Runder Geburtstag:Begründer der Germeringer Archäologie

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Franz Srownal als Maler. (Foto: Privat)

Als Archivar hat Franz Srownal mit dem Stadtmuseum und bedeutenden Ausgrabungen viele Spuren hinterlassen. Jetzt wird der freischaffende Künstler 70 Jahre alt - und hat Zeit für seine Malerei

Von Andreas Ostermeier, Germering

Mit Franz Srownal hat vieles in Germering angefangen. In den 20 Jahren als Mitarbeiter des Kulturamts betrieb er die Gründung des Zeit-Raum-Museums, baute das städtische Archiv auf und leitete Ausgrabungen, die ganz neue Erkenntnisse über die Geschichte der Stadt hervorbrachten. Am Donnerstag feiert der ehemalige städtische Archivar seinen 70. Geburtstag in Dießen am Ammersee, wo er zu Hause ist. Dort arbeitet er als freischaffender Künstler, seine Leidenschaft gilt der Malerei.

Dass Srownal zum Begründer der Germeringer Archäologie werden sollte, das lag nach seinem Kunststudium bestimmt nicht nahe. Der Künstler aus Neuburg an der Donau, der in Berlin und Augsburg studiert hatte, gelangte nach Germering, weil dort ein Leiter für die Kindermalschulen gesucht wurde. Srownal, der auch Pädagogik und Kunsttherapie studiert hatte, und seine Frau Angelika bewarben sich gemeinsam um die Aufgabe und wurden genommen. Das war im Jahr 1990, Germering befand sich im Aufbruch, im Jahr darauf sollte die Stadterhebung erfolgen. Dieser Aufbruch nahm auch Franz Srownal mit. Die Gemeinde, die aus zwei Orten bestand, die 1978 zu einer Kommune zusammengelegt worden waren, baute sich mit der Stadthalle und der Bibliothek ein Zentrum. Srownal wechselte ins Rathaus und wurde mit den kulturellen Angelegenheiten betraut.

Günter Mayr, Leiter des Kulturamts, habe ihn mit dem Aufbau eines Archivs beauftragt, erzählte Srownal später. Die Bestände, auf die der neue Archivar zurückgreifen konnte, waren allerdings überschaubar. Der neue Mitarbeiter begab sich deshalb auf die Suche. Im Staatsarchiv in München wurde er fündig. Außerdem fotografierte er selbst und befragte Einwohner. Auch um alte Fotos bat er. Aus Anlass der Stadterhebung unternahm Srownal die erste archäologische Grabung. "Ich wusste, dass 1971 und 1973 auf dem Krippfeld viele frühmittelalterliche Bestattungen zerstört worden waren." Dort setzte er an. Die Grabungen brachten ein frühmittelalterliches Amulett zum Vorschein. Dieses Amulett wurde zur Vorlage des neuen Wappens der Stadt. Und nicht nur wegen des Amuletts war diese Grabung etwas Besonderes. Sie markiert zudem einen Wandel in der Erforschung der Germeringer Stadtgeschichte.

Dieses Gemälde trägt den Titel "Hochzeit". (Foto: Günther Reger)

Die Zahl der archäologischen Grabungen in den etwa 20 Jahren bei der Stadt schätzt Srownal auf etwa 50. Fotos von Grabungen finden sich in dem Buch "Leben in Germering", das Srownal und Ingeborg Schöchlin im Jahr 2004 herausgegeben haben. Darin finden sich auch viele Aufnahmen aus den Jahren 1904 bis 2004. Auf die Frage, was ihn als bildenden Künstler an Grabungen interessiere, sagte Srownal einmal, Grabungen hätten viel mit dem Wesen der Kunst zu tun. "Man weiß zunächst nicht, was zu erwarten ist. Jedes Mal kommt ein völlig neuer Aspekt heraus."

Die Funde aus dem Germeringer Boden sollten nicht in einem Lager verstauben, sondern der Öffentlichkeit präsentiert werden. Diese Ansicht stand am Anfang der Gründung des Stadtmuseums. Nach einigen Diskussionen wurde beschlossen, der Ortsgeschichte im alten Feuerwehrhaus, direkt neben dem Rathaus, Platz zu geben. Objekte aus etlichen tausend Jahren sind dort zu sehen. Freilich kann nur ein Ausschnitt dessen gezeigt werden, was bislang gefunden worden ist. Das Museum hat für Srownal aber auch noch eine zweite Aufgabe, es dient der Identifikation der Einwohner mit der Stadt. "Bei Germering denkt jeder an eine Trabantenstadt", sagte Srownal in einem Interview zu seinem Abschied von der Verwaltung, "aber sie hat ganz alte Wurzeln."

Srownal zu der Zeit, als er noch das Stadtmuseum einrichtete. (Foto: Günther Reger)

Bei so viel Engagement für die Germeringer Geschichte musste die Kunst während der Berufsjahre zurückstehen. Das ist mittlerweile nicht mehr so. Seit mehr als sieben Jahren ist Srownal im Ruhestand. Er malt und stellt aus, oft zusammen mit seiner Frau, die Malerin und Bildhauerin ist. Im Sommer haben beide Werke in Germering gezeigt, als Mitglieder der Ateliergruppe 27. "Ein Quantum Kunst" lautete der Titel der Ausstellung auf dem ehemaligen Wifo-Gelände. Für seine Arbeit ist Srownal auch ausgezeichnet worden. Die Grabungen brachten ihm bereits 1994 die bayerische Denkmalschutzmedaille ein. Seine Kunst - Malerei und Grafik - wurde im Jahr 2005 mit dem Johann-Georg-Fischer-Kunstpreis prämiert.

© SZ vom 28.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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