Sammlerglück:Leuchtende Augen

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Händler sind neben Privatleuten auf der Südbayerischen Rennbahnbörse in der Germeringer Stadthalle vertreten. (Foto: Johannes Simon)

Auf der Rennbahnbörse in Germering herrscht ein großes Gedränge. Die Liebhaber von Modellautos können sich so manchen Wunsch erfüllen - vom lange gesuchten Ersatzteil bis zum antiquarischen kleinen Flitzer

Von Ekaterina Kel, Germering

Einen Fünfzigeuroschein und einen Fünfer noch dazu. Über Köpfe und Plastikkartons hinweg reicht ein Vater einem Händler das Geld für einen Polizeiwagen. Keinen echten, nein, aber einen, bei dem die Augen seines kleinen Sohnes leuchten. Es ist der Rennwagen Lamborghini Huracan, wie ihn die italienische Polizia in Bologna und Rom tatsächlich manchmal einsetzt. Die Firma Burago stellt das Spielzeugauto her. Und der kleine Junge kann seine Augen gar nicht mehr von dem neuen Schatz abwenden. "Weil ich es einfach cool finde." Vater und Sohn sind am Sonntagvormittag aus Landsberg am Lech in die Stadthalle nach Germering gekommen, um sich auf der Südbayerischen Rennbahnbörse umzuschauen.

Zum zweiten Mal seit fast 20 Jahren veranstaltet Andreas Stecher die Börse in Germering, die Sammler und Neugierige vorher lange Zeit nach Garching lockte. Dieses Mal greift ihm der Flitzer-Liebhaber Richard Schlag unter die Arme. Dass mal die italienische Marke Burago hier über den Tisch geht, kommt selten vor. Um die 70 Prozent der elektrischen Miniautos hier seien Modelle des bayerischen Marktführers Carrera, schätzt Schlag. Er selbst bevorzugt aber die Firma Scalextric aus Großbritannien, von der seien alle älteren und neueren Modelle mit allen Rennbahnen kompatibel.

Die Wahl der Marke scheint die Geister jedoch nicht allzu stark zu scheiden. Denn ob Carrera oder nicht, die Männer - und auch, zugegeben, wenigen Frauen - bieten ihre Sammlerstücke alle dicht an dicht an. Um zehn Uhr morgens herrscht in den Gängen zwischen den Tischen ein höfliches, aber zielstrebiges Gedränge, um das Angebot zu sichten. Die Händler und Privatleute kämen auch mal aus Österreich oder Hessen, erzählt Schlag. Er redet von einer Gemeinde, die sich mittlerweile gebildet habe. "Man kennt sich untereinander."

Das große Geld machen hier aber die wenigsten. Vielmehr geht es darum, Ersatzteile, wie Reifen, Sticker oder Technikzubehör zu besorgen und vielleicht mal ein älteres Auto zu ergattern. Grundsätzlich gelte aber schon "je älter, desto teurer". Manche wollen auch mal endlich alles loszuwerden. Ein Mann aus Bad Aibling hat seinen Stand am Rand aufgebaut und verkauft ausschließlich analoge Autos aus den 1960er- und 70er-Jahren. "Damit sollen jetzt andere glücklich werden." Dass, was er hier nicht loswird, verkauft er bei Ebay. "Das muss alles weg." Seine kleine Tochter sitzt neben ihm. "Es ist schon ein bisschen langweilig", gibt sie zu. Aber nachher ginge es zu McDonald's. Daneben unterhält sich eine Gruppe gut gelaunter Männer. "Ich bin kein Sammler!", ruft der eine. Wie viele Modellautos besäße er denn, fragt ihn ein anderer. "So 130 bis 150", schätzt der erste, und die seien alle im Keller.

Das Lagern sei tatsächlich ein Problem, geben Händler zu. Deshalb hat Peter Kaltenberger, der zu jeder Börse aus der Nähe von Linz anreist, bei sich zu Hause alle Sammelstücke in Vitrinen ausgestellt. "Da ist jeder fasziniert, der zu Besuch kommt." Nach 35 Jahren Sammeln seien 40 Quadratmeter voll. Aber die Vielfalt der kleinen Flitzer, schwärmt Kaltenberger, die habe es ihm eben angetan. Und dass man die Carrera-Autos schon früher gesammelt habe, ließe ihn zusätzlich schwelgen. Im Übrigen nicht nur Autos. Besonders liebt er sein orangefarbenes Stapler-Modell, das wird seit den 1980ern nicht mehr hergestellt. Trennen mag er sich davon nur, wenn ihm jemand um die 300 Euro dafür bietet. Aber Angucken geht auch kostenlos.

© SZ vom 07.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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