Sankt Magdalena:Marodes Pfarrheim

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Sankt Magdalena in Fürstenfeldbruck benötigt dringend eine umfangreiche Sanierung. Kreisdekan Albert Bauernfeind wartet seit Jahren auf eine finanzielle Zusage aus dem Ordinariat.

Von Julia Bergmann

Während Kardinal Marx in der Münchener Innenstadt ein neues Dienstleistungszentrum für mehr als 130 Millionen Euro erbauen lässt, harren die Mitglieder der Fürstenfeldbrucker Pfarrei St. Magdalena in ihrem heruntergekommenen Pfarrheim der Dinge. Der Putz des ehemals weißen Gebäudes blättert ab, der Lack an den Fensterrahmen, die nicht mehr richtig dicht halten, splittert. Die sanitären Anlagen sind mit viel Glück zeitweise nutzbar, ob die Heizung funktioniert, ist ebenfalls Glücksache und der zweite Stock des Gebäudes ist aus feuerpolizeilichen Gründen gesperrt. Obwohl seit etwa acht Jahren für die dringend notwendige Sanierung gekämpft wird, passiert von Seiten des Erzbischöflichen Ordinariats München nichts.

Weil die Zustände immer untragbarer werden und die Zeit drängt, hat Albert Bauernfeind, Kreisdekan und Stadtpfarrer, die Gelegenheit genutzt, sich im Rahmen der SZ-Aktion "Was Fürstenfeldbruck bewegt" an die Redaktion zu wenden. "Ich schäme mich als Pfarrer der Pfarrgemeinde, dass wir so ein heruntergekommenes Pfarrheim in Fürstenfeldbruck haben", sagt er. Als er die Türen des Pfarramts aufschließt, das bereits von außen einen "traurigen Eindruck" vermittelt, wird schnell klar, was er meint. Der schwere weiße Türflügel öffnet sich und gibt einen Blick auf das Innere des Pfarrheims frei. Nicht einmal mit viel Optimismus könnte man zur Beschreibung des Anblicks das Wort Patina verwenden. Die sanitären Anlagen, die Räume, die Heizung, das Mobiliar, es ist schlichtweg heruntergekommen. "Das Pfarrheim ist nicht einladend. Die Leute kommen nicht gerne her", weiß Bauernfeind.

Das Haus sei nicht nur unpraktikabel, sondern auch feuerpolizeilich bedenklich. "Im zweiten Stockwerk haben zum Beispiel die Frauen des Missionskreises für den Missionsverkauf gebastelt. Das mussten wir ihnen aber untersagen, denn hier oben sind die Fluchtwege nicht im ausreichenden Maß vorhanden", erklärt er. Andreas Lohde, der Pressesprecher der Freiwilligen Feuerwehr Fürstenfeldbruck, bestätigt das. "Bei Versammlungen mehrerer Personen müssen mindestens zwei Fluchtwege vorhanden sein." Der einzige Zugang zu den Räumlichkeiten führe allerdings über eine schmale Treppe. Der Pfarrgemeinderatsvorsitzende Gerd Goller erinnert sich an die Begehung der Feuerwehr vor etwa fünf Jahren. "Es hat sich gezeigt, dass es unmöglich ist, das Haus im Falle eines Brandes zügig zu evakuieren. " Auch unter energetischen Gesichtspunkten gebe es Handlungsbedarf. Die Heizung heize nicht zuverlässig und durch die alten Fenster zieht es. Bereits vor acht Jahren habe es Pläne für einen Neubau des Pfarrheims gegeben. Man hatte vor, den alten Bau komplett abzureißen und ein neues Gebäude auf dem Grundstück entstehen zu lassen. Mittlerweile wolle man das alte Gebäude, das vor etwa 40 Jahren erbaut wurde, sanieren. Darüber sei der Kreisdekan froh. Einerseits, weil die Bausubstanz des Gebäudes an sich sehr gut ist, andererseits weil sehr viele Menschen vor 40 Jahren für den Bau des Pfarrheims gespendet haben.

