Soziale Dienste:Am Tropf der Großherzigkeit

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Soziale Verbände und Vereine im Landkreis sind von Spenden abhängig, um ihre Angebote aufrecht erhalten zu können. Doch diese Art der Einnahmen nimmt ab - selbst zur Weihnachtzeit

Von Julia Huss, Fürstenfeldbruck

Ob Bürger nun dem Aufruf der Gemeinde, dass Blutspenden Leben retten können, nachkommen; ob sich Mitmenschen dazu entschließen, ihre aussortierte Garderobe lieber der Kleiderkammer zu übergeben, statt sie jahrelang im dunklen Keller zu horten; oder, ob man etwas Geld in die Hand nimmt, um dem ortsansässigen Nachbarschaftsverein unter die Arme zu greifen - jede dieser Tätigkeiten ist uneigennützig. Es wird entweder Blut, Kleidung oder Geld für ehrenamtlich Zwecke gespendet. Dadurch, dass allerdings die Medien die Bevölkerung mittlerweile mit internationalen Spendenaufrufen überhäufen, wird es für die ortsansässigen Vereine immer schwieriger, Privatpersonen zu der einen oder anderen Spende zu animieren. Sogar während der Weihnachtszeit können inzwischen die wenigsten sozialen Verbände und Vereine auf eine vermehrte Spendenbereitschaft bauen.

Im Landkreis bieten sich viele Möglichkeiten, ehrenamtlich etwas beizutragen. Die Liste der Organisationen ist lang. Noch länger ist aber die Liste derer Dinge, die durch Spenden finanziert werden müssen. Angefangen beim Bayerischen Roten Kreuz. Auch Rainer Bertram, Kreisgeschäftsführer in Fürstenfeldbruck, kann ein Lied von den Dingen singen, die der Verein durch Spenden finanzieren muss, denn die Freiwilligen, die 365 Tage im Jahr bei Sanitäreinsätzen oder Notfallrettungen zur Stelle sind, müssen aus- und weitergebildet, aber auch ausgestattet werden. "Aktuell sparen wir zum Beispiel fleißig für den Neubau einer Katastrophenschutzhalle mit entsprechenden Büroräumen und Lehrsälen", berichtet Bertram.

Und auch der Kleiderladen in Fürstenfeldbruck musste zu Beginn erst einmal her- und eingerichtet werden. All das kostet Geld und muss durch Spenden finanziert werden. Der Löwenteil, nämlich 99 Prozent, käme von Fördermitgliedern, einmalige Spenden seien allerdings sogar zur Weihnachtszeit eher eine Seltenheit, betont der Kreisgeschäftsführer. Ähnliches kann Marlene Gnam, Teil der Geschäftsführung der Ökumenischen Nachbarschaftshilfe und des Sozialdienstes, erzählen. Selbst der spendenintensive Dezember bringe der Organisation nicht unbedingt mehr Förderungen ein.

Früher bekam der Verein häufiger Spenden von Privatpersonen, deren Angehörige den Pflegedienst in Anspruch nahmen. Oft entschlossen sich auch Patienten, vor allem zur Weihnachtszeit, die Arbeit des Vereins durch finanzielle Unterstützungen zu würdigen. Dies sei nun aber kaum mehr der Fall, erzählt Gnam, denn "mittlerweile gibt es zu viele Organisationen, Aufrufe und es ist zu vielfältig geworden". Dennoch ist sie überzeugt davon, dass speziell zur Weihnachtszeit die Bereitschaft etwas zu spenden höher sei.

Trotzdem muss auch Renate Grill, Vorsitzende der Nachbarschaftshilfe Olching festhalten, dass der ehrenamtliche Verein zur Weihnachtszeit nicht mehr Spenden bekommt. Generell sind auch bei dieser seit 1997 bestehenden Einrichtung die Spenden generell eher weniger geworden als im Vergleich zu den Vorjahren. Obwohl der gemeinnützige Verein die Zuwendungen ganzjährlich benötigt, um mithilfe von weiteren Vereinen und der Stadt Projekte zu organisieren wie das Olchinger Sommerferienprogramm für Kinder, voll von Kochkursen und Ausflügen. Ähnlich wie Marlene Gnam begründet Grill den Rückgang der finanziellen Förderungen damit, dass es mittlerweile "so viele Verbände gibt, für die man spenden kann." Trotz der Spendenabnahme freue es sie aber zu sehen, dass sich prinzipiell mehr Menschen für verschiedene Organisationen engagieren würden.

Im Gegensatz zu diesen eher negativen Erkenntnissen bezüglich der Spendenbereitschaft zur Weihnachtszeit kann Birgit Weiß vom Caritas-Zentrum Fürstenfeldbruck Positiveres verbuchen. Vor allem die Aktion "Wunschbaum" verlaufe bisher vielversprechend. Immer mehr Mitbürger erfreuten sich daran, sich einen Zettel, die an den Bäumen im Brucker Fenster und am Christkindlmarkt am Viehmarktplatz stehen, herunter zu pflücken und Bedürftigen einen kleinen Wunsch zu erfüllen. Weiß ist sich sicher, dass "die Schwelle etwas zu spenden an Weihnachten niedriger ist", da man gerne, gerade zum Fest der Liebe, etwas abgeben möchte. Generell sind allerdings alle Vereine im Landkreis auf kontinuierliche finanzielle Unterstützung angewiesen. Denn ansonsten ist es für sie unmöglich, neue Projekte aufzubauen, bereits bestehende Aktionen beizubehalten oder weitere Pläne zu intensivieren.

© SZ vom 20.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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