Reden wir über:Gedenken am Tag der Heimat

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Foto: Günther Reger (Foto: N/A)

Susanne Pollak ist Ortsfrau der Sudetendeutschen in Olching

Interview von Stefan Salger

Ganz genau weiß es die Ortsfrau der Sudetendeutschen Landsmannschaft in Olching nicht mehr. Aber den Tag der Heimat gebe es "ganz bestimmt schon mindestens 55 Jahre". Susanne Pollak, 81, will an dieser Veranstaltung so lange wie möglich festhalten. Wichtig ist ihr, gemeinsam ins Gespräch zu kommen, sich auch der schönen Momente in der Vergangenheit zu erinnern. Der Kreis der Mitglieder freilich schwindet. Waren es in Olching einst hundert, so sind es heute noch 38.

SZ: Wo wurden Sie geboren und was würden Sie heute als Heimat bezeichnen?

Susanne Pollak: Ich wurde in Tetschen geboren, einer Kreisstadt an der Elbe in Nordböhmen. Bis zur sächsischen Grenze sind es 18 Kilometer. Nach unserer Vertreibung im Juni 1945 habe ich den Ort öfters besucht. Es ist schön, dass sich die Dinge dort gut entwickeln. Auch mein Elternhaus ist wieder hergerichtet worden. Dort zu leben, das wäre für mich heute aber nicht mehr vorstellbar. Vor allem deshalb, weil ja dort keine Menