Statistik:Gesunde Fürstenfeldbrucker

Lesezeit: 2 min

Die Versicherten im Landkreis fehlen selten in der Arbeit und liegen damit deutlich unter dem Bundesdurchschnitt

Von Ariane Lindenbach, Fürstenfeldbruck

Die Menschen im Landkreis sind seltener krank als anderswo. Die erfreuliche Nachricht kommt von der Betriebskrankenkasse BKK Pro Vita. Auch die Statistik des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) bestätigt, dass der Krankenstand in Bayern wie in den Vorjahren unter dem Bundesdurchschnitt liegt. Der Leiter Gesundheitsamtes, Rudolf Summer, relativiert die Zahlen allerdings ein wenig, da beispielsweise nicht alle Berufsgruppen erfasst werden oder die Sorge um den Arbeitsplatz eine Rolle bei der Häufigkeit der Krankschreibungen spielen könnte.

Die BKK meldet für das Jahr 2015 für den Landkreis 11,9 Krankheitstage, entsprechend einem Krankenstand von 3,25 Prozent. Bayernweit haben die BKK-Versicherten an 14,1 Tagen in der Arbeit gefehlt, Deutschlandweit waren die BKK-Versicherten sogar an 15,4 Tagen krank gemeldet. Soweit decken sich die Zahlen weitgehend mit denen des Landesamtes. Auch das LGL

verzeichnet den Krankenstand in Bayern wie in den Vorjahren unter dem Bundesdurchschnitt. Dort allerdings hat der Freistaat je nach Kassenart den niedrigsten oder zweitniedrigsten Krankenstand.

"In unserer DHL-Paketzustellbasis ist der Krankenstand erfreulicherweise tatsächlich etwas geringer als in vergleichbaren Produktionsstätten unseres Unternehmens in der Region", bestätigt Dieter Nawrath. Der Sprecher der Deutschen Post DHL Group sieht den Grund hierfür "in einem sehr aktiv betriebenen Gesundheitsmanagement". Das beinhalte Vorträge, Unterricht sowie ein gesundes Frühstück mit der Betriebsärztin, bei dem diese eine gesunde und ausgewogene Ernährung vorgestellt habe. Zahlen zum Krankenstand allerdings, der laut BKK unter Paket- und Briefträgern am höchsten ist, wollte Nawrath nicht nennen.

Gleich nach den Paketboten mit 23,9 Arbeitsunfähigkeitstagen kommen gemäß der BKK-Statistik Müllmänner und Werktätige im Recycling-Gewerbe (21,6 Arbeitsunfähigkeitstage). Und auch beim Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises sind die Mitarbeiter demnach gesünder als anderswo. Wie der Werkleiter Herbert Britzelmair berichtet, erstellte die AOK 2013 für den Betrieb ein Arbeitsunfähigkeitsprofil. Demnach liegt der Krankenstand dort mit 3,5 Prozent deutlich unter dem Durchschnitt der Branche auf Landesebene (7,6 Prozent) und ganz erheblich unter dem Bundesdurchschnitt von 8,1 Prozent. Den Grund hierfür kann der Werkleiter nach Rücksprache mit einigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nur vermuten: "Es liegt wohl an dem guten Betriebsklima beim Abfallwirtschaftsbetrieb."

Dass die Psyche in diese Statistiken in mehrerlei Hinsicht hineinspielt, gibt jedoch der Leiter des Gesundheitsamtes zu bedenken. Als ein Beispiel nennt er die Angst vor Arbeitsplatzverlust. In Branchen mit sicheren Arbeitsverhältnissen, etwa in der Kranken- oder Altenpflege, gebe es häufig viele Krankheitstage, "weil die Berufe sehr sicher sind". Anders sehe es da in gefährdeten Branchen aus, etwa dem Banken- oder Versicherungswesen. Nach einer AOK-Erhebung hatte diese Branche mit 2,8 Prozent den niedrigsten Krankenstand, das Gesundheits- und Sozialwesen lag mit 4,8 Prozent in der oberen Hälfte.

Ganz allgemein sind diese Statistiken Summer zufolge mit Vorsicht zu betrachten. "Manche Berufsgruppen kommen gar nicht darin vor. Da ist zum Beispiel kein einziger Beamter drin erfasst oder Selbständige." Auch gebe es teils deutliche Unterschiede zwischen Bundesländern oder den verschiedenen Krankenkassen, abhängig von den Berufsgruppen, die dort hauptsächlich versichert seien. Auch das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit beklagt, dass derartige Zahlen derzeit nicht Kassenübergreifend auf Länder- oder Bundesebene erhoben werden, sondern nur von einzelnen Krankenkassen. Das LGL verarbeitet lediglich die Daten der drei Krankenkassen AOK, TK und DAK.

© SZ vom 10.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: