gröbenzell seit Jahren intern darüber diskutieren, sich an der Gasversorgung zu beteiligen, wurde es versäumt, den Bürgern und späteren Kunden zu vermitteln, welche Vorteile sie davon haben. Das Vorhaben bleibt also weiterhin, was es von Beginn an war: eine Geheimsache mit vielen Unbekannten.

Daraus könnte man den Schluss ziehen, dass die Politiker nicht ganz von der Idee überzeugt sind, was zumindest auf einige Eichenauer Gemeinderäte zutrifft. Seit jedes Dach Strom und Warmwasser liefern kann, kann infolge des damit verbundenen Trends zu dezentralen Einheiten eine kommunale Stromversorgung sinnvoll sein. Anders ist es beim Gas. Hier dürfte es schwer sein, Hausbesitzer zum Umstieg zu bringen. Zudem sinkt mit jeder Haussanierung und -dämmung ebenso wie mit jedem Neubau nach hohen Energiestandards der Energie- oder Gasverbrauch und damit der Absatz. Deshalb könnte sich ein Gasnetz bei gleichbleibenden Betriebskosten langfristig immer weniger lohnen. Aus dem gleichen Grund ist es im Landkreis ein so schwieriges Unterfangen, ein wirtschaftlich rentables Fernwärmenetz aufzubauen, obwohl die nötige Abwärme in den Müllöfen in Geiselbullach im Überfluss erzeugt wird und ungenutzt verpufft.

Einfach nur der Wunsch nach weiteren Einnahmen, der irgendwie über dem Geschäftsmodell der Komm-Energie schwebt, reicht nicht aus, um sich auf das Abenteuer Komm-Gas einzulassen. Wer nur Geld will, dem sollte die klassische Konzessionsabgabe genügen. Die garantiert ohne Investitionen und ohne Risiko gleichbleibende sichere Einnahmen, mit denen Kommunen ihre Kernaufgaben auch mitfinanzieren können.

© SZ vom 07.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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