Sound Musicstore in Fürstenfeldbruck:Runterladen tötet Plattenladen

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Der Sound Musicstore muss schließen - und damit endet im Landkreis eine Ära: Fürstenfeldbruck verliert seinen letzten Plattenladen. Grund ist die Konkurrenz im Netz.

Thomas Kohl

Es sind nur noch wenige Tage, bis der Landkreis zur plattenladenfreien Zone wird. Nach fast 34 Jahren muss Rudi Hasmiller seinen Sound Musicstore in Fürstenfeldbruck zum Monatsende endgültig schließen. Damit beugt sich der letzte CD-Fachhändler der Über-Konkurrenz Internet. Größere Anbieter, die Tonträger im Sortiment haben, wie etwa die Expert-Technomärkte in Bruck, Germering und Olching können die Entwicklung des Musikmarkts in den vergangenen Jahren dagegen leichter parieren. Insgesamt habe sich das Geschäft mit physischen Tonträgern stabilisiert, wenn auch auf einem niedrigen Niveau, sagt Fabian Illmann aus der Technomarkt-Zentrale in Alling.

Ein Tonträger aus vergangenen Zeiten: Ursula und Rudi Hasmiller (rechts im Bild) mit Kunden ihres Plattenladens eine CD. (Foto: Günther Reger)

Seinen erlernten Beruf als Inspektor im Notardienst hat Rudi Hasmiller schon mit 23 Jahren an den Nagel gehängt. Lange überlegen musste er daraufhin nicht, wie er denn in Zukunft für seinen Lebensunterhalt sorgen wolle. "Mein Leben begann mit neun Jahren. Mit den Beatles", sagt Hasmiller heute. Und weil er als junger Erwachsener außerdem die Nase voll hatte, für jeden Kauf einer Platte nach München fahren zu müssen, eröffnete der Musikliebhaber am 1. Oktober 1976 kurzerhand einen eigenen Plattenladen - den Sound Musicstore FFB. Die Konkurrenz damals war überschaubar. Da waren der alte Schallplatten-Shop an der Viehmarktstraße und eine Filiale der Hamburger Kette Francoise Records in der Münchner Straße. Zu dieser Zeit konnte eine Stadt wie Bruck mehrere Plattenläden vertragen, weil alleine sie die Nachfrage nach Musik aus aller Welt stillen konnten.

Während der Schallplatten-Shop später nach Olching auswanderte und Francoise Records wegen undurchsichtiger Geschäfte geschlossen wurde, war der Sound lange Zeit der einzige Plattenladen in Bruck. Abgesehen von dem kurzen Intermezzo des Müller-Drogeriemarktes in der Hauptstraße, der in den Achtzigern für ein knappes Jahr Schallplatten verkaufte. Erst als Gisela Klaus ihre Schallplatte Anfang der Neunziger an der Schöngeisinger Straße eröffnet hat, bekam Hasmiller wieder einen Mitbewerber im damals noch florierenden Musikmarkt. Allerdings wurden in beiden Läden verschiedene Strategien verfolgt, so dass man sich damals nicht in die Quere kam. Während die Bedürfnisse des Mainstreams in der Schallplatte befriedigt wurden, wollte man im Sound nicht auf den neuen, alles mitreißenden Kommerz-Techno-Zug in der Mitte des letzten Jahrzehnts aufspringen.

Seiner Meinung nach kam ihm genau diese Entscheidung nach dem Abebben der Beats-per-Minute-Flut zu Gute. Während die Schallplatte 2005 zumachte, habe er, so Hasmiller, sein Musikwissen nutzen können, die technomüden und wieder ernsthaft Musikinteressierten mit hierzulande noch unbekanntem Material zu versorgen. Indessen wurde allerdings eine neue Entwicklung auf dem Musikmarkt sichtbar, die bald von der gesamten Industrie nicht mehr unter Kontrolle zu bringen war.

Schon seit Jahrzehnten verschaffen sich die etablierten Plattenfirmen zusätzliche Umsätze, indem sie technische Neuerungen nutzen, um damit altes Material neu auf den Markt zu bringen. Aus diesem Grund sind diese Unternehmen auch meist an der Entwicklung neuer Technologien wie CD oder MP-3 beteiligt. Doch gerade diese letzte Neuerung barg Risiken, welche die gesamte Branche bis heute beutelt. Die Idee, den Vertriebsweg mit Hilfe des Internets zu verkürzen, war der neueste Clou, um das immer schneller werdende Chart-Karussell auch effizient schröpfen zu können. Allerdings wurde dabei die Gefahr von virtuellen Tauschbörsen allgemein unterschätzt. Denn diese führten zu einer ungehemmten, globalen Tauschwut, bei der das Urheberrecht keine Rolle spielte.

Die daraus resultierenden Umsatzeinbußen konnten nur wenige Plattenläden wegstecken. Größere Kaufhäuser, die Tonträger im Angebot haben, tun sich da natürlich leichter. So meldet die Elektromarkt-Kette Expert-Technomarkt zwar einen allgemeinen Umsatzrückgang in den vergangenen zehn Jahren, der sich heute allerdings "in einer Talsohle eingependelt" habe, sagt der Chefeinkäufer der bayerischen Filialen, Fabian Illmann. Während die CD-Abteilung früher ein Magnet gewesen sei, halte man sie derzeit eigentlich nur noch für die älteren Kunden, die ihre Musik nicht über den Computer besorgen können oder wollen, sagt der Dachauer. Weil der Anteil am Gesamtumsatz einer Filiale bei etwa drei Prozent liegt, verzichte man auch auf Fachpersonal für diese Randabteilung.

Rudi Hasmiller bleibt allerdings nichts anderes übrig, als den Sound Musicstore, den letzten Plattenladen im Landkreis, zu schließen. Er habe eingesehen, dass die "Jugend den Download akzeptiert hat". Das wurde ihm spätestens da bewusst, als er kürzlich einem etwa zehn Jahre alten Kunden erklären musste, was eine CD ist.

© SZ vom 12.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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