Stadtkunstland:Fürstenfeldbruck soll leuchten

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Das Projekt, bei dem nach Skulpturen für den öffentlichen Raum gesucht wird, geht in die nächste Runde. Von Herbst an werden vier neue Arbeiten zu sehen sein. Im Sommer 2021 sollen dann die Bürger entscheiden, welche davon gekauft wird

Von Florian J. Haamann

Vier neue Skulpturen dürfen die Fürstenfeldbrucker von Herbst an in ihrer Stadt entdecken. Sie sind Teil des 2008 begonnen Projekts "Stadtkunstland", das Kunst in den öffentlichen Raum bringen soll. Irgendwann einmal sollen vom Kloster aus Skulpturenpfade in alle Richtungen der Stadt führen. Bisher konzentrieren sich die bereits aufgestellten Skulpturen auf den Bereich zwischen Kloster und Amper. Die nun geplanten Werke sollen deshalb im Brucker Westen präsentiert werden. Thema dieser vierten Auflage des Wettbewerbs sind Lichtskulpturen.

Ausgewählt worden sind sie von einer Jury, besteht aus dem ehemaligen Kulturreferenten Klaus Wollenberg, Brucks Hauptamtschef Roland Klehr und Kurator Gerhard Derriks. Neun Künstler waren eingeladen, ihre Ideen vorzustellen, sieben von ihnen haben bis zum Ablauf der Frist am 28. Februar eine Arbeit eingereicht. Die vier Sieger können ihre Konzepte nun umsetzen. Ein Jahr lang werden die Skulpturen dann zu sehen sein, im Sommer 2021 sollen die Brucker in einem Bürgervotum dann darüber entscheiden, welche der vier Lichtskulpturen die Stadt ankauft. Eine zweite Skulptur wird die Kulturstiftung Derriks erwerben und der Stadt als Dauerleihgabe überlassen. Derriks und Wollenberg hoffen, dass sich auch für die beiden anderen Skulpturen noch Käufer finden, die sie der Stadt ebenfalls als Leihgabe zur Verfügung stellen.

"Let it be light" von Anne Pfeifer und Bernhard Kreutzer erhält 25 Stimmen und landet auf den dritten Platz. (Foto: Gerhard Derriks)

Die erste Arbeit stammt von Christoph Hildebrand aus Essen und heißt "Gimmeabreak Helix". In einer Helix schrauben sich dabei die beiden Worte "Woher" und "Wohin" als LED-Buchstaben, eines in rosa, eines in rot, an einer Metallstange an fünf Ringen, einer pro Buchstabe, gen Himmel. Die Jury begründet ihre Auswahl damit, dass die Arbeit zwei urmenschliche Fragen stellt: Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Die Suche nach Antworten auf diese Fragen seien der Ursprung von Religion und Philosophie gleichsam wie auch Fragen, die sich die Menschen heute noch stellen. "Bezogen auf unser Miteinander sind es Fragen, über die wir uns am Stammtisch oder unter (Partei-)Freunden die Köpfe heiß reden, wenn es um lokale, nationale oder globale Politik geht" heißt es dazu. Das Werk erfüllt damit eine der wichtigsten Voraussetzungen der Ausschreibung. Denn die eingereichten Skulpturen sollen das Interesse an der Kunst fördern und im Idealfall durch pädagogische Konzepte erschlossen werden.

Die zweite Arbeit steuert Siegfried Kreitner bei. "VIII 2019" ist eine Stele, die sich mit dem Thema Klimawandel beschäftigt. Mit vier Solarelementen wandelt sie das einfallende Sonnenlicht in Storm um und erzeugt so die Energie, die sie für ihre blaue Beleuchtung und Bewegung benötigt. Die Bewegungsgeschwindigkeit hängt dabei von der Lichtintensität ab - auf der der Sonne zugewandten Seite bewegen sich die Module also schneller. Darüber hinaus wird ein Teil der Energie gespeichert. Mit dem Strom versorgt sich die Skulptur dann in der Dunkelheit selbst. "VIII 2019" ist damit das einzige der vier Kunstwerke, das autonom ist. "Es demonstriert uns also, was möglich ist, mit Blick auf die Energiewende", sagt Kurator Derriks.

Dem "Makrocontroller" von Carolin Liebl und Nikolas Schmid-Pfähler sprechen 29 Bürger zu, was ihm den zweiten Platz einbringt. (Foto: Carolin Liebl und Nikolas Schmid; Gerhard Derriks)

"Makrocontroller" heißt die dritte Arbeit des Wettbewerbs. Sie kommt von Carolin Liebl und Nikolas Schmid-Pfähler. Die Skulptur bildet einen überdimensionalen Mikrochip nach, ist etwa dreieinhalb Meter hoch. Sie soll dem Betrachter die Technik näherbringen, die heute in allen elektronischen Geräten verbaut ist. Kupferne Leiterbahnen führen von der Platine weg, die selbst mit bunten LED-Leuchten bestückt ist. Die farbigen Lichter bilden ein Netzwerk, das sowohl als digitale wie auch als analoge Verbindungen zwischen den Menschen verstanden werden kann.

Aus drei Lichtstelen besteht "Let three be light" von Anne Pfeifer und Bernhard Kreutzer. Die drei Stelen, die einen Abstand von eineinhalb Metern voneinander haben und ein gleichseitiges Dreieck bilden, sind in unberührtem Zustand dunkel. Erst wenn ein Mensch zwei von ihnen berührt, leuchten sie gelb. Um alle drei zu aktivieren, braucht es also gleich zwei Besucher. So kann die Arbeit nur durch die Begegnung zwischen Menschen komplett erfahren und erlebt werden.

Alle vier Künstler und Künstlerpaare haben bereits viel Erfahrung mit Lichtskulpturen. Das war der Jury bei der Auswahl ebenfalls wichtig. Man lege Wert darauf, dass die Werke möglichst lang funktionieren und nicht sofort kaputt gehen, betont Klaus Wollenberg. Für die einjährige Auswahl bekommen die Künstler jeweils 4000 Euro und 1000 Euro Spesen. Der Ankaufspreis für die Skulpturen, die Stadt und Kulturstiftung anschaffen werden, liegt dann bei jeweils 18 000 Euro.

© SZ vom 27.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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