Hubert Scherhag ist ein charmanter Mann. "Singen Sie, tanzen Sie, gehen Sie aus sich raus", animiert er das Publikum in der Germeringer Stadthalle, gemeinsam mit ihm und der Udo-Jürgens-Coverband "Sahne-Mixx" den Abend zur Party zu machen. Doch erst als die Band nach einer halben Stunde den Song "Griechischer Wein" anstimmt, Scherhag Sirtaki tanzt und durch die Reihen läuft, bricht das Eis: Der Saal singt laut mit. Als Scherhag später bei der Zugabe im weißen Bademantel erscheint, stehen viele der 600 Besucher und feiern den Frontmann und die Band.
"Hubby" Scherhag, inzwischen 54 Jahre als, ist schon früh der Musik verfallen. Der gelernte Versicherungskaufmann stammt aus dem kleinen Ort Münstermaifeld nahe Koblenz. Zusammen mit seinen Schulfreunden Michael Koll und Achim Brochhausen machte er schon in jungen Jahren Tanzmusik. Im Jahr 2003 gründete das Trio "Sahne-Mixx", die Udo-Jürgens-Tribute-Band. Auch nach 15 Jahren sind Koll, als Bassist und Tourmanager, und Brochhausen am Piano und als musikalischer Leiter der Big Band, immer noch dabei. Die Big Band ist mit sieben Musikern eher klein, doch ob Bläser, Schlagzeuger und Gitarristen, alle Akteure sind beeindruckende Könner ihres Fachs, so dass der Sound in der Stadthalle an Kompaktheit nichts zu wünschen übrig lässt. Auch Backgroundsängerin Jutta Kappallo kommt nach vorne, als sie mit Scherhag: "Immer wieder geht die Sonne auf", im Duett singt oder später solo "New York, New York" intoniert - im Anschluss an: "Ich war noch niemals in New York".
Frontmann Scherhag weiß, dass er die einmalige Stimme von Udo Jürgens nicht kopieren kann. "Nachäffen bringt da nichts", sagt er im Gespräch mit der SZ. Doch schließt man die Augen, ist Udo Jürgens, der im Dezember 2014 im Alter von 80 Jahren gestorben ist, sehr präsent. "Wir haben ihn vier Wochen vor seinem Tod bei einem Konzert in Trier noch einmal getroffen", erzählt Scherhag. Zu einem Besuch bei einem Auftritt von "Sahne-Mixx" ist es nicht mehr gekommen. Mehr als tausend Lieder hat Udo Jürgens komponiert. "Wir wählen unser Programm aus etwa 50 Liedern aus", erklärt der Bandleader. 20 Udo Jürgens-Titel und einige Medleys sind an diesem genauso berührenden wie vergnüglichen Abend zu hören.
"Sahne-Mixx" ist nicht nur publikumswirksam auf "Bitte mit Sahne" und andere Hits von Jürgens aus, die Band spielt auch politische und sozialkritische Lieder von Jürgens. Zum Beispiel: "Ich bin dafür", mit der bemerkenswerten anschließenden Textzeile von 1982 zu Zeiten der Friedensbewegung, "dass wir uns erheben". Später folgt das "ehrenwerte Haus". Scherhag bedient einige Besonderheiten von Udo Jürgens. Zwei Gläser mit Tee stehen auf dem weißen Flügel und mit einem weißen Handtuch wischt er sich regelmäßig das Gesicht ab. Bei der Zugabe erscheint er im weißen Bademantel, setzt sich allein an den Flügel und singt "Mathilda" und besonders gelungen: "Was ich dir sagen will." Der Text aus dem Jahr 1967 stammt übrigens von dem TV-Schauspieler Joachim Fuchsberger. Die Besucher sind längst aufgetaut und verabschieden "Hubby" Scherhag mit tosendem Applaus.