Tanz mit Fackeln:Dämonenaustreibung

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Mit ihren Kostümen sorgen die Amperperchten vor allem bei den jungen Zuschauern oft für Schreckensmomente. (Foto: Robert Hoiss/oh)

Die Amperperchten verscheuchen in der Zeit zwischen Sonnenwende und Silvester böse Geister. Sie halten damit unter anderem auf Christkindlmärkten einen alten Brauch lebendig

Von Johanna Pfaffenzeller, Fürstenfeldbruck

Früher glaubte man, dass während der Raunächte, zwischen der Wintersonnenwende am 21. Dezember und Silvester, die Tore zum Seelenreich offen standen. Die Menschen hatten Angst, in den langen dunklen Nächten von bösen Geistern heimgesucht zu werden. Um diese zu vertreiben, haben sich deshalb in diesen Tagen junge Männer als schreckliche Dämonen verkleidet, die sogenannten Perchten. Mit Fackeln sind sie dann nachts von Hof zu Hof gezogen, um den Menschen Licht zu bringen. Klaus Trnka belebt die in Vergessenheit geratene Tradition mit seinen Amperperchten wieder. Die Vereinsmitglieder verkleiden sich als Perchten und treten beispielsweise auf Christkindlmärkte im Landkreis auf. Am Samstag werden sie auf dem Brucker Viehmarktplatz die Geister vertreiben.

"Bei den Auftritten sage ich den Zuschauern immer, sie sollen sich den Jexhof vorstellen - einsam und dunkel, mitten im Wald", erzählt der 59-Jährige. "Da kommt gleich die richtige Stimmung auf." Sein Perchtenpass, wie man eine Gruppe Perchten nennt, ziehe, so Trnka, mit den riesigen Masken und haarigen Kostümen alle Blicke auf sich. Mit Hörnern und Grimasse tanzen sie wild mit Fackeln in der Hand. Auch holen sie sich Leute aus dem Publikum, um ihnen mit Rossschweifschlägen gegen die Füße Dämonen auszutreiben.

Mit diesem Tanz haben sich die Menschen früher auf das neue Jahr eingestimmt. Heute vertreibt man die Geister mit Raketen und Böllern. Doch neben der Geistervertreibung hat der Tanz noch einen weiteren Sinn. Er ist auch ein Fruchtbarkeitsritual, denn durch ihr Stampfen wecken die Perchten die Natur. Sie sind, so Trnka, das Gefolge der Fruchtbarkeitsgöttin Perchta.

Für den Brucker geht es bei den Auftritten aber noch um etwas ganz anderes. "Es macht Spaß das Brauchtum leben zu können", erklärt er. Auch will er das Wissen über die Tradition weitergeben. Dazu komme, dass es einen besonderen Reiz habe, hinter einer Maske unerkannt zu bleiben. Die Kostüme gleichen einander kaum, nur die stechend gelben Augen der Masken lassen sich bei allen finden. Bis zu zwölf echte Ziegen-, Widder- oder Steinbockhörner tragen die Amperperchten während eines Auftritts auf dem Kopf, keine leichte Angelegenheit. Ein komplettes Kostüm mit Maske und Ganzkörperanzug wiegt gut 30 Kilo.

Die riesigen Kostüme, so Trnka, schüchtern die jungen Besucher regelmäßig ein. "Wir weisen die Eltern immer darauf hin, ihre Kinder nicht allein zu lassen, sondern sie an die Hand zu nehmen, damit sie keine Angst bekommen", erklärt Trnka. Aber verschreckt lassen die Perchten ihre kleinen Zuschauer nicht nach Hause gehen. Nach jedem Auftritt nehmen die Vereinsmitglieder ihre Masken ab und präsentieren sich als normale Menschen in einer Kostümierung. "Dann gibt es Perchten zum Anfassen", erzählt Trnka lachend. Das, so sagt er, nimmt den Kindern dann doch alle ihre Ängste.

Auftritt der Amperperchten am Samstag, 17. Dezember, von 19 Uhr an beim Christkindlmarkt auf dem Viehmarktplatz in Fürstenfeldbruck.

© SZ vom 16.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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