Steffen Enzmann hatte da so eine Idee: Vielleicht müsse man ja nicht unbedingt in der Zeitung schreiben, wie viele Delegierte gekommen waren zum BLSV-Kreistag, sagte der Kreisvorsitzende des Bayerischen Landes-Sportverbandes (BLSV) im Vorbeigehen. Eigens in den großen Sitzungssaal im Fürstenfeldbrucker Landratsamt sind die Brucker BLSV-Verantwortlichen diesmal gezogen mit ihrer Delegiertenversammlung, die nur alle fünf Jahre stattfindet. Zuvor gab es auf der Galerie im Landratsamt Weißwürste und Brezen, später war ein Imagefilm über die Wohltaten des BLSV zu sehen und sogar Livemusik zu hören, als der weitgehend unbekannte Münchner Liedermacher Michael Bohlmann einen eigens für den Brucker Kreistag komponierten Song zum Besten gab, der - na, was wohl? - den Sport zum Thema hatte.
Das Vereins-Fußvolk jedoch verweigerte der Inszenierung die Huldigung und blieb einfach fern. Nur 31 Delegierte aus gut 20 Vereinen waren gekommen, obwohl Neuwahlen auf der Tagesordnung standen und 132 Vereine eingeladen waren. "Eine erschreckende Zahl", sagte Enzmann zur SZ. Nach dem Kreistag verschickte der wiedergewählte Vorsitzende eine E-Mail an sämtliche Vereine, eine Rüge quasi. "Ist es euch wirklich gleichgültig, wer eure Interessen in den nächsten fünf Jahren vertritt?", fragt er darin. Die zögerliche Beteiligung am Kreistag und am Kreisjugendtag 2015 lasse dies vermuten. Dabei vermittle der Brucker Sportkreis jährlich mehr Zuschüsse im Jugendbereich als alle anderen oberbayerischen Kreise, außerdem fänden so viele Informationsabende, Aus- und Weiterbildungen statt wie in keinem anderen Flächenlandkreis, verteidigte Enzmann die Arbeit der Brucker Verbandsspitze: "Unsere ehrenamtlichen Vertreter haben immer ein offenes Ohr für euch."
Immerhin: Die vielen Grußwortsprecher waren da, auch wenn sie die Veranstaltung alsbald wieder verließen. Landrat Thomas Karmasin (CSU) bedankte sich an der Stätte, an der er sonst mit seinem politischen Kreistag zusammenkommt, bei den Sportvereinen dafür, in den Jahren 2015 und 2016 "Organisationsgeschick bewiesen und keinen Zirkus gemacht" zu haben, als die Unterbringung von Flüchtlingen in Turnhallen notwendig geworden war. Kreissportreferentin Margit Quell (SPD) würdigte den Sport als "Schutz vor den Folgen des alltäglichen Bewegungsmangels". Die neu gewählte CSU-Bundestagsabgeordnete Katrin Staffler erwähnte, dass sich selbst einmal kleine Mädchen in Volleyball unterwiesen hatte, lobte den Sport als "verbindende Kraft" und versprach, sich für die Vereine einzusetzen. BLSV-Vizepräsident Jörg Ammon erinnerte die Ehrenamtlichen daran, dass es nicht mehr selbstverständlich sei, dass sich Menschen für andere einsetzten und Ämter übernähmen.
Kreisvorsitzender Enzmann will dies weiter tun. Der 54 Jahre alte IT-Fachmann aus Gröbenzell wurde vor fünf Jahren zum Nachfolger von Eckard Schafferus gewählt, nachdem das Votum damals zunächst auf seinen Gegenkandidaten Volker Black gefallen war, dieser aber kein Team zusammenbrachte und gleich wieder zurücktrat. Nun wurde Enzmann einstimmig für weitere fünf Jahre gewählt. Im Januar hat er noch mehr vor, dann möchte er auch noch Vorsitzender des BLSV-Bezirks Oberbayern werden.
Sein neuer Stellvertreter im Brucker Land ist der Freie-Wähler-Stadtrat aus Fürstenfeldbruck, Georg Stockinger. Herbert Thoma bleibt Schatzmeister, neue Frauenvertreterin ist Bärbel Padilla-Ottl, um die Älteren kümmert sich weiterhin Annelies Matthes. Zum Vorstand gehören außerdem Siegfried Broschei (Schriftführer), Tatjana Bannier (Referentin für Bildung), Sabine Wamser (Referentin für Sportabzeichen) und Traude Mandel (Referentin für Öffentlichkeitsarbeit). Später wurden noch Ehrennadeln verliehen, für Traude Mandel jene in Gold mit Kranz, für Nicole Fuchs die silberne. Nadeln in Bronze erhielten Herbert Thoma, Anneliese Matthes, Siegfried Broschei, Josef Doll und Steffen Enzmann.
Kontaktiert werden die BLSV-Funktionäre aus dem Brucker Kreisverband von den Vereinen vor allem dann, wenn es um das Abrufen von Zuschüssen, beispielsweise für Baumaßnahmen, geht. Ansonsten bleiben die Klubs offenbar eine große Unbekannte. "Wir wünschen uns, dass die Vereine sagen, was erforderlich ist", appellierte deshalb Traude Mandel an die wenigen Anwesenden. Ein Seminar für Vereinsmanagement hatte die Vereine zuletzt offenbar nicht sonderlich interessiert: Es waren nur acht Teilnehmer dazu nach Puchheim gekommen.