Sozialdemokraten :Mischung aus bewährten und neuen Kräften

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Einige langgediente Kreisräte tauchen auf der SPD-Liste nur noch weit hinten oder gar nicht mehr auf. Jüngere rücken stärker in den Blickpunkt

Von Karl-Wilhelm Götte, Emmering

Optimismus ist das dauerhafte Credo des SPD-Landratskandidaten Christoph Maier. Trotz der schwierigen Großwetterlage seiner Partei sieht er seine Zukunft und die der SPD im Fürstenfeldbrucker Landkreis sehr rosig. "Die besten Zeiten liegen vor uns", spornt er seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter auf der Kreistagsliste für die Kommunalwahl im März kommenden Jahres in Emmering an. Maier will Landrat werden und Thomas Karmasin (CSU), der seit 24 Jahren im Amt ist, ablösen. Er kandidiert auf der Kreistagsliste auf Platz eins. Die hält auch Überraschungen bereit: Noch-Fraktionssprecher Peter Falk lässt 50 Mitbewerbern den Vortritt und der stellvertretende Landrat Ulrich Schmetz taucht auf der Kreistagsliste der SPD gar nicht mehr auf.

Die Kreis-SPD hat ein 28 Seiten dickes Programm für die Kommunalwahlen einstimmig beschlossen. "Gemeinwohl statt Gier" steht als Motto unten auf jeder Programmseite. "Wir stehen für konkrete linke Politik", kommentiert Maier das Schriftstück. "Starke Infrastruktur und ein starker fürsorgender Staat", fasst er die Hauptlinien zusammen. 3000 kommunale Wohnungen in sechs Jahren zu einem Quadratmeterpreis von zehn Euro hat sich die SPD ganz oben auf die Fahnen geschrieben. Momentan beträgt die Durchschnittsmiete im Landkreis 15 Euro, in München gar 17 Euro. Vorbild bleibt Wien mit 60 Prozent öffentlichem Wohnungsbau zu einer Durchschnittsmiete von acht Euro. Dazu viergleisiger Ausbau der S 4 bis Geltendorf, eine Tramlinie vom Brucker Fliegerhorst nach Maisach und eine Seilbahn von Germering nach Pasing. Großen Beifall der 60 Delegierten gibt es für die Forderung nach einem kostenfreien MVV-Jahresticket für Jugendliche bis 18 Jahre und einem 365-Euro-Ticket für alle.

Obwohl Michael Schrodi (am Mikrofon) und Olchings Bürgermeister Andreas Maggbereits über viel kommunalpolitische Erfahrung verfügen, zählen sie zu dem Kreis, auf dem die Hoffnungen ruhen. (Foto: Matthias F. Döring)

Ein sehr bekanntes SPD-Gesicht geht in den politischen Ruhestand. Uli Schmetz ist schon 36 Jahre dabei und tritt jetzt nicht mehr an. "Ich wollte freiwillig entscheiden, dass ich mich zurückziehe", sagt der 73-Jährige "ehe die Leute sagen: er soll doch gehen." Nicht mehr kandidieren auch die bisherigen Kreistagsmitglieder Gabriele Riehl aus Eichenau und die Germeringerin Tinka Rausch. Hinter dem neuen Listenführer Maier reihen sich aber noch genügend bekannte Namen ein, die bereits dem Kreistag angehören. Da ist die Puchheimer Stadträtin Petra Weber. Die Sozialarbeiterin mahnt mehr Gleichstellung von Männern an, die vor allem im Bereich der Pflege "noch mehr Verantwortung" tragen sollten. Auf Platz drei folgt der Olchinger Bundestagsabgeordnete Michael Schrodi. Der kommt lädiert zur Versammlung, weil er sich als Fußballer und Spielmacher beim FC Bundestag einen Achillessehnenteilabriss zugezogen hat. Dahinter ist Sozialpolitikerin Kathrin Sonnenholzner, die langjährige ehemalige Landtagsabgeordnete, an Position vier platziert. Es folgen Olchings Bürgermeister Andreas Magg, Waltraut Wellenstein, dritte Bürgermeisterin in Maisach, und Norbert Seidl, Rathauschef in Puchheim.

Die SPD hat ihre Liste mit den 70 Kandidaten im Reißverschlussverfahren mit Frauen und Männern im Wechsel aufgestellt. "Dabei wurden alle Ortsverbände berücksichtigt", erläutert Versammlungsleiter Peter Falk, und auch "zwei Jusos unter den ersten 20 platziert". Auf Platz acht kandidiert Nicole Oesterling, die Kreisvorsitzende der Jusos und auf Platz 16 Frauke Witthöft aus Germering. "Ich will in den Kreistag, um unser Leben besser zu machen", bekräftigt Oesterling kurz und bündig. Für die 21-jährige Witthöft ist bezahlbares Wohnen "ein Grundrecht und kein Lottogewinn". "Ich bin mit 30 Jahren der dritte Juso", stellt sich Studienrat Daniel Liebetruth, der stellvertretende Germeringer Ortsvorsitzende, humorvoll vor. Auch die im Rollstuhl sitzende Margit Quell kandidiert wieder. Sie hat für ihre nunmehr fünfte Kandidatur für den Kreistag Platz zehn bekommen. "Ich war immer Stimmenfängerin", betont die Mammendorferin selbstbewusst. Sie gehört schon seit 1970 der SPD an und ist im Kreistag seit vielen Jahren Sportreferentin. Auch Herbert Kränzlein, langjähriger Puchheimer Bürgermeister und ehemaliger Landtagsabgeordneter, will an Position 13 wieder in den Kreistag, dem er schon seit 30 Jahren angehört. "Die SPD ist, was die Jugend angeht, in einer schwierigen Lage", meint Kränzlein, was wohl auch die Begründung fürs eine erneute Kandidatur sein dürfte.

Schrodi ist auf Listenplatz drei gesetzt, Magg (Foto) auf fünf. (Foto: Matthias F. Döring)

Momentan stellt die SPD noch 13 der 70 Kreistagsmitglieder, das entsprach etwa 19 Prozent bei der vergangenen Kreistagswahl. Sie ist damit nach der CSU bislang die zweitgrößte Fraktion. Landratskandidat Maier hofft, dass das Tief der SPD auf Bundes- und Landesebene nicht auf den Landkreis Fürstenfeldbruck abfärbt. Er kalkuliert damit, dass die Landkreiswähler nach 24 Jahren des Amtsinhabers Karmasin überdrüssig sind. Der ist denn auch oberste Zielscheibe der SPD. "Ich habe noch nie einen ignoranteren Spitzenpolitiker erlebt als Karmasin", attackiert Kränzlein den CSU-Landrat. Christoph Maier zielt ebenfalls auf Karmasin, wenn er dessen "Management by Zufall" kritisiert. Abschließend verkündet der Rechtsanwalt mit Schwerpunkt Baurecht noch unter dem Beifall der Delegierten: "Die neoliberale Zeit ist vorbei. Schluss mit dem alles fressenden Egoismus." Es bleibt dabei: Den Genossen zufolge stehen ihnen die besten Zeiten noch bevor.

© SZ vom 25.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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