Rückzieher vor der Stadtratssitzung:Lieber keine Neiddebatte

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Die beiden Bürgermeisterstellvertreter von Fürstenfeldbruck wollen die eigene Bezüge nun doch nicht erhöhen

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Die Stadt fürchtet eine Neiddebatte. Und deshalb hat sie überraschend einen Punkt von der Tagesordnung der Stadtratssitzung an diesem Dienstag gestrichen. Darin sollte es um die Aufwandsentschädigung für den Zweiten Bürgermeister Erich Raff (CSU) und die Dritte Bürgermeisterin Karin Geißler (Grüne) gehen. Weil die Stadt hoch verschuldet ist und beispielsweise bei der Schulbusdebatte auch Eltern für Einsparungen gewinnen will, plädierte nach SZ-Informationen vor allem Erich Raff dafür, den Punkt ersatzlos zu streichen. Die Runde der Fraktionsvorsitzenden hatte vorgeschlagen, die Aufwandsentschädigungen um jeweils etwa 170 Euro pro Monat anzuheben - rückwirkend zum 1. November und befristet bis zur Rückkehr des erkrankten Oberbürgermeisters Klaus Pleil. Der Zweite Bürgermeister sollte über die Aufwandsentschädigung als Stadtrat hinaus nun monatlich 900 Euro brutto erhalten, die Dritte Bürgermeisterin 700 Euro. Auch finanziell lohnend wird eine - allerdings auch sehr arbeitsintensive - Vertretung des Oberbürgermeisters vom siebten Tag an. Sie wird mit knapp 250 Euro pro Tag honoriert. Der pensionierte Polizeibeamte Erich Raff, 62, hat einer Auflistung der Stadt zufolge seit September etwa 37 000 Euro "Vertretungsentschädigung" erhalten, Karin Geißler im gleichen Zeitraum knapp 7200 Euro. Geißler hatte vor allem im Zuge der Haushaltsberatungen viele Stunden in die Vorbereitung des von ihr geleiteten Finanzausschusses investiert, ohne diesen Mehraufwand honoriert zu bekommen. Die 55-Jährige, die seit Pleils Erkrankung neben dem Hauptausschuss auch noch den Kultur- sowie den Umwelt- und Verkehrsausschuss leitet, hatte für ihr Amt den eigenen Vollzeitjob auf 32 Wochenstunden reduziert.

Einer Debatte über mehr Geld für die Bürgermeister will sie nun aber doch lieber aus dem Weg gehen. Sonst, so Karin Geißler am Montag, könnte bei Bürgern der Eindruck entstehen, es werde auf ihre Kosten gespart, während sich Politiker "selber bereichern".

© SZ vom 15.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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