Schulabschluss:Abifeier mal vier

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Die Fach- und Berufsoberschule benötigt gleich vier Abschlusszeremonien, um ihren mehr als 700 Absolventen die Zeugnisse zu überreichen. Im nächsten Jahr wollen dort noch mehr Schüler die 13. Klasse besuchen

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Eine einzige Abschlussfeier jedes Jahr wie an den Gymnasien - für die Fach- und Berufsoberschule (FOS/BOS) Fürstenfeldbruck wäre das ein richtig leichter Gang. Gleich vier Abschlussfeiern hat sie heuer für ihren Abiturjahrgang organisiert, eine mehr als bisher. Insgesamt machten mehr als 700 Schülerinnen und Schüler in diesem Jahr ihr Abitur an der FOS/BOS, zum Vergleich: An den sieben Gymnasien des Landkreises zusammen waren es etwa 800.

Viermal war die Aula im Fürstenfeldbrucker Schulzentrum am Tulpenfeld, das die FOS/BOS gemeinsam mit dem Graf-Rasso-Gymnasium bewohnt, voll am Donnerstag und Freitag, jeweils am Nachmittag und am Abend. Weil dort der Platz begrenzt ist, durfte jeder Schüler maximal zwei Begleitpersonen mitbringen, die zuvor Eintrittskarten hatten erwerben müssen. Die Schülerinnen und Schüler trugen zur Übergabe der Abschlusszeugnisse Festtagskleidung - luftige Kleider und kleine Roben die Damen, dunkle Anzüge die Herren. In Klassenstärke wurden sie dann auf die Bühne gerufen. Allein bei der Feier der Fachoberschüler, die den Wirtschaftszweig gewählt hatten, waren es acht Klassen.

Im Festgewand erscheinen 700 Abiturienten der Brucker FOS/BOS zum letzten Mal an ihrer Schule. (Foto: Günther Reger)

Die meisten Absolventen des aktuellen Abschlussjahrgangs, nämlich genau 489, haben damit ihre Fachhochschulreife in der Tasche, etwa 150 Schüler erwarben über ein 13. Schuljahr an FOS oder BOS sogar das fachgebundene Abitur (ohne zweite Fremdsprache) oder das dem Gymnasium gleichgestellte allgemeine Abitur (mit zweiter Fremdsprache). Dieser Weg wird künftig erleichtert, denn um die 13. Klasse besuchen zu dürfen, brauchte man bislang einen Durchschnitt im Fachabitur von 2,8, vom nächsten Jahr an reicht 3,0. Mit vier statt wie bisher drei FOS-13-Klassen rechnet Schulleiterin Monika Pfahler deshalb für das neue Schuljahr. Auch eine Vorklasse für die Fachoberschule, wie es sie bereits für die Berufsoberschule gibt, wird von Herbst an eingerichtet, die vor allem M-Zweig-Absolventen der Mittelschulen den Einstieg über ein der 11. Klasse vorgeschaltetes Schuljahr erleichtern soll.

All die Abiturienten: Die Fach- und Berufsoberschule braucht vier Abschlusszeremonien, damit alle Zeugnisse übergeben werden können. (Foto: Günther Reger)

Die Fachoberschule boomt. Die 2004 gegründete und 2008 ins damals neue Brucker Schulzentrum verlegte Einrichtung verzeichnet Jahr für Jahr steigende Anmeldezahlen, weshalb der Landkreis nun über den Bau einer zweiten FOS nachdenkt. Es sei "eine wahre Meisterleistung für eine Schule", 700 Abiturienten zu verabschieden, sagte deshalb auch Landratsstellvertreterin Martina Drechsler (CSU) bei der Feier am Donnerstagabend.

Die Absolventen dürften nun ruhig ein Gefühl des Stolzes haben und ein Gefühl, "etwas Besonderes zu sein", sagte Monika Pfahler, für die es die erste Zeugnisüberreichung in Fürstenfeldbruck war. "Sie wissen jetzt, wie man Integrale berechnet und was variable Kosten sind", sagte sie den Absolventen der Fachrichtung Wirtschaft, und im Auditorium setzte ein leichtes Raunen und Grinsen ein, das die Frage nahelegte, ob das zu vermittelnde Wissen tatsächlich angekommen war. Pfahler wies aber auch darauf hin, dass es trotz des nunmehr erreichten Schulabschlusses unablässig "mit dem Lernen weitergeht. Es hört nie auf." Viermal hielt sie an den beiden Tagen ihre Rede - mit entsprechenden Variationen für die jeweilige Ausbildungsrichtung. Schülersprecher Max Kunze erinnerte launig daran, dass man mit dem FOS/BOS-Abi in zwei Jahren etwas geschafft habe, "wofür andere acht Jahre brauchen" und daran, dass "Noten nur begrenzte Aussagekraft" hätten.

Schulleiterin Monika Pfahler verabschiedet die Absolventen. (Foto: Günther Reger)

Auch jede Menge gute Wünsche begleiteten die Absolventen. "Werden Sie unabhängig und frei! Leben Sie Ihr Leben!", riet Schulleiterin Pfahler und Fürstenfeldbrucks amtierender Bürgermeister Erich Raff (CSU) wünschte ihnen "die Freiheit, gegebenenfalls auch eingeschlagene Wege zu korrigieren". Denn nun stehen die nächsten Entscheidungen an. Studium oder Berufsausbildung? Landratsstellvertreterin Drechsler redete vor allem der Ausbildung das Wort, denn "die Betriebe suchen nach qualifizierten jungen Leuten". Kreishandwerksmeister Harald Volkwein und die Vertreter von Sparkasse und Volksbank, die unter den Ehrengästen saßen, dürften das gerne gehört haben.

Eigens geehrt wurden die Klassenbesten, die Besten der Ausbildungsrichtungen Wirtschaft, Technik, Soziales sowie als bester Fachabiturient der Schule, Tobias Schäfer (1,12), und als beste Absolventin mit allgemeiner Hochschulreife, Alexandra Eigner (1,42). Die Schülerband begleitete den Abend, und beim Abschlusssong, dem AC/DC-Klassiker "Highway to Hell", standen alle Gäste schließlich wie in einem Popkonzert. Danach wurde zum Sektempfang und Fingerfood-Buffet geladen, dann war die Schulzeit für 700 Schülerinnen und Schüler endgültig vorbei.

© SZ vom 09.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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