Tanztee des Seniorenbeirats Germering:Beschwingte Senioren

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Annemarie Fackler und Ernst Koban begleiten den vom Seniorenbeirat Germering organisierten Tanztee schon seit seinem Beginn vor bald 25 Jahren. (Foto: Günther Reger)

Zum Tanztee in die Stadthalle Germering kommen jeden Monat etwa 100 Besucher

Von Ariane Lindenbach, Germering

Beschwingte Tangoklänge klingen am Sonntagnachmittag durch das Foyer der Stadthalle. Sie verdichten sich in Richtung Treppen: Die Musik kommt aus dem Amadeussaal im ersten Stock. Oben gibt die offene Tür den Blick frei auf ein paar Menschen, die in feiner Garderobe an den Tischen sitzen. Auf der Tanzfläche dahinter, von der man durch die Tür nur ein kleines Stück sehen kann, scheint hingegen deutlich mehr los zu sein. "Tanztee des Seniorenbeirats Germering" steht auf einem Schild rechts neben der Tür, und das Motto: "Gemeinsam statt einsam".

Trotz Ferienzeit ist es unerwartet voll im Amadeussaal, etwa hundert Besucher dürften da sein, die meisten von ihnen tanzen. Auf der Bühne sitzen Annemarie Fackler und Ernst Koban hinter ihren Keyboards. Gerade spielen sie einen Schlager aus den Sechzigerjahren. "Die sind auch schon von Anfang an dabei", sagt Helga Betz, die seit zwölf Jahren den Seniorenbeirat leitet und - wie bei jedem Tanztee - mit Rita Starke, Rudi Aechtern und einem weiteren Ehrenamtlichen am Eingang an der Kasse sitzt. Fünf Euro Eintritt kostet das nachmittägliche Vergnügen. Allerdings: Wenn gelegentlich ein paar Jugendliche schüchtern bis neugierig vor der Tür herumlungerten, habe sie die auch schon mal umsonst hereingelassen, erzählt Betz. Denn unter den Jüngeren scheint das Tanzen wieder in Mode zu kommen. Jedenfalls besuchen nicht nur Senioren den Tanztee, wie der Name und Organisator der Veranstaltung vermuten lassen.

Was den Gratiseintritt betrifft, kann sich der Seniorenbeirat solche Geschenke eigentlich gar nicht leisten. "Wir müssen alles bezahlen", unterstreicht die Vorsitzende und zählt auf: die Musiker, die Gema, den Saal und sogar die Getränke der Musiker. In anderen Kommunen, etwa in Puchheim, komme die Stadt für die Saalkosten und sogar die Verpflegung der Musiker auf, sagt Betz. In Germering wollten sie vor Kurzem sogar die Saalmiete erhöhen. Doch dann hätte der Seniorenbeirat die seit fast 25 Jahren einmal im Monat stattfindende Veranstaltung nicht mehr organisiert. Und so habe die Stadt letztlich auf die Mieterhöhung verzichtet, erzählt Betz.

Auf dem Parkett drehen sich die Paare, viele haben ein Lächeln auf den Lippen und glänzende Augen. Der Spaß, den ihnen das Tanzen bereitet, ist nicht zu übersehen. Auch wenn der Tanztee viele treue Stammgäste hat, kommen laut Betz auch immer wieder neue Gäste dazu. Und eben in letzter Zeit auch gelegentlich Jüngere. An diesem Nachmittag dürften die Jüngsten um die Vierzig sein. "Und die älteste Dame, die heute da ist, die ist 97. Die ist auch von Anfang an dabei", berichtet Betz. Und dass die Dame immer mit ihrem Mann komme.

Die Dame heißt Paula Reiner, ihr Mann, der neben ihr an einem Tisch sitzt, Karl-Heinz. "Das sind unsere eifrigsten hier", die würden wirklich jeden Tanztee besuchen, stellt Ilselore Stangl die beiden und sich selbst vor. Man kennt sich schon seit vielen Jahren - so wie sich viele der Gäste hier schon lange kennen. Das Verhältnis zwischen den Dreien am Tisch geht jedoch über die gelegentlichen Treffen im Amadeussaal hinaus. Wie Stangl erzählt, haben ihr die beiden nach der Trennung von ihrem Mann unbeschreiblich viel geholfen. Jetzt, wo die Reiners nicht mehr so können, revanchiere sie sich und hole sie immer zum Tanztee ab, berichtet sie.

Paula Reiner wirkt mit ihren hellblauen, klaren Augen und der wachen Mimik verblüffend jugendlich. Mit einem strahlenden Lächeln sagt sie bestimmt: "Wir gehen auch noch woanders hin." Sie deutet auf eine Broschüre der Caritas und berichtet, dass die in Aubing auch regelmäßig nachmittags eine Tanzveranstaltung organisiert. Dort wohnen die beiden nämlich. Wie Paula Reiner erzählt, hat das Tanzen für sie und ihren Mann besondere Bedeutung, auch wenn sie es inzwischen nicht mehr können. "Wir tanzen schon seit 1947. Da haben wir uns kennengelernt, im Tanzkurs." Und bald darauf haben sie geheiratet.

© SZ vom 05.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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