Gröbenzeller Konzertreihe:Die Tuba hält Schritt

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Die Tuba ist offiziell zum Instrument des Jahres 2024 gekürt worden. (Foto: Soeren Stache/dpa)

Thomas Leleu und Pianist Guillaume Vincent ergänzen sich in virtuoser Weise.

Von Klaus Mohr, Gröbenzell

Es ist nichts Ungewöhnliches, dass zwei Instrumente, die miteinander musizieren, sehr unterschiedlich sind. Und doch ist ein Konzertabend mit einem Duo aus Tuba und Klavier etwas ganz Außergewöhnliches. Diese Besetzung war beim Abend der Gröbenzeller Konzertreihe in der Steinerschule zu erleben. Dabei ist es nicht verwunderlich, dass das Programm zum größten Teil aus Bearbeitungen bestand und einen hohen Anteil an Ohrwürmern aufwies. Da war es dann sehr interessant, wie sich der Charakter der Stücke durch die Besetzung veränderte. "Die virtuose Tuba" war das Konzert überschrieben, zu dem Thomas Leleu (Tuba) und Guillaume Vincent (Klavier) gastierten. Es war sehr erstaunlich, welche schnellen Tonfolgen ein Tubist zu spielen in der Lage ist, und das auch noch mit beeindruckender Prägnanz.

Letztlich verkleidet sich der Musiker hier imaginär, um mit seinem Instrument in die Rolle von viel kleineren Instrumenten zu schlüpfen. Das wiederum ändert nichts an der Klangfülle dieses Instruments, das den Wettstreit in der Lautstärke mit dem geöffneten Flügel problemlos aufnehmen kann. Das ist aber sicher nicht der Grund, warum die Tuba zum Musikinstrument des Jahres 2024 erklärt wurde. Im Bestreben, dessen Möglichkeiten mehr nach vorne zu stellen, war dieser Abend jedoch sicher eine hervorragende Gelegenheit.

Wunderbares Musizieren, das beim Publikum Herz und Verstand berührt

Was den Ablauf des Konzerts anging, so gab es ein ausgedrucktes Programm, das die Musiker quasi als Orientierung, nicht aber als Verpflichtung verstanden. Die zahlreichen Erläuterungen, die sie in englischer Sprache zwischen ihre Stücke einfügten, waren oft kaum verständlich, weil sie sie so schnell und oft wenig artikuliert vortrugen. Das änderte aber nichts an ihrem wunderbaren Musizieren, mit dem sie beim Publikum Herz und Verstand berührten.

Georg Friedrich Händels Konzert für Oboe (hier Tuba) und Orchester (hier Klavier) in g-Moll HWV 287 folgte auf ein festliches Entrée zur Eröffnung des Programms. Die klangliche Differenzierung beider Instrumente fand insbesondere auch auf der Ebene der Interpretation statt. Die prägnanten Punktierungen im Grave gerieten im Klavier noch akkurater, als das sonst der Fall ist. Geschmeidige Verzierungen kennzeichneten den Part der Tuba, sodass der Eindruck entstand, dass die Tuba gut kontrastierend auf den Klängen des Klaviers aufbauen konnte. Die Initiative im Allegro ging von der Tuba aus, wobei das Tasteninstrument geradezu leichtfüßig unterwegs war, sodass Gegensatz und Analogie zur Tuba zugleich entstanden. Rasche Spielfiguren gelangen mit ganz erstaunlicher Flexibilität, hatten aber dennoch eine gewisse tonliche Wucht.

Weitere Stücke kamen quasi im neuen Gewand daher: Als die Tuba sich auf den Weg machte, den Torero in der "Danse Bohème" aus Georges Bizets "Carmen-Suite" Nr. 2 zu mimen, entbehrte das nicht einer gewissen Komik. Gleichwohl war das Publikum absolut gefesselt von der fantastischen Technik des Tubisten auf seinem Instrument. Ähnliches galt für den Ungarischen Tanz Nr. 5 von Johannes Brahms, dessen mit Inbrunst zelebrierte Vitalität wie ein riesiger Wirbelsturm durch den Saal fegte. Im Kräftemessen der beiden Großinstrumente geriet der Flügel dann in den Hintergrund, wenn die Tuba rasche Tonfolgen hatte. Handelte es sich um Kantilenen in langen Notenwerten, dann dosierte der Tubist so sorgsam die Lautstärke seines Instruments, dass eine wunderbar ausgeglichene Balance zwischen beiden Partnern entstand.

Nach der Pause folgten zwei Tangokompositionen von Astor Piazzolla in Bearbeitungen: Oblivion und Libertango. Auch wenn das Klangbild deutlich anders war als erwartet, so konnte der Gesamteindruck dennoch überzeugen. Wie die tänzerische Sehnsucht eines Elefanten mutete der berühmte Czárdás von Vittorio Monti an, der danach zu hören war. Am Ende war die Begeisterung seitens des Publikums groß, dass noch eine Zugabe folgte.

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