Systematischer Waldbau:Forstwirtschaft und Nachhaltigkeit

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Seit 300 Jahren werden die Wälder in Deutschland gehegt und gepflegt

Von Johann von Laffert

Der Begriff "Nachhaltigkeit" wird häufig im Zusammenhang mit dem Klimawandel verwendet. Dabei ist das Konzept schon älter. Es kommt ursprünglich aus der Forstwirtschaft: 1713 benutzte es Johann Carl von Carlowitz, der als Oberberghauptmann des Erzgebirges auch für die Holzversorgung vor Ort zuständig war, in seinem Werk "Sylvicultura Oeconomica". Es war das erste geschlossene Werk über Forstwirtschaft.

Er schrieb es in einer Zeit der Holznot, von der er auch selbst betroffen war. Diese gab es sehr häufig im 18. Jahrhundert, da der Wald für Brennstoff, Baumaterial, aber auch als Weide für Haustiere herhalten musste. Zudem ließen die Adeligen zu viel Wild in den Wäldern leben, um bei der Jagd sicher erfolgreich zu sein. So berichtet es Forstamtsleiter Günter Biermayer.

Fehlte das Holz, fehlte auch die Energie, die Städte und Bergwerke benötigten. Die zur Erzverhüttung nötigen hohen Temperaturen gewann man meist aus Holzkohle, erst später aus Steinkohle.

Um den Holzmangel zu bekämpfen, begannen im 18. Jahrhundert auch die Fürsten in Bayern und Sachsen, die geplünderten Wälder systematisch aufzuforsten, indem sie Bäume ansäten oder pflanzten. Gleichzeitig erneuerten sie alte Gesetze oder schufen neue. Heute sind alle deutschen Wälder durch das Bundeswaldgesetz geschützt.

Durch die Aufforstung nach Rodungen wurde zwar der Holzbestand nicht verringert, die Wälder wurden aber immer jünger. Heute versuche man hingegen, naturnahe Bestände zu bekommen, in denen alte und junge Bäume stehen, erklärt Biermayer. Um die Produktivität zu steigern, pflanzte man bis ins 20. Jahrhundert hinein zahlreiche Nadelbäume an, die schneller wachsen als Laubbäume. So konnte man mehr Holz auf der selben Waldfläche produzieren, schuf aber auch Monokulturen.

Die neu aufgekommene Forstwirtschaft unterschied sich deutlich vom Raubbau und war verantwortlich für eine Regeneration des Waldes. Urwälder gibt es wegen dieser Entwicklung in Deutschland aber nicht mehr. Um die Idee der Nachhaltigkeit in der Forstwirtschaft zu erhalten und zu verbreiten, entstanden viele Forstschulen in ganz Deutschland. Darunter beispielsweise die noch heute bestehende Forstliche Hochschule Tharandt in Sachsen, die schon 1785 gegründet wurde.

Biermayer weist auf eine große Besonderheit hin: Jeder darf in Deutschland den Wald betreten, auch wenn es sich um Privatwald handelt. "Das ist keine Selbstverständlichkeit." In Frankreich beispielsweise gebe es kein allgemeines Betretungsrecht des Waldes.

© SZ vom 16.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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