Stadtfest:Viel Rummel, etwas Kritik

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Das Germeringer Stadtfest findet unter freiem Himmel statt. Das findet nicht jeder Besucher gut. Manche säßen gerne in einem Bierzelt. (Foto: Günther Reger)

Die Germeringer feiern unter freiem Himmel, mancher Besucher aber vermisst das Bierzelt

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Vorne auf der Bühne spielt als Hintergrundmusik beim Germeringer Stadtfest die Stadtkapelle. Viele Kinder sausen herum, während ihre Eltern am sonnigen Samstagnachmittag an den gut gefüllten Tischen auf dem Stadthallenplatz ein Bier oder einen Wein genießen. Jüngere Paare mit Kindern und Menschen reiferen Alters bestimmen die Szenerie. Jugendliche sind kaum auszumachen, finden sich jedoch abends ein, als die Band Nachtstark spielt. Doch eines steht fest: Das Stadtfest - vor einem Jahr als Alternative zum Volksfest erstmals veranstaltet - findet sein Publikum. Aber es gibt auch Stimmen, die ein wirkliches Volksfest vermissen.

Oberbürgermeister Andreas Haas hatte im vergangenen Jahr das dreitägige Germeringer Stadtfest noch mit dem dreiwöchigen Münchner "Tollwood"-Spektakel verglichen. Diesen verwegenen Vergleich hat er sich bei der zweiten Auflage des Festes erspart. "Germeringer kommen einfach gerne zusammen, um fröhliche Stunden miteinander zu verbringen", ließ er verlauten. Ein spezieller Grund würde dafür nicht benötigt. Die Sport- und Tanzaufführungen decken an den drei Tagen der TSV Unterpfaffenhofen-Germering und der SV Germering ab. Die Schautanzgruppe Fun Unlimited zeigt zum wiederholten Mal ihr Programm "Candy". Den Musikpart haben die Stadtkapelle, das Akkordeonorchester Funtasten der Musikschule und die Chorgemeinschaft Germering übernommen.

Das finden nicht alle Besucher sehr spannend. "Wir sitzen hier und gucken", sagt Frank Goal und nimmt einen Schluck Bier aus seinem Maßkrug. Der Germeringer denkt etwas wehmütig an das Volksfest zurück und vermisst die Stimmung in einem Zelt. "Das fehlt hier", sagt er, und seine Tischnachbarin Michaela Berndl nickt dazu. Auch die Fahrgeschäfte vermissen sie. Ähnlich geht es auch Martin Schmid, einem Ur-Harthauser, wie er sagt. Auch ihm gehen die Fahrgeschäfte ab. Astrid Schmid, zugezogen aus Schöngeising, gefällt es dagegen, die Germeringer Vereine kennen zu lernen. Interessant findet sie, dass es zwei Chöre gibt. "Der Platz hier ist schön", sagt sie. Die beiden zwölfjährigen Kinder Flora und Philipp haben sich am Glückshafen des Roten Kreuzes ziemlich ohne Erfolg versucht. Emil Schneider, zusammen mit Ehefrau und CSU-Stadtratskollegin Eleonore Cröniger über das Stadtfest flanierend, hält das Stadtfestkonzept dagegen für gelungen. "Das ist an einem zentralen Platz eine neue Form von Volksfest", sagt Schneider überzeugt. "Die Vereine bewirten perfekt und werden für die Besucher sichtbar."

Etwas Volksfest gibt es aber auch vor der Stadthalle. Am Kinderkarussell herrscht Hochbetrieb. Kinder fahren, Eltern winken und filmen mit dem Handy. Auch Steffen von "Steffen's-Dampflok" ist im Dauereinsatz. Er hat auf dem Rasen im Stadthallenareal seine Mini-Dampflok aufgebaut und ein Oval mit Schienen ausgelegt. Er setzt sich windschnittig vorne drauf und los geht's. Auf kleinen Waggons sitzen zehn Kinder. Zwei Mütter halten bei der nicht gerade rasanten Fahrt ihre Kleinen im Arm. Auch die Stadtbibliothek hat sich mächtig ins Zeug gelegt. "Gestalte deine eigene Bibliothekstasche" lautet die schriftliche Aufforderung an die Kinder. Michele Barthel, Auszubildende in der Bibliothek, animiert die vorbeikommenden Kinder zum Malen. "Wenn erst einmal ein Kind sitzt, dann geht's pausenlos weiter", sagt sie und lobt die achtjährige Emily, die vorne auf den Beutel einen Strand mit Sand und Meer und hinten drauf einen großen Kaktus gemalt hat. Ein Bücherflohmarkt, Vorlesestunden und ein Büffet runden das Angebot der Bibliothek ab.

Hinten dran ans Stadtfest ist am Sonntagnachmittag das vierstündige internationale Fest gehängt worden. Beim Volksfest fand es sich einst im Vorprogramm, nun ist es Ausklang des Stadtfests. Die zahlreichen Besucher erfreuten sich nicht nur an fremdländischen kulinarischen Köstlichkeiten. Chinesische Kindertänze, eine griechische Tanzgruppe oder orientalische Folkloretänze sorgten ebenso für gute Laune.

© SZ vom 17.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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