Stadtrat vertagt Entscheidung über Antrag :Überlastet

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20 000 Fahrzeuge passieren täglich die Kreuzung der Landsberger mit der Münchner Straße, für die sich die CSU einen Kreisverkehr wünscht. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Verkehrsexperte rät von Kreisverkehr am östlichen Stadtrand von Germering ab

Von Andreas Ostermeier, Germering

An mehreren Zufahrten zur Stadt hat Germering einen Kreisverkehr. Die CSU wünscht sich nun einen weiteren am östlichen Stadtende, wo Landsberger und Münchener Straße zusammentreffen. Momentan steht dort, wo der Weg täglich viele Pendler und Schüler zur S-Bahn führt, eine Ampelanlage. Die Kreisverkehre hätten sich bewährt, sagt CSU-Stadtrat Franz Senninger, sie markierten für die Autofahrer den Beginn der Stadt und einer verringerten Geschwindigkeit. Diesen Effekt möchte Senninger auch für die Landsberger Straße haben, auf der "häufig Geschwindigkeiten weit über den erlaubten 50 Stundenkilometern gefahren" würden, zitierte er die Polizei.

Diesen Argumenten will Jürgen Schmiele vom Ingenieurbüro Transver gar nicht widersprechen. Er hat im Auftrag der Stadt eine Untersuchung gemacht, wie sich ein Kreisel an der Ecke Landsberger/Münchener Straße auf den Verkehr auswirken könnte. Lege man die momentanen Gegebenheiten zugrunde, sagt er, dann könnte ein Kreisverkehr funktionieren. Doch an dieser Stelle sollen - auf den ehemaligen Morigl-Flächen - zwei hohe Häuser errichtet werden, mit Geschäften im Erdgeschoss. Schmiele ist skeptisch, dass ein Kreisel diesen zusätzlichen Verkehr bewältigen kann. Er rät deshalb von einer Umsetzung des CSU-Wunsches ab.

Etwa 20 000 Fahrzeuge hat Schmiele an der Ecke gezählt, die meisten bewegen sich auf der Landsberger Straße, morgens in Richtung München, abends wieder zurück. Doch für die Leistungsfähigkeit eines Kreisverkehrs spielen auch die anderen Wege eine Rolle, so der von und zum S-Bahnhof Harthaus. Daneben gilt es, die Radfahrer in einen Kreisverkehr zu integrieren. Die Wartezeit der Autofahrer am Morgen, hervorgerufen durch einen Kreisel, hält Schmiele für lang, aber noch zu bewältigen. Kommen aber weitere Autos und Fußgänger hinzu, die beispielsweise von einem Geschäft auf der einen zu einem auf der anderen Fahrbahnseite gehen, sprengt dies nach Schmieles Untersuchungen die Kapazität eines Kreisels. Die Wartezeiten werden zu lange.

Die CSU will dennoch nicht von ihrem Wunsch lassen. Zweiter Bürgermeister Wolfgang Andre monierte, dass Schmiele Annahmen gemacht habe, von denen man nicht wisse, ob sie einmal bestehen werden. Stadtbaumeister Jürgen Thum nahm daraufhin den Verkehrsexperten in Schutz. Die Annahmen seien ihm im Oktober für die Berechnungen mitgegeben worden, sagte Thum. Noch ist allerdings unklar, welche Gebäude einmal an der Ecke Landsberger/Münchener Straße stehen werden. Denn momentan geht es nicht voran. SPD-Stadträtin Tinka Rausch sprach von einem "städtebaulichen Charme", den die CSU-Idee habe, verlangte aber, dass ein Kreisel funktionieren müsse. Deshalb soll nun abgewartet werden, was für Gebäude und welche Nutzungen am östlichen Stadtrand entstehen, bevor man sich wieder mit einem Kreisverkehr an dieser Stelle befasst.

© SZ vom 15.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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