Tanz-Festival:"Das weckt bei jedem Besucher Assoziationen"

Lesezeit: 2 min

Stars der internationalen Tanzszene sind in den kommenden Wochen im Veranstaltungsforum zu Gast. Zu Beginn des Festivals spricht Organisator Heiner Brummel über die Faszination dieser Ausdrucksform

Interview von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Mit fünf international bedeutenden Kompanien und den besten Tänzern aus dem Landkreis feiert das Veranstaltungsforum in den kommenden Wochen sein 15-jähriges Bestehen. Die Idee stammt von Heiner Brummel, dem Leiter der Theaterreihe in Fürstenfeld. Trotz Aufbau- und Organisationsstress, weil beispielsweise der Laster mit dem Bühnenbild am Wochenende nicht nach Deutschland fahren durfte, hat er sich vor der ersten Aufführung an diesem Dienstag Zeit für ein kurzes Gespräch genommen.

SZ: Herr Brummel, das Veranstaltungsforum ist bekannt für seine erfolgreichen Musikreihen, die Theaterreihe, Kabarett. Ist nun zum Jubiläum ausrechnet ein Tanzfestival da nicht ein großes Wagnis?

Heiner Brummel: Nur sehr bedingt. Die Besucher kennen das ja schon aus der Theaterreihe. Und die Tanzvorstellungen waren da eigentlich die bestbesuchten. Sie waren alle ausverkauft und die Resonanz war riesig. Das zeigt mir, dass die nicht literarischen Theaterformen die Leute emotional erreichen. Das war ein Motiv, diese Form, konkret durch den Tanz, weiter zu stärken und den Leuten noch mehr zu geben, als wir es ohnehin schon tun.

Die Kompanie "Les 7 Doigts de la Main" präsentiert mit ihrer Choreografie ganz konkrete Geschichten. (Foto: Veranstalter)

Und was hat Sie noch motiviert?

Ich bin selbst ein großer Tanzfan. Mir gefällt die sinnliche Art der Darstellung, die gleichzeitig große visuelle Bilder erzeugt. Und diese Energie, die Virtuosität, die Technik der Tänzer. Ich finde das alles sehr faszinierend. Und dazu kommt, dass wir hier einfach die entsprechenden Räumlichkeiten haben. Es gibt genug Platz, den man auch effektiv nutzen kann, weil Tanztheater meistens ohne großes Bühnenbild auskommt.

Kann man das große Interesse an den Tanzveranstaltungen auch damit erklären, dass sie vielleicht zugänglicher sind, als klassisches literarisches Theater?

Das glaube ich tatsächlich. Weil es so unmittelbar ist, kann man sich - wenn es gut ist - dem Tanztheater und seiner Faszination einfach nicht entziehen. Selbst wenn die Leute rätseln, was das auf der Bühne gerade bedeuten könnte. Tanz entwickelt immer einen Sog, das spürt man auch im Publikum. Ich denke, dass alle visuellen und körperlichen Theaterformen die Leute direkter ansprechen können. Und die Aufführungen, die wir hier haben sind sowieso sehr zugänglich.

Heiner Brummel ist seit 2010 Leiter der Theaterreihe im Veranstaltungsforum. Zuvor war er unter anderem Chef des Stadttheaters in Landsberg am Lech. (Foto: Johannes Simon)

Das Programm, das Sie zusammengestellt haben, ist international und deckt verschiedenste Spaten ab. Wie viele Auftritte haben Sie sich dafür im Vorfeld angeschaut?

Mindestens 40 bis 50 Produktionen.

Sind sie dafür extra durch ganz Deutschland oder noch weiter gereist?

Nein, man muss nicht denken, dass ich so ein großes Budget habe. Ich habe mir das meiste davon auf Video angeschaut. Das ist mittlerweile so gut gemacht, das man danach entscheiden kann, ob etwas passt.

An diesem Dienstag beginnt das Festival nun mit dem Auftritt der französischen Kompanie "Les 7 Doigts de la Main" und ihrem Programm "Cuisine & confessions". Was hat Ihnen daran so gut gefallen?

Die Art, wie sie ihre Geschichten erzählen. Es geht um ganz konkrete Dinge, die durch den Tanz, der in diesem Fall viel Akrobatik, ist ausgedrückt werden. Und alles spielt in einer großen Küche, sogar das Kochen ist choreografiert.

Welche Geschichten erzählen die Tänzer denn?

Einer der Akrobaten beispielsweise spricht über seinen Vater, der in Argentinien von der Junta abgeholt wurde. Er fragt sich, was der Vater wohl gerne noch mit ihm gegessen hätte. Gleichzeitig saust er eine Stange herunter und stoppt kurz, bevor er aufschlägt. Ich glaube, das weckt beim jeder Besucher Assoziationen zum eigenen Leben.

"Les 7 Doigts de la Main" mit "Cuisine & confessions", an diesem Dienstag von 20 Uhr an im Veranstaltungsforum.Restkarten ab 29 Euro.  .

© SZ vom 28.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: