Trauer um Brucker Pfarrer:Unbequem und sehr beliebt

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Ein Licht für viele Gläubige: Pfarrer Albert Bauernfeind entzündet eine Kerze am Adventskranz in Sankt Magdalena. (Foto: Günther Reger)

Dekan Albert Bauernfeind hat die katholische Kirche im Landkreis geprägt. Nach schwerer Krankheit ist er gestorben

Von Gerhard Eisenkolb, Fürstenfeldbruck

Nach langer schwerer Krankheit ist Albert Bauernfeind am Dienstag gestorben. Der Landkreis verliert mit dem Priester, der bis Ende 2017 den Pfarrverband Fürstenfeld geleitet hat, nicht nur eine herausragende Persönlichkeit des öffentlichen Lebens, sondern vor allem den Seelsorger, der für mehr als zwei Jahrzehnte das Bild von der katholischen Kirche im Landkreis prägte wie kein anderer. Der Verstorbene kämpfte gerade in einer Zeit der Glaubenskrise für eine glaubwürdige Kirche. Und glaubwürdig werden Christen seiner Ansicht nach vor allem durch ihr Handeln.

In diesem war er konsequent wie nur wenige. Konflikten ging er nicht aus dem Weg. Das machte den 64-Jährigen zu einem unbequemen, kritischen, aber auch selbstkritischen, sehr modernen und offenen Pfarrer, der sich nicht davor scheute, Gläubige zum Widerstand aufzurufen. Gegen Missstände, gegen Kirchenobere oder gegen den Neoklerikalismus. Um den Amtsträgern unverhohlen deutlich zu machen, was los ist. Dies geschah beispielsweise 2010 auf dem Höhepunkt des Skandals wegen des sexuellen Missbrauchs in der Kirche bei einer Podiumsdiskussion zu diesem Thema in Eichenau. Angst vor Konsequenzen hatte er nicht. Es könne nicht viel passieren, sagte er selbstbewusst. Statt sich weg zu ducken, sprach er Probleme offen an. Das forderte er auch von anderen ein.

Dabei erfuhr Bauernfeind bereits als Jugendpfarrer von München 1995, welche Folgen es haben kann, gegen die Oberen aufzubegehren. Damals kritisierte er die katholische Lehrmeinung zur Sexualität öffentlich. Das Interview für das SZ-Magazin, in dem er das tat, zog die Verbannung als jederzeit zu versetzender Pfarradministrator nach Eichenau nach sich. Für den Landkreis war das ein Glücksfall. Der Verbannte ertrug sein Schicksal demütig und wurde zu einem auch von Nichtchristen geschätzten und äußerst beliebten Pfarrer. Wie im Gleichnis von den an einem Sabbat verbotenerweise Ähren zupfenden Jüngern lebte Bauernfeind die Überzeugung, dass die Kirche für die Menschen da zu sein habe und nicht umgekehrt. Auch politisch bezog er immer wieder Stellung und stellte christliche Werte in den Vordergrund. So sprach er sich dafür aus, gegen die intolerante AfD Flagge zu zeigen. Am augenfälligsten lebte er christliche Werte, als es darum ging, Menschen in Not die Hand zu reichen. Mehrmals gewährte er in seinem Pfarrhaus Flüchtlingen Kirchenasyl. Wohl wissend, dass das nicht immer ein Grund zum "Hurrarufen" war, wie er bekannte. Kann doch das mit einer Gefangenensituation vergleichbare Eingesperrtsein zu erheblichen Spannungen führen.

Trotz seines großen Problembewusstseins überwogen aber der Optimismus und sein tiefer Glaube, den der Verstorbene als Bereicherung und Befreiung, nicht als Gängelung erfahrbar zu machen versuchte. In Begegnungen mit Menschen fand er als Pfarrer seine Erfüllung. Er predigte hervorragend, weil er sich für die Vorbereitung viel Zeit nahm. Wie die selige Edigna fand Bauernfeind unter der tausendjährigen Edigna-Linde in Puch zur Ruhe und zu Gott. "Jeder Baum zeigt, dass Gott da ist", erläuterte er dem staunenden Journalisten dort vor fünf Jahren, was ihn an diesem mystischen Ort faszinierte. Um sich dann dem Spiel der Wolken hinzugeben. Aus diesem Innehalten-Können schöpfte er die Kraft für sein Priesteramt.

Requiem mit Weihbischof Bernhard Haßlberger, Montag, 2. Juli, 15 Uhr, Klosterkirche Fürstenfeld. Beisetzung zu einem späteren Zeitpunkt.

© SZ vom 28.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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