Thesen von Düzen Tekkal:Vom Wert der Werte

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Nur per Videobotschaft in Puchheimer Kulturzentrum zugeschaltet wird Düzen Tekkal aus dem Irak. (Foto: Günther Reger)

Wie Integration in einer Zivilgesellschaft gelingen soll

Von Valentina Finger, Puchheim

Der Grund, weshalb Düzen Tekkal im Puc nicht wie geplant über ihren Kampf für Demokratie sprechen konnte, zeigt, dass diese Mission bei ihr stets Priorität hat: Die Fernsehjournalistin, die als ein Höhepunkt des Programms eigentlich darüber hätte referieren sollen, "warum wir unsere Werte verteidigen müssen", musste ihren Auftritt kurzfristig absagen, da sie im Irak bei der Eröffnung eines von ihr unterstützten Zentrums für jesidische Frauen gebraucht wird. Medial präsent ist Tekkal dennoch, in einer Video-Botschaft für die Puc-Besucher, in der sie betont, dass das Fundament einer intakten Zivilgesellschaft in der Vermittlung von Werten zu finden ist.

Tekkals Thesen bilden die Basis für die Diskussionsrunde, für die neben Moderator Dennis Lohmann und dem ehemaligen Präsidenten des Münchner Amtsgerichts, Gerhard Zierl, spontan drei weitere Gesprächspartner gewonnen werden konnten: Rosmarie Ehm war bis Februar Rektorin der Puchheimer Grundschule Süd, wo sie mit zahlreichen Kindern aus Einwandererfamilien konfrontiert war. Willi Dräxler ist Integrationsreferent bei der Caritas und im Fürstenfeldbrucker Stadtrat. Aveen Khorschied schließlich ist selbst vor fast 20 Jahren aus dem Irak nach Deutschland geflohen und arbeitet nun mitunter im Stadtteilzentrum Planie, wo sie besonders arabische Flüchtlinge betreut.

Wenn, wie Tekkal betont, die deutschen Werte in Gefahr sind, welche sind das, wie kann man sie verteidigen und was kann man in diesem Kontext für eine bessere Integration von Menschen aus anderen Kulturkreisen tun, lauteten die übergreifende Fragen der Podiumsdiskussion. Der Jurist Zierl sieht mit Blick auf die weltweite Situation Werte wie Presse- und Meinungsfreiheit gefährdet. Respekt, Toleranz und eine gewaltfreie Diskussionskultur seien, so Ehm, gerade bei Kindern aus patriarchalisch geprägten Wertesystemen nicht selbstverständlich. Dagegen müsse man emotional und nicht nur institutionell vorgehen, sagt Dräxler. Die Werte einer Gesellschaft könne man einem neuen Mitglied schließlich nicht vermitteln, wenn man es von derselben ausschließt.

Einig ist man sich in der Runde vor allem darin, dass Bildung, Sprachkenntnis und zwischenmenschlicher Kontakt zur einheimischen Bevölkerung die Grundpfeiler erfolgreicher Integration sind. Für Geflüchtete, fügt Khorschied aus persönlicher Erfahrung hinzu, seien Sicherheit und das Recht, die eigene Meinung ohne Angst äußern zu dürfen, zentrale Werte, die mit dem Leben in Deutschland verknüpft sind. Um solche demokratischen Ideale zu stärken, dürfe man keine Angst haben, mit Menschen die fremd aussehen, in Kontakt zu treten, sagt Dräxler, denn andere Kulturen kennenzulernen, solle auch Spaß machen. Aber natürlich sei Demokratie auch anstrengend, so Zierl, als Demokrat müsse man viel aushalten. Am besten verteidige und vermittle man seine Werte, indem man sie konsequent selbst wahrnehme und vorlebe.

© SZ vom 17.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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