Thomas Karmasin:Kleinkarierte Geldgier oder Nationalismus helfen nicht

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Leserbriefe zur Idee des Landrats für einen "Afrika Soli"

Mit ihrem Baby auf dem Rücken verkauft eine junge Frau Eier auf dem Straßenmarkt von Kwesemintim in Ghana. Mit seinem Vorschlag will Landrat Thomas Karmasin den Menschen vor Ort helfen. (Foto: Reuters/Zohra Bensemra/Bearbeitung: SZ)

Aufbauhilfe ist ein besserer Weg

"Empörte Reaktionen" (12. Januar):

Allzu oft ist mir das noch nicht passiert, aber hier muss ich Landrat Karmasin ausdrücklich zustimmen: Wenn die Länder und die Menschen Afrikas nicht bei Aufbau und Wandel hin zur eigenen Leistungsfähigkeit durch die reichen Nationen unterstützt werden, werden auch wir im reichen Deutschland die Konsequenzen in Form von Migrationsdruck aushalten müssen.

Wer will es denen verdenken, die sich auf den Weg ins via Smartphone gepriesene Paradies machen, solange insbesondere viele der jungen Menschen im eigenen Land keinerlei Zukunft sehen? Wer will es den Kriegsflüchtlingen verdenken, die ums nackte Leben kämpfen? Völkerwanderungen hat noch nie in der Geschichte jemand aufhalten oder verhindern können.

Wer Kriege nicht verhindern hilft, wer unendlicher menschlicher Not nur zusieht, wer Korruptionsstaaten achselzuckend gewähren lässt oder gar dort Geschäfte wittert, der trägt zu den Ursachen von Migration und ganzen Völkerwanderungen bei. Dagegen helfen weder Mauern noch Zäune. Und wer will heute noch hoffen, dass die irren neuen Machthaber dieser Welt nicht auch demnächst noch schießen lassen an den Zäunen und Mauern, die sie bauen (lassen wollen).

Da ist Aufbauhilfe, wie sie Karmasin fordert, sicher ein besserer Weg. Kleinkarierte Geldgier und Neidhammelei oder rechter Nationalismus hilft aus dem Dilemma nicht heraus, das die reichen Staaten über Jahrzehnte mit aufzubauen halfen. Ob Karmasin das nun mit dem Begriff "Afrika-Soli" exakt beschrieben hat, ist mir erst mal egal. Es wäre auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung, wenn wir begreifen würden, dass Hilfe allemal besser ist als Mauern und Schießbefehle. Wie man sicherstellt, dass die auch den Menschen und zur Errichtung richtiger Strukturen dient, und nicht erneut korrupten Potentaten in die Tasche flösse, wäre immer noch schwer genug zu lösen. Alfred Münch, SPD-Stadtrat, Olching

"So einfach wie einleuchtend"

Landrat Karmasin (CSU) schlägt einen Afrika-Soli vor, ein steuerfinanziertes Programm zum nachhaltigen Aufbau des Schwarzen Kontinents. Die dahintersteckende Idee ist so einfach wie einleuchtend: Wenn wir die Afrikaner beizeiten auch ökonomisch mitnehmen, es den Menschen in Afrika in Zukunft also deutlich besser geht, dann wird der afrikanische Massenexodus nach Europa, der in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts sonst zu erwarten ist, vermutlich nicht stattfinden. Über diese rein pragmatischen Erwägungen hinausgehend ist großzügige Hilfe zum Aufbau Afrikas auch deshalb eine moralische Pflicht, weil gerade wir Europäer schon durch die Art, wie wir seit langem leben und wirtschaften, für die Zerstörung der Lebensgrundlagen in Afrika mit verantwortlich sind. Im übrigen gilt grundsätzlich: Solidarität mit Schwächeren und Notleidenden gehört zum Anstand. Ausschlusskriterien gibt es nicht.

Dass nun sogenannte "Empörte", zumeist ewiggestrige Brüll-Bürger, hinter deren Tellerrand die Welt vermutlich mit Brettern vernagelt ist, Leute, die von der AfD befeuert sind, dafür aber sonst reichlich wenig Ahnung haben, aktuell die anonymen Maulaufreisser geben, sollte nicht weiter kümmern, sie sind jedenfalls nicht von Belang. Diese Typen gab es auch vor 30 oder 50 Jahren; wenn sie heute scheinbar massiv in Erscheinung treten, dann liegt das am zweifelhaften Mut, der wohl aus der Anonymität des Internets heruas kommt, und an schrägen Gestalten wie Gauland-Vogelschiß, Weidel oder von Strolch, die das Ewiggestrige so trefflich verkörpern. Karl Haschke, SPD-Stadtrat, Olching

Kein Grund mehr zur Flucht

Die Soli-Idee von Herrn Karmasin ist nicht schlecht, weil dadurch afrikanische Migranten keinen Grund habe nach Deutschland zu fliehen und von daher gegebenenfalls abgewiesen werden können Armin Weis, Germering

Völlig richtige Ansage

Die völlig richtige Ansage des Landrates nach einem " Afrika-Soli" wird hier missbraucht im Sinn der Meinungsfreiheit. Das ist entgleister Populismus. Für mich stellt sich die Frage: Wer stoppt den Mob? Michael Kircher, Olching

© SZ vom 18.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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