SZ-Serie, Teil 2: Partnerstädte:Weltkulturerbe mit Wasserfall

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Die Burganlage in der italienischen Kleinstadt. (Foto: Federica Battafarano)

Das malerische italienische Städtchen Cerveteri hat auch jenseits der Etrusker-Rundgräber viel zu bieten

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck/Cerveteri

Wo soll man da anfangen? Federica Battafarano denkt kurz nach. Schließlich ist Cerveteri, die Partnerstadt von Fürstenfeldbruck, seit 2004 ganz offiziell zum Weltkulturerbe der Unesco erklärt worden. Sehenswürdigkeiten gibt es in einer der bedeutendsten Etruskerstädte also mehr als genug. Weil es in diesem Fall aber eher um "Geheimtipps" geht, lässt die 27 Jahre alte Stadträtin ausnahmsweise all die gut erhaltenen Ruinen links liegen, also auch die Teile der Stadtmauern, die aus dem 4. Jahrhundert vor Christus stammen, die große Totenstadt mit ihren innen verzierten Rundgräbern sowie Tempel, Thermen und Aquädukte.

Wenn Gäste aus der Partnerstadt in Cerveteri sind, dann führt Federica Battafarano diese natürlich auch gerne dort hin - vor allem aber durch den mittelalterlichen Kern der 37 000 Einwohner zählenden Stadt. Malerische Motive waren im März auch bei einer Ausstellung im Brucker Rathaus zu sehen - Schüler aus Cerveteri hatten sich an einem Fotowettbewerb beteiligt. In jenem Zentrum liegt ein Schloss sowie eine mit Türmen bewehrte Festung aus dem 13. Jahrhundert und die romanische Kirche mit Glockenturm, ebenfalls aus dem 13. Jahrhundert. Irgendwann führt der Weg ganz sicher auch am Parco Fürstenfeldbruck vorbei. Dort ist ein Brucker Stadtwappen angebracht, das der damalige Fürstenfeldbrucker Oberbürgermeister Sepp Kellerer anlässlich des 40-jährigen Bestehens der Partnerschaft feierlich überreicht hatte. In zehn Minuten ist ein Ort zu erreichen, der sich vor allem bei den zurzeit herrschenden hochsommerlichen Temperaturen von an die 40 Grad fast schon aufzwingt: Für Federica Battafarano ist der Bereich rund um den 30 Meter hohen Schloss-Giuliano-Wasserfall im Etruskertal denn auch einer der Lieblingsplätze, der zu einem Picknick einlädt - inmitten von Wäldern, Wiesen und malerischen Türmen aus Tuff. Aus diesem vulkanischen Gestein ist auch der "Fels von Ceri", der die Stelle markiert, an der das von Mauern umschlossene mittelalterliche Dorf gleichen Namens liegt - mit dem Heiligtum der gesegneten Jungfrau Maria. Beim Blick auf das Dorf sticht der Palast der noblen Familie Torlonia ins Auge. Wer sich sattgesehen hat an all den historischen Wegmarken, der könnte es Obelix nachmachen und sich ein ordentliches Wildschwein auftischen lassen, das hier in den Restaurants gerne mit einer schmackhaften Polenta sowie Artischocken und handgemachten Nudeln serviert wird. Dazu darf ein Glas Wein aus Cerveteri nicht fehlen. Nicht nur für Kulturmuffel gibt es weitere Alternativen: die vielen Sandstrände, die vor allem in den Sommermonaten Schauplatz sind von Kultur-, Tanz- und Sportveranstaltungen. Zudem kann die schöne Kleinstadt genutzt werden als Sprungbrett für Stippvisiten im nur 40 Kilometer entfernten Rom - es bestehen gute Verbindungen mit Zug und Linienbus.

Die Partnerschaft zwischen Bruck und Cerveteri wurde am 29. Juni 1973 von Bürgermeister Willy Buchauer und seinem italienischen Amtskollegen, Angelo Marini, besiegelt, nachdem Brucks bis dato einzige Partnerstadt Livry-Gargan bereits 1970 einen ersten Kontakt zu Cerveteri hergestellt hatte. Livry-Gargan und Cerveteri waren damals bereits Partnerstädte. Und bei einem Fußballturnier in Cerveteri, an dem Teams aus allen drei Städten teilnahmen, reifte der Entschluss, sich doch gleich zum Dreierbund zusammenzutun. Jährliche Begegnungen haben die beiden Städte eng zusammenwachsen lassen. Ganz praktisch, dass der in Cerveteri für die Partnerstädte zuständige Referent auch noch ein erstklassiger Musiker ist. Und so gab Stadtrat Mauro Porro im April des vergangenen Jahres im Sparkassensaal ein viel beachtetes Kammerkonzert.

In Fürstenfeldbruck ist für die Partnerstädte Karl Danke zuständig. Nächstes Jahr will er erneut Cerveteri besuchen. Per Bus soll es dann wieder im August zum Weinfest gehen.

© SZ vom 04.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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