Schule und Stduium:Je kniffliger, desto lieber

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Valentin Herrmann nimmt gerne an Mathe-Wettbwerben teil. (Foto: Privat)

Valentin Herrmann liebt Mathematik. Nach dem Abi will der 17-Jährige studieren und sich auf Pentesting spezialisieren

Von Manon Harenberg, Germering

In Wettbewerben packt ihn sein Ehrgeiz. "Es macht einfach Spaß, zu gewinnen", sagt Valentin Herrmann. Doch während sich viele seiner Mitschülerinnen und Mitschüler in Teamsportarten messen, begeistert ihn die Mathematik. Wenn er von seinem bevorstehenden Abitur und den Mathematik- und Informatikwettbewerben erzählt, klingt das alles nach Leichtigkeit.

Der 17-Jährige geht in die zwölfte Klasse des Carl-Spitzweg-Gymnasiums, im Sommer wird er sein Abitur machen. Die schulischen Hürden reichen Valentin jedoch schon lange nicht mehr aus. Statt dem Unterricht zu folgen, nutzt Valentin die Zeit und widmet sich den Aufgaben für Wettbewerbe. "Jetzt in der Oberstufe passe ich aber etwas mehr auf", sagt er und lacht.

Jährlich nimmt er an Hausaufgabenwettbewerben für Mathematik teil, mittlerweile zählt er sie quasi zu seiner Routine. Anfangs sind es Landeswettbewerbe, in der zehnten Klasse wird er sogar Landessieger. Es folgen diverse Bundeswettbewerbe.

In diesem Jahr startet der Germeringer mit mehr als tausend anderen Jugendlichen aus ganz Deutschland in der ersten Runde des Bundeswettbewerbs Mathematik. Vier knifflige Aufgaben aus verschiedenen Bereichen sind zu lösen, dafür haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mehrere Monate Zeit.

Seine Sommerferien verbringt Valentin an der Deutschen Schülerakademie und nimmt an einem Programm für besonders leistungsstarke Schülerinnen und Schülern teil. "Viel Zeit hatte ich deshalb nicht, um die Aufgaben zu lösen", sagt er. Zehn Tage vor Abgabe beginnt er, sich den Fragestellungen zu widmen - mit Erfolg. Neben 14 anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern erreicht Valentin in der vorletzten Runde die Höchstpunktzahl. Zwölf Nachwuchsmathematiker erhalten den zweiten Preis, darunter zwei weitere Germeringer - Cornelia Herbst und Leo Sprengard. Sechs Jungtalente bekommen den dritten Preis.

Als Erstplatzierter hat sich Valentin damit für das abschließende Fachgespräch im Februar qualifiziert. Setzt er sich auch in dieser Runde durch, kann er sich über ein Stipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes freuen.

Valentin singt im Schulchor und hätte sogar beim Weihnachtskonzert ein Solo singen dürfen, wäre da Corona nicht gewesen. Er ist Mitglied in der Eishockey AG seiner Schule, hat das Bouldern für sich entdeckt und programmiert in seiner Freizeit. Ein Allround-Talent? Schreiben falle ihm deutlich schwerer, als das Jonglieren mit Zahlen. "Deutsch ist mein Endgegner", sagt er.

Doch auch bei Mathematik spalten sich die Meinungen. Die einen lieben es, die anderen erinnern sich mit Grauen zurück an ihren Matheunterricht. "Schulmathematik ist aber auch langweilig", sagt Valentin. Bei den Wettbewerben müsse man schon um einiges kreativer werden, um Lösungen zu finden, deshalb mache es auch so viel Spaß.

Zur Vorbereitung arbeitet er sich durch die Aufgaben der vorherigen Jahre und gleicht seine Rechenwege im Anschluss mit den vorgegebenen Lösungen ab. "Wenn man schon öfters an Wettbewerben teilgenommen hat, bekommt man ein Gespür dafür, was gefragt wird, das ist ein großer Vorteil", sagt er. Über mehrere Jahre hinweg hat er sich auf verschiedenen Webseiten durch Mathematikprobleme gelesen. "Dadurch habe ich nicht nur Techniken und Sätze gelernt, sondern auch logisches Denken", sagt Valentin.

Dass Valentin zur Mathematik fand, ist dem Zusammenspiel vieler Faktoren geschuldet. Allein seine Begabung sei es nicht gewesen, die ihn im Wettbewerb so weit hat kommen lassen, sagt er bescheiden. Einen großen Einfluss habe sein Elternhaus gehabt, denn sich mit Mathematik und Physik zu beschäftigen, galt als etwas Gutes. "Als ich auf das Gymnasium kam, habe ich dann nur noch Einsen in Mathematik geschrieben", sagt er.

Valentin möchte nach dem Abitur Informatik studieren. Im Anschluss kann er sich vorstellen, sich auf Penetrations-Testverfahren (Pentesting) zu spezialisieren. Dabei sucht er dann nach Schwachstellen in Computersystemen. Vielleicht wird er aber auch in der Forschung oder als Programmierer arbeiten. Zu seinem Glück ist die Mathematik die Grundlage für so vieles.

© SZ vom 31.12.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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