Reden wir über:Haare nach dem Lockdown

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Friseurin Bettina Zellhuber bereitet sich auf den 1. März vor

Interview von Elisabeth Deml

Für Friseure endet der Lockdown Ende des Monats. Wie sie die Zeit der Schließung überbrückt haben und wie sie sich auf die Wiedereröffnung am 1. März vorbereiten, das schildert die Kreisvorsitzende der Friseurinnung, Bettina Zellhuber ().

Wie erging es Ihnen während des Lockdowns?

Das Stressigste und Nervenaufreibendste war die Sorge um die Mitgliederbetriebe, die nicht immer Überbrückungshilfen erhalten haben. Dazu kam die Sorge um unsere Ausbildungsbetriebe. Wer momentan nicht in ein Waschbecken investieren kann, investiert auch nicht in Auszubildende. Eine Übernahme der Azubis ist in manchen Friseurbetrieben zurzeit nicht möglich. Wir konnten allerdings Kurzarbeit für die Auszubildenden beantragen, was allerdings auch nicht alles aufwiegt. Für Azubis, die die Lehrverträge und die Probezeit im Jahr 2020 abgeschlossen haben, gab es eine Prämie von 2000 Euro.

Halten Sie die Maßnahmen für gerechtfertigt?

Natürlich ist es immer so und so. Einerseits war es vernünftig zu schließen. Die Zahlen waren im Dezember noch so hoch, da hätte es sein können, dass die Mitarbeiter in Quarantäne hätten gehen müssen und der Betrieb des Ladens deswegen nicht mehr möglich gewesen wäre. Deshalb halte ich die Maßnahmen für richtig. Die beste Verbindung wäre gewesen, die Friseure zu schließen und sie sofort finanziell zu unterstützen.

Inwiefern wirkt sich das neue Hygienekonzept auf Ihren Betrieb aus?

Das ist alles sehr aktuell. Bisher haben wir noch kein endgültiges Konzept bekommen. Für Bayern ist es noch nicht fix. Die FFP2-Masken sind, Gott sei Dank, raus. Das wäre organisatorisch nicht machbar gewesen. Nach 75 Minuten Arbeit hätten wir den Mitarbeitern eine halbe Stunde Pause an der frischen Luft ermöglichen müssen. Strengere Maßnahmen wären auch wirtschaftlich nicht rentabel. Natürlich überlegen wir momentan, inwieweit Tests unter Mitarbeitern möglich sind. Es stellt sich dabei allerdings die Frage, in welchen Abständen das letztlich sinnvoll ist.

In welche Hygienemaßnahmen haben Sie bisher investiert?

Wir haben in Desinfektionsmittel, Trennwände im Kassenbereich, in medizinische Masken und Handschuhe investiert. Durch die Maßnahmen stieg der Materialverbrauch auf etwa das Doppelte. Dazu kam ein erhöhter Verbrauch von Wasser und Strom.

Auf welche finanziellen Unterstützungen konnten sie bisher zurückgreifen?

Uns blieben die Grundsicherung und das Wohngeld. Seit Donnerstag konnten wir die Überbrückungshilfe III beantragen.

In Bundeswehrmontur verabschieden sich sieben Soldaten, die zuletzt im Contact-Tracing-Team (CTT) mitwirkten. Von Landrat Thomas Karmasin (links) gibt es dafür im Beisein (von rechts) der zuständigen Abteilungsleiterin Jana Zimmermann, Brigadegeneral Stefan Scheibl, CTT-Leiterin Eva Bauer und Führungskräften der Bundeswehr eine Kaffeetasse mit dem Landkreiswappen und eine Urkunde. (Foto: Landratsamt Fürstenfeldbruck/oh)

Haben Sie bereits Anfragen für 1. März erhalten?

Natürlich, wir haben unsere Stammkunden. Allerdings können wir noch nichts planen. Die Hygienemaßnahmen werden noch bekanntgegeben. Wir warten, bis wir Genaueres wissen. Höchstwahrscheinlich werden unter den Kunden selbstgeschnittene Corona-Frisuren dabei sein. Das war auch Anfang Mai der Fall, deswegen sind wir schon geübt. Die Haare sind zum Glück ein nachwachsender Rohstoff. Oftmals sehen die Kunden die Situation allerdings schlimmer, als es eigentlich der Fall ist.

Werden Sie Ihre Öffnungszeiten ausweiten müssen?

Ja, das werden wir. Wir werden, so weit es neben Pausen und regulären Arbeitszeiten möglich ist, aus allem schöpfen und von Montag bis Samstag arbeiten.

Was ist Ihnen zukünftig wichtig?

Das Wichtigste sind die Azubis. Es wird eventuell eine Zehn-Quadratmeter-Regelung geben. Das bedeutet, dass sich nur eine Person auf dieser Fläche aufhalten darf. In einem Laden von 70 oder 80 Quadratmetern mit sieben oder acht Mitarbeitern ist dann allerdings kein Platz mehr für Auszubildende, die schließlich die Friseure von morgen sind. Wird die Zehn-Quadratmeter-Regelung durchgesetzt, so lässt sich mutmaßen, dass rund 40 Auszubildende im Landkreis gefährdet würden.

Wie wird es weitergehen?

Es ist in vielerlei Hinsicht schwer vorauszusehen. Ich hoffe, dass wir unser bewährtes Hygienekonzept weiterführen können und nicht wieder schließen müssen. Mit den bisherigen Maßnahmen haben wir nichts zu befürchten. Bei strengeren Maßnahmen habe ich allerdings Bedenken.

© SZ vom 13.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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