Rettungsaktion für Fußballverein:Spendensammler

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Albrecht Huber. (Foto: Johannes Simon)

Der SC Fürstenfeldbruck hat noch nicht genügend Geld beisammen, um einer Insolvenz zu entgehen. Nun will ein "Initiativkreis fußballbegeisterter Unterstützer" helfen, ihn zu retten

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Die Frist ist eigentlich abgelaufen. Bis zum 31. Januar sollten 100 000 Euro auf einem Treuhandkonto liegen, um Basis zu sein für einen Vergleich. So hatte Oliver Schartl, der vorläufige Insolvenzverwalter des finanziell in Existenznot geratenen SC Fürstenfeldbruck, das vor. 220 000 Euro soll der Verein bekanntlich an Steuern nachzahlen, weil er die Gemeinnützigkeit für die Jahre 2010 bis 2013 verloren hat. Nun taten sich der ehemalige langjährige SCF-Präsident und Maisacher Entsorgungsunternehmer Albrecht Huber und einige Brucker Stadträte zusammen und gründeten einen "Initiativkreis fußballbegeisterter Unterstützer", der den Verein vor der Insolvenz bewahren und dazu weitere Spenden sammeln möchte. Am Mittwoch, 7. Februar, kommt man in der SCF-Gaststätte zusammen (18 Uhr).

Die BBV-Stadträte Karl Danke und Andreas Ströhle und CSU-Stadtrat Markus Droth hatten sich mit Huber, der im Verein im Range eines Ehrenpräsidenten geführt wird, sowie Thomas Herber getroffen, der einst selbst für den SCF kickte, in den Jahren 2008/2009 mal Vizepräsident war und inzwischen zwei Lokale führt. "Wir wollen einen Impuls setzen", sagt Droth auf Anfrage der SZ und ergänzt, dass der SCF ein Verein "mit einer gewissen Tradition und Bedeutung für Stadt und Landkreis" sei, seine Probleme aber nicht mehr aus eigener Kraft lösen könne. "Wir setzen ein Zeichen", betont auch Albrecht Huber und fordert: "Wir müssen nach vorne schauen." Die neue Initiative kündigt an, gleich 2000 Euro bereitzustellen und hofft nun, dass sich am Mittwoch weitere potenzielle Unterstützer einfinden und für den Verein spenden. Die Frage, wie viel Geld bereits eingegangen ist, will Oliver Schartl nicht beantworten. Er kündigt lediglich an, dass es bis Ende der Woche eine Pressemitteilung dazu geben werde. Stadtrat Droth lässt durchblicken, dass bislang noch nicht genügend finanzielle Mittel zusammengekommen sind. Deshalb wolle die Initiative auch jene "Leute, die die Kiste an die Wand gefahren haben" motivieren, sich hier einzubringen. Man werde darüber beraten, ob man einen Beitrag gebe, hatte Siegfried Müller, der in der vom Finanzamt beanstandeten Zeit SCF-Präsident war, vor etwas mehr als einer Woche der SZ gesagt. Das Benefizfußballspiel gegen die Münchner Löwen hatte etwa 10 000 Euro eingebracht.

Fürstenfeldbrucks Stadträte sind sich in ihrem Urteil über den SCF nicht einig. "Für mich ist der Verein nicht mehr zu retten und ich werde im Sportausschuss keinen finanziellen Hilfen mehr zustimmen", hatte kürzlich Grünen-Stadtrat Jan Halbauer auf Facebook gepostet. Auch Droth räumt ein, dass die Lagebeurteilung im Stadtrat "sehr durchwachsen" sei. Am 20. Februar wird der SCF erneut Thema im Haupt- und Finanzausschuss sein, vermutlich im nichtöffentlichen Teil.

Immerhin müsste die Stadt Fürstenfeldbruck auf einen Teil der nachträglich fällig gewordenen Gewerbesteuern von etwa 80 000 Euro verzichten, sollte es zu einem Vergleich kommen. Droth erinnert daran, dass die Stadt diese Gelder ohnehin nicht bekommen hätte, wäre der Geschäftsbetrieb beim SCF ordnungsgemäß gelaufen und der Verein als gemeinnützig eingestuft worden: "Wir erlassen damit was, was gar nicht in der Planung drin ist."

Für die Bewirtschaftung des städtischen Sportzentrums, das die Heimstatt des SC Fürstenfeldbruck ist, erhält der Verein jährlich knapp 100 000 Euro von der Stadt. Außerdem bürgte die Stadt mit 200 000 Euro für den Kunstrasenplatz und finanzierte ein Darlehen des Bayerischen Landes-Sportverbandes (BLSV) mit 160 000 Euro vor. Im Falle einer Insolvenz würde der BLSV-Kredit nicht fließen.

Die Krise des SCF, die nun in einer möglichen Insolvenzeröffnung gipfelt, hatte sich über Jahre angedeutet. Immer wieder musste der Verein Schulden einräumen, bei seinen Jahreshauptversammlungen vermied er es über viele Jahre konsequent, den Mitgliedern Einnahmen und Ausgaben mit der gebotenen Transparenz darzulegen. Dabei waren immer auch Brucker Stadträte zu Gast gewesen. "Wir haben nicht die Verantwortung für jeden Verein", sagt dazu Markus Droth. Lieber gaben sie sich jovial wie einst CSU-Stadtrat Hans Schilling, der dem SCF "Durchhaltevermögen, ein gutes Miteinander und Gottes Segen" wünschte bei seinen Begrüßungsworten zur Mitgliederversammlung im März 2012. An diesem Abend leistete sich der SCF dann eklatante Fehler beim Wahlprozedere, winkte das Ergebnis aber ganz salopp durch.

© SZ vom 06.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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