Stadtplanung:Grün statt Grau

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Auf Vorschlag des Umweltbeirats will die Stadt Germering ein Stück Straße durch eine Wiese ersetzen. Dieser geringen ersten Entsiegelung soll eine zweite große folgen: der Volksfestplatz

Von Andreas Ostermeier, Germering

Ein kleines Stückchen Grün will die Stadt Germering dem Asphalt abringen. Die Ecke Lilien-/Nelkenstraße soll mithilfe eines Wiesenstücks schöner gemacht werden. Das Stückchen Natur ist Teil eines Antrags des Umweltbeirats gewesen. Dieses Gremium möchte erreichen, dass die Stadt asphaltierte Flächen entsiegelt, wenn das möglich ist. Zwei weitere Vorschläge für mehr Grün sind allerdings zurückgestellt worden.

Wohnungsbau, Schulerweiterung oder Gewerbeansiedlung: Wiesenflächen und Ackerland verschwinden in Germering zunehmend unter Asphalt oder werden überbaut. Der Umweltbeirat der Stadt will erreichen, dass es auch einmal andersherum geht. Deswegen hat das Gremium den Stadträten Vorschläge unterbreitet, wo Gras wachsen statt Asphalt liegen könnte. Eine kleine Fläche für die Rückkehr zur Natur befindet sich bald an der Ecke Nelken-/Lilienstraße. Dort mündet ein Fußweg ein, der in Richtung Münchner Straße führt, Platz für einen Rasenzwickel. Auch das Anpflanzen eines Baumes können sich die Stadtpolitiker an dieser Stelle vorstellen. Allerdings sollen Vorkehrungen getroffen werden, damit das Stückchen Natur nicht zur Hundewiese wird. Zudem wies die Verwaltung darauf hin: Das Fleckchen muss vom Bauhof gepflegt werden.

Kein Platz für mehr Wiese: Aus Gründen der Verkehrssicherheit soll die schraffierte Asphaltfläche bestehen bleiben und Autofahrern, die auf die Landsberger Straße auffahren, als mögliche Bremszone dienen. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Auch entlang eines Stücks der Landsberger Straße und bei der Zufahrt von der Spange auf die Landsberger Straße bevorzugt der Umweltbeirat Grün statt Grau. Doch beide Vorschläge wollen die Stadträte momentan nicht berücksichtigen. So halten sie die Begrünung der markierten Fläche nahe der Kreuzung von Landsberger und Streiflacher Straße - am Ende der Rampe von der Spange kommend - für ein Sicherheitsrisiko für den einfahrenden Verkehr. Die Fläche mit Sperrmarkierung könne als Ausweiche für die Autofahrer dienen, die sich beim Einfahren in die Landsberger Straße verschätzen, hieß es. Liege dort allerdings Rasen, könnten Autofahrer verwirrt und zu gefährlichen Bremsmanövern veranlasst werden. Auch die Anpflanzung eines Baumes, den sich der Umweltbeirat dort vorstellen kann, lehnt der Stadtrat ab, denn dadurch würde der Blick auf die nahe Fußgängerampel verhindert.

Auf der versiegelten Fläche vor dem parkenden Auto soll es bald grünen. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Etwas anders sieht es für den Vorschlag aus, einen Teil des nördlichen Wirtschaftswegs entlang der Landsberger Straße zu begrünen. Zwischen den Einmündungen von Kurfürsten- und Rosenstraße kann sich der Umweltbeirat dies vorstellen. Die Stadträte lehnen eine Verschmälerung des Wirtschaftswegs nicht ab, wollen sie aber auch nicht angehen, so lange die Planungen für eine Fahrradstraße nicht abgeschlossen sind. Der Wirtschaftsweg soll eine sichere und weitgehend hindernisfreie West-Ost-Route für Fahrradfahrer werden. Entscheidungen, die dieses Projekt behindern könnten, wolle man nicht treffen, hieß es. Der Vorschlag des Umweltbeirats ist zurückgestellt worden.

Keine Grünfläche am rechten Rand des Radlwegs. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Nur einen der drei Vorschläge zur Entsiegelung will der Stadtrat also umsetzen. Flächenmäßig ist es zudem der kleinste. Einer möglichen Enttäuschung der Antragsteller tritt aber Stadtbaurat Jürgen Thun entgegen. Denn die Stadt hat ein viel größeres Projekt zur Entsiegelung einer Fläche vor. So soll der Volksfestplatz von Asphalt befreit werden. Das Ereignis, das in seinem Namen enthalten ist, findet sowieso nicht mehr statt. Die Germeringer feiern seit einigen Jahren ihr Stadtfest vor der Stadthalle im Zentrum. Einmal in der Woche ein Wochenmarkt, einmal monatlich ein Flohmarkt, dazu dient der Platz noch. Außerdem gibt es dort einen Wertstoffhof und einen Kindergarten, die Zufahrten benötigen. Einen Großteil des Platzes könnte man deshalb der Natur zurückgeben. Viel Grün, ja einen kleinen Park, kann sich die Verwaltung auf der Fläche vorstellen. Allerdings lässt sich auch diese Idee nicht schnell realisieren, denn der Untergrund des Platzes diente wohl in den Fünfziger- und Sechzigerjahren als Müllkippe. Unklar ist, welche Stoffe sich im Boden befinden. Mehrere Proben sollen darüber Aufschluss geben. Erst wenn bekannt ist, was sich im Erdreich unter der Asphaltdecke befindet, kann über eine Entsiegelung entschieden werden.

© SZ vom 13.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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