SZ-Serie: Bodenschätze, Folge 23:Meisterhafte Schmiedekunst

Lesezeit: 2 min

Zwei Schmuckstücke aus einem frühmittelalterlichen Frauengrab bei Emmering müssen von einem hoch spezialisierten Goldschmied gefertigt worden sein. Ihrer Trägerin bescheinigen sie einen hohen Status

Von Florian J. Hamann, Emmering

Überall im Brucker Land sind unter der Erde Schätze verborgen, die viel über die Entwicklung des Landkreises und der menschlichen Zivilisation erzählen. Mit seiner weit über die Landkreisgrenzen hinaus bekannten archäologischen Abteilung schafft es der Historische Verein, dass diese Schätze geborgen, erforscht und erhalten werden. In einer Ausstellung präsentiert der Verein nun in jeder Kommune mindestens ein für den Ort bedeutendes Fundstück. In einer SZ-Serie werden alle Ausstellungsstücke vorgestellt.

Ein Fund, der so beeindruckend ist, dass der Historische Verein beschlossen hat, ihn zu seinem Logo zu machen, stammt aus Emmering. Es handelt sich um ein vergoldetes Fibelpaar von höchster handwerklicher Qualität. Die zwei etwa 2,3 Zentimeter großen Fibeln stellen die Seitenansicht zweier Vögel dar. Sowohl das Material als auch die Ausarbeitung deuten auf den hohen Wert der Stücke hin. Sie bestehen aus Silber und wurden feuervergoldet. Eine Punktverzierung auf dem Leib bildet in stilisierter Form das Gefieder ab. Anstelle von Augen, Schwanz und Füßen wurde je ein roter Stein aus der Gruppe der Granate, sogenannte Almandine, eingelegt. Um die Wirkung der Edelsteine zu verstärken, sind die entsprechenden Stellen mit einer gewaffelten Goldfolie hinterlegt. Der Goldschmied, der die Fibeln gefertigt hat, muss also hoch spezialisiert und wahrscheinlich sehr erfahren gewesen sein. Gefunden wurden die beiden Stücke in einem Frauengrab am östlichen Ortsrand von Emmering. Dort haben die Archäologen einen großen, für die Zeit ab dem fünften Jahrhundert typischen Friedhof mit knapp 600 Gräbern gefunden. Die meisten Gräber allerdings waren schon vor langer Zeit ausgeraubt worden und in schlechtem Zustand.

Dafür war das Frauengrab mit den beiden Fibeln noch sehr gut erhalten. Gefunden wurden auch Fragmente einer eisernen Gürtelschnalle, drei größere Gehängeperlen und eine Silbermünze. Anhand der Beigaben gehen die Forscher davon aus, dass die Frau zwischen 480 und 530 bestattet wurde. Der anthropologische Befund verrät außerdem, dass sie zwischen 40 und 60 Jahre alt war, als sie starb.

Die beiden Fibeln wurden im Halsbereich gefunden, was für diese Zeit üblich ist. Vermutlich dienten sie dazu, einen Umhang oder Mantel zu verschließen. Die Kostbarkeit der Stücke lässt drauf schließen, dass sie für andere sichtbar getragen wurden. Die Fibeln lassen auch darauf schließen, dass die Frau eine höhere soziale Stellung innehatte. Immerhin besaß sie eine wertvolle Festtagstracht.

Ausstellung "Bodenschätze" des Historischen Vereins, bis 27. September. Die Vogelfibeln sind zu sehen in der VR Bank Emmering, Amperstraße 12. Geöffnet montags bis donnerstags 8 bis 12.30 Uhr. Zusätzlich Montag von 14 bis 16 Uhr, Dienstag und Donnerstag von 14 bis 18 Uhr und Freitag von 8 bis 15 Uhr. Alle Ausstellungsorte finden sich im Internet unter www.historischer-verein-ffb.de. Erschienen ist zudem ein lesenswerter Katalog. Ab dem 2. September sind alle Exponate gemeinsam im Landratsamt zu sehen. Der Historische Verein bietet kostenlose einstündige Führungen für Gruppen von fünf bis 20 Personen. Anfragen per Mail an Fahrten@hvf-ffb.de

© SZ vom 24.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: