Tanz:Affenbabys und Vampire

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Spitzentanz: Beim Deutschen Ballettwettbewerb im Brucker Veranstaltungsforum werden auch noch andere Disziplinen getanzt. (Foto: Johannes Simon)

1000 Nachwuchstänzerinnen und -tänzer treten beim Ballettwettbewerb im Veranstaltungsforum an

Von Amelie Huber, Fürstenfeldbruck

Neben der Bühne, zwischen den schwarzen Vorhängen, warten die Tänzer aufgeregt auf ihren Auftritt. Manche üben ein letztes Mal ihre Tanzschritte, andere werfen schon mal einen Blick in die Zuschauermenge. Als ihre Startnummer aufgerufen wird und die Musik einsetzt, beginnt die Show der fauchenden Vampire, süßen Partyclowns und braven Zimmermädchen. Sie und noch viele mehr sorgen für eine entsprechende Stimmung im Brucker Stadtsaal, wenn sie in ihren bunten Kostümen zur passenden Musik im Rahmen des diesjährigen 22. Deutschen Ballettwettbewerbs über die Bühne tanzen.

Um sich für den Dance World Cup, der im Juni im spanischen Barcelona ausgetragen wird, zu qualifizieren, sind Tanzgruppen aus ganz Deutschland nach Fürstenfeldbruck gereist. Die etwa 1000 jungen Tänzerinnen und Tänzer, die in den Altersgruppen Mini, Kinder, Junioren und Erwachsene vertreten sind, versuchen sich noch bis zum Sonntag in den Kategorien von Gesang und Tanz über Hip Hop und Ballett bis zu National- und Stepptanz in etwa 500 Tänzen zum Sieg im Qualifikationswettbewerb zu tanzen.

Auch wenn eine Jury jeden Sprung, jede Drehung konzentriert verfolgt, steht der Sieger der Herzen in der Kategorie Gesang und Tanz längst fest. Das Affenbaby holte sich mit seiner Gruppe mit der Nummer "Wo ist die Kokosnuss?" besonders viel Applaus vom Publikum, als es die geklaute Kokosnuss aus dem bekannten Kinderlied am Ende des Auftritts der jungen Tänzerinnen und Tänzer hochhielt.

Nicht nur die jüngeren Teilnehmerinnen und Teilnehmer, auch Kinder und Jugendliche zwischen zehn bis 17 Jahre stellten ihr tänzerisches Talent unter Beweis. In derselben Kategorie sorgten besonders die Vampire der Juniorenklasse für Stimmung auf der Bühne. Mit ihrem schaurigen Tanz zu "Ewigkeit" sorgten sie für eine gruselige Atmosphäre. Dazu bei trugen unter anderem ihre Kostüme mit schwarzen Fetzen und blassblauen Puffärmeln.

Was bei fast allen Darbietungen auffällt: Nur selten kann man männliche Tänzer zwischen den schwingenden Röcken ausmachen. Eine Ausnahme stellt der 15- jährige Om da. Er und seine Tanzkolleginnen sind mit der Tanzkompanie "Art&Dance" aus Lörrach angereist, um am diesjährigen Ballettwettbewerb teilzunehmen. Om hatte einen seiner Auftritte schon hinter sich, bei dem er inmitten der sich synchron bewegenden Tänzerinnen, die in ihren paillettenbesetzten goldenen Kostümen im Bühnenlicht funkelten, seine Tanzschritte geübt zu "A Chorus Line", dem Soundtrack des gleichnamigen Films, aufs Parkett zauberte. Bei der Disziplin "Song and Dance", wie das gleichzeitige Singen und Tanzen genannt wird, sei es besonders bei der Abfolge schwieriger Tanzschritte eine große Herausforderung, auch noch zu singen. "Man kommt schnell aus der Puste" sagt Om. Trotzdem gehen alle Tänzer nach der Verbeugung selbstsicher von der Bühne, natürlich erst, nachdem sie ihre ebenfalls golden glitzernden Hüte vor dem Publikum gezogen haben. Genauso wie Om sind auch Mia, 14, und Johanna, 15, Mitglieder von "Art&Dance" und tanzen in der Klasse der Junioren. Jedoch steht für sie der Erfolg bei solchen Tanzevents nicht im Mittelpunkt. "Natürlich möchte man gut ankommen", sagt Johanna, "aber der Spaß steht im Vordergrund". Besonders die gemeinsamen Erlebnisse in der Gruppe und der Teamgeist würden den Reiz der Sportart ausmachen. Schon seit neun Jahren tanzt auch Mia. Wie ihre Teamkollegin trainiert sie drei- bis viermal in der Woche Jazz und Contemporary. Da sie zu den sogenannten Aufbaugruppen der Tanzschule gehört, ist für sie die Teilnahme an Wettbewerben nichts Neues. Die Begeisterung für das Bewegen zur Musik hat sie alle schon im frühen Kindesalter gepackt. Johanna und Om schwärmen von einer Aufführung des Balletts "Schwanensee", die sie damals besuchten. Als Profi groß rauszukommen, traut sich Mia zwar noch nicht zu, den ein oder anderen Tanzwettbewerb aber wird sie sicher bis dahin noch bestreiten.

© SZ vom 24.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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