S-Bahnverkehr:Durchfahren ist keine Lösung

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Bayerns Verkehrsminister warnt die Bahn davor, verspätete S-Bahnen nicht mehr an jedem Bahnhof halten zu lassen. Andernfalls könnten Zuschüsse gestrichen werden

Von Erich C. Setzwein, Fürstenfeldbruck

Wenn die S-Bahn an einem Haltepunkt einfach durchfährt, um verlorene Zeit hereinzuholen, dann findet das Bayerns Verkehrsminister Joachim Herrmann (CSU) nicht in Ordnung. Es sei "kein probates Mittel zur Minimierung von Verspätungen", schreibt Herrmann in seiner Antwort an den Verkehrsausschuss der Gemeinden im nordwestlichen Landkreis Fürstenfeldbruck. Dessen Vorstand hatte Herrmann im August auf die Praxis der Deutschen Bahn hingewiesen, verspätete S-Bahnen einfach an manchen Haltestellen vorbeifahren zu lassen.

Es ist in vielen Fällen nicht die Bahn schuld, wenn die von ihr betriebene S-Bahn in München und Umgebung Verspätung hat. Natürliche Faktoren wie nasses Laub, Schnee und Eis, aber auch Notarzteinsätze bremsen die Triebwagenflotte im S-Bahnnetz aus. Auch hausgemachte, technische Probleme können dazu führen, dass in dem engen Takt der vielen Züge und der zunehmenden Zahl an Fahrgästen Zeit verloren geht. Sekunden und Minuten bei jeder Störung vielleicht nur, aber die summieren sich so, dass eine nennenswerte Verspätung zustande kommt. Deshalb hält es der bayerische Verkehrsminister für unerlässlich, dass die Auswirkungen auf die Fahrgäste "so gering wie möglich ausfallen" sollten.

Doch die Fahrgäste, die die S-Bahnlinie 3 benutzen, leiden unter diesen Auswirkungen, weshalb sich der Verkehrsausschuss mit Althegnenbergs Bürgermeister Paul Dosch an der Spitze zusammen mit Olching und Gröbenzell sowie dem Münchner Bezirksausschuss 22 mit den Stadtteilen Lochhausen und Langwied zusammengetan hat, um die Missstände an höherer Stelle vorzubringen. Joachim Herrmann ist nun mal der Zuständige für den Schienenpersonennahverkehr in Bayern, und der Verkehrsminister versuchte in seinem Antwortschreiben die Problematik und deren Folgen darzustellen. Für die Deutsche Bahn bedeute mangelnde Pünktlichkeit, dass Ausgleichszahlungen gekürzt würden. "Ausgefallene Züge werden nicht vergütet. Im Falle von Haltausfällen gilt die Strecke zwischen dem zuletzt bedienten und dem nächsten bedienten Halt als ausgefallen",heißt es im Schreiben des bayerischen Verkehrsministers. Herrmann machte aber auch deutlich, dass das Münchner S-Bahnsystem wegen der Rahmenbedingungen im S-Bahnnetz und der Stammstrecke "relativ störanfällig" sei. Der Druck auf die Bahn wachse "durch die steigenden Fahrgastzahlen und das stetig zunehmende Fahrplanangebot". Dennoch sei die S-Bahn in den vergangenen Jahren sehr pünktlich gewesen. Im Jahr 2014 habe sie ein "Pünktlichkeitsniveau von knapp 96 Prozent" erreicht.

Bestellt und teilweise bezahlt wird die Deutschen Bahn Regio als Betreiber der S-Bahn von der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG). Dort sei das Thema Störfallmanagement aufgegriffen worden, teilt Herrmann mit. Die BEG habe die Bahn aufgefordert, "geeignete Maßnahmen zum Verspätungsabbau zu untersuchen und durchzuführen". Die DB Regio, so Herrmann habe ihre vertraglichen Verpflichtungen zu erfüllen, insbesondere die "pünktliche Bedienung aller Halte".

© SZ vom 03.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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