Testen und öffnen:Fürstenfeldbruck will wie Tübingen sein

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Damit Kultureinrichtungen, Gastronomie und Geschäfte bald wieder öffnen dürfen, setzt die Kreisstadt auf Tagestickets und erwägt, weitere Stationen für Corona-Schnelltests einzurichten

Von Stefan Salger

Die Kreisstadt will sich am Tübinger Modell orientieren, an mehreren Stellen kostenlose Corona-Schnelltests anbieten und, sofern rechtlich möglich, negativ getesteten Personen mit einem "Tagespass" den Zugang zu kulturellen sowie gastronomischen Einrichtungen erleichtern. Dafür hat sich der Stadtrat mit großer Mehrheit ausgesprochen. Zudem soll geprüft werden, ob sich die Handyapp Luca, die eine "Zettelwirtschaft" im Sinne der späteren Nachverfolgung von Infizierten überflüssig machen soll, an das Computersystem des Gesundheitsamts anbinden lässt.

In der Modellstadt Tübingen haben die Biergärten wieder geöffnet, München muss leider noch warten. (Foto: imago images/ULMER Pressebildage)

Ein von Markus Droth (Freie Wähler) gestellter und von BBV, Grünen sowie SPD unterstützter Eilantrag, an mehreren Stationen Gratis-Schnelltests notfalls auch im Alleingang und ohne staatliches Konzept anzubieten, war bereits vor gut einem Monat grundsätzlich befürwortet worden. Anfragen der Stadt beim Landkreis und Nachbargemeinden haben ergeben, dass diese sich nicht an zusätzlichen Corona-Schnelltest-Stationen beteiligen. Die Malteser betreiben im Auftrag des Landkreises bereits das Testzentrum im ehemaligen Sparkassengebäude an der Zenettistraße. Ebenso wie in Germering wird dort kostenlos und ohne Terminvereinbarung getestet - beim Schnelltest liegt das Ergebnis nach 15 Minuten vor, beim zuverlässigeren PCR-Test nach Laboranalyse in 24 oder 48 Stunden.

Am Fliegerhorst können sich Brucker schnell testen lassen. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Das Rote Kreuz, das bereits das Impfzentrum im Brucker Westen betreibt, zeigte sich auf Anfrage der Stadt aufgeschlossen, weitere Schnellteststationen zu betreuen, sofern bei Kosten und Räumlichkeiten mehr Klarheit besteht. Positive Signale gab es laut Oberbürgermeister Erich Raff (CSU) auch von den Johannitern.

Anfang März fasste mittlerweile zwar der Ministerrat den Beschluss, kostenlose Schnelltests für alle Bürger bereitzustel- len und Teststationen aufzubauen. Die Brucker Politiker wollen aber nicht mehr länger warten angesichts der dritten Welle, die bereits eingesetzt hat. Im Gremium wurde deutlich, dass man die Sache in die eigene Hand nehmen will und vor allem aufs Testen setzt, um wieder "ein Stück weit Normalität" zurückzugewinnen.

Raff zufolge muss vor allem geklärt werden wo in der Kreisstadt die bis zu drei zusätzlichen Teststationen eingerichtet werden können und wer dort arbeitet - Droth hofft hier nicht zuletzt auf engagierte Ärzte im Ruhestand. Bei Kosten von vier bis fünf Euro pro Person muss man sich aber Raff zufolge darauf vorbereiten, dass bei der erwünschten intensiven Nutzung "schnell 100 000 Euro weg sind". Gastronom Florian Weber (Die Partei) könnte sich durchaus vorstellen, sein Klubhouse dafür zu öffnen. Hoch im Kurs als einer der Standorte steht auch das Veranstaltungsforum. Dort, so die Vision von Jan Halbauer (Grüne), könnte der nach einem negativen Test ausgestellte Tagespass gleich den Zutritt zu Gastronomie und Kulturveranstaltungen eröffnen. CSU-Fraktionschef Andreas Lohde pflichtete bei: "Die Leute sollen mit ihrem Testergebnis auch was anfangen können!" Fürstenfeld-Chef Norbert Leinweber dämpfte freilich allzu große Euphorie und wies darauf hin, dass der Freistaat erst noch entsprechende Öffnungsoptionen schaffen muss. Unabhängig von den Tests hält Leinweber die Öffnung von Fürstenfeld für realistisch - die sehr leistungsfähige Lüftungsanlage im Stadtsaal tauscht dort die Luft sechs Mal pro Stunde aus, deshalb finden dort auch die Stadtratssitzungen statt. Erst in ein paar Monaten rechnet Leinweber damit, dass der Kulturbetrieb mit dem Klaviersommer wieder starten kann - dann möglicherweise beschränkt auf bereits geimpfte Besucher.

Sollten die gesetzlichen Weichen gestellt sein, empfiehlt Alexa Zierl Viehmarktplatz und Geschwister-Scholl-Platz als Standorte für Teststationen, im Sinne der Geschäfte, die ebenfalls profitieren sollen. Irene Weinberg (BBV) könnte sich einen Drive-Through auf dem Volksfestplatz vorstellen und glaubt ebenso wie ihre Fraktionskollege Willi Dräxler, dass viele Bürger für ein am gleichen Tag gültiges Freiticket auch bereit wären, die fünf Euro für den Test aus eigener Tasche zu zahlen. Andreas Götz (BBV) empfahl, sich nicht nur auf ein solches Tagesticket zu konzentrieren. Ein Test sei für die Bürger auch ohne Eintrittskarte sinnvoll.

Leinweber erwartet im April die Integration der Anmelde-App Luca in die bundesweite Corona-App. Auf Antrag von Alexa Zierl sollen zwei Aspekte geprüft werden: ob Luca eine Schnittstelle zur Corona-App Sormas bekommen kann, die das Gesundheitsamt für die Epidemiebekämpfung einsetzt, und ob Menschen ohne Handy ein Schlüsselanhänger mit Luca-Funktion angeboten werden kann.

© SZ vom 30.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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