"Ich möchte wertschätzen, was die Leute damals an Geld aufgebracht haben, denn das war sicherlich für einige von ihnen ein großes Opfer", erklärt Bauernfeind. Das Budget für die notwendigen Sanierungsmaßnahmen könne man noch nicht abschätzen, Bauernfeid vermutet, es könnte sich im Rahmen von etwa 3 Millionen Euro bewegen. Zwei Drittel davon müsse die Pfarrei selbst tragen, etwa durch Rücklagen und Spenden. Ein Drittel der Kosten müsste das Erzbischöfliche Ordinariat München übernehmen. "Bei den Sanierungsmaßnahmen geht es uns nicht darum, dem Luxus zu huldigen, sondern um eine solide Form der Sanierung, also das Haus wieder in einen heilen Zustand zu versetzen", betont der Kreisdekan an dieser Stelle. Und es sei an der Zeit, den Menschen in der Gemeinde etwas zurückzugeben. Nach der Sanierung könne man das Gebäude wieder umfassender nutzen. Dabei will er sich nicht nur auf kirchliche Veranstaltungen beschränken. Der große Pfarrsaal eigne sich beispielsweise auch für Kunstausstellungen oder Konzerte.

Von Seiten des Ordinariats gebe es seit acht Jahren aber immer wieder Argumente, warum die Maßnahmen nicht durchgeführt werden können. Die aktuelle Aussage laute, dass derzeit so viele Bauprojekte im Entstehen seien, dass eine Sanierung des Pfarrheims St. Magdalena finanziell nicht möglich sei, erklärt Goller. "Das ist für uns eine sehr unbefriedigende Situation", betont der Pfarrgemeinderatsvorsitzende. Nach der feuerpolizeilichen Begehung habe man das Ordinariat umgehend über die Befunde aufgeklärt und um eine Antwort gebeten, aber diese ließ auf sich warten.

"Vor den Sommerferien habe ich keine andere Möglichkeit mehr gesehen, als das Pfarrheim endgültig zuzusperren. Das habe ich dem Ordinariat auch mitgeteilt", erklärt Goller. Ihm sei mitgeteilt worden, dass man in diesem Fall eine Nottreppe anbauen könne. Denn Notmaßnahmen werden aus einem gesonderten Topf bezahlt. Man ist verärgert in St. Magdalena und man fühlt sich hingehalten. Die Pressesprecherin des Ordinariats, Karin Basso-Ricci, erklärt auf SZ-Anfrage, dass die Dringlichkeit der Sanierungsmaßnahmen in St. Magdalena vor Ort bekannt seien. "Leider ist es nicht das einzige dringliche Anliegen. In der Diözese gibt es etwa auch Pfarreien, die überhaupt kein Pfarrheim haben. Diese Fälle wurden vorrangig behandelt." Dass die Planungsphase in der Vergangenheit so schleppend vorangegangen sei, liege unter anderem auch an personellen Engstellen. "Im letzten halben Jahr standen wir allerdings mit der Pfarrei im verstärkten Kontakt", betont Basso-Ricci. Da die Pfarrei nun das Nutzungskonzept für den Pfarrverband vorgelegt hat, wollen wir in der nächsten Wochen ein Planungsgespräch anberaumen.

"Die Planungsmittel sind bewilligt und das Gespräch soll voraussichtlich noch in diesem Jahr stattfinden, soweit unsere personellen Engstellen behoben werden können", erklärt die Pressesprecherin. Das Argument mit der personellen Engstelle sei Goller bekannt. Einen konkreten Termin für die Gespräche gebe es noch nicht, aber dass von Seiten des Ordinariats versucht werde, möglichst bald einen Gesprächstermin zu finden, findet Goller erfreulich.

© SZ vom 04.12.2013/fzg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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