Streitschlichterin Lisa-Roxanne Dercho:"Erstmal ordentlich nachhaken"

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Sie vermittelt bei Streit in der Schule: Schülerin und Streitschlichterin Lisa-Roxanne Dercho über Konflikte unter Jugendlichen und die Schwierigkeiten, diese zu lösen.

Th. Kohl

Endlich bekommt Lisa-Roxanne Dercho etwas Anerkennung. Weil die Schülerin des Viscardi-Gymnasiums in Fürstenfeldbruck seit sechs Jahren Streitschlichterin ist, wurde die 20-Jährige nun zusammen mit anderen Schülern aus dem Landkreis für ihre ehrenamtliche Tätigkeit geehrt. Im kleinen Saal des Klosters Fürstenfeld erhielt sie aus den Händen des stellvertretenden Landrats Hans Wieser eine Urkunde. Thomas Kohl sprach mit ihr über das Eisbergprinzip und Unparteilichkeit.

Wurde für ihr Engagement geehrt: Streitschlichterin Lisa Dercho. (Foto: region.ffb)

SZ: Wie gestaltet sich die Ausbildung zum Streitschlichter?

Lisa-Roxanne Dercho: Zweimal im Jahr besuchen wir ein Seminar. Man lernt dort ganz grundlegende Sachen. Dass man sich beim Schlichten beispielsweise nicht auf eine Seite schlagen darf. Wichtig ist auch das Eisbergprinzip. Es besagt, dass der größte Teil eines Konflikts am Anfang noch im Verborgenen liegt.

SZ: Wie reagiert man, wenn nun ein Konflikt zwischen Schülern auftritt?

Dercho: Jede Partei wird zunächst einzeln befragt. Dabei sind wir Streitschlichter immer zu zweit und haken erstmal ordentlich nach. Meistens gibt es dann noch einige Nachgespräche. Wenn wir dann zusammen mit den Konfliktparteien eine Lösung gefunden haben, wird ein Vertrag gemacht. So richtig mit Unterschrift.

SZ: Halten sich die Schüler später dann an diesen Vertrag?

Dercho: Meistens schon. Wichtig ist, dass wir den betroffenen Schülern das Gefühl geben, sie ernst zu nehmen. Dann halten sie sich eher an die Vereinbarungen.

SZ: Sucht ihr euch selbst eure Fälle oder kommen die Schüler mit ihren Problemen zu euch?

Dercho: Die betroffenen Schüler kommen in der Regel von selbst. Aber auch die Lehrer fordern uns manchmal auf, in einer bestimmten Situation einzugreifen. Da entsteht für die Schüler aber oft eine peinliche Situation. Und weil dann die Stimmung insgesamt nicht so gut ist, wird es schwieriger zu helfen. Denn Schüler, die nicht freiwillig kommen, blocken meist ab.

SZ: Hat dich die Tätigkeit als Streitschlichterin verändert?

Dercho: Ja, auf jeden Fall. Ich habe gelernt, einen neutralen Standpunkt einzunehmen. Ich denke, das ist für später wichtig. Egal in welchem Job. Es werden immer Konflikte auftreten. Deswegen ist es wichtig, mit ihnen umgehen zu können. Ich habe mir angewöhnt, immer beide Seiten zu durchleuchten. Das hilft übrigens auch im Umgang mit den Eltern.

© SZ vom 28.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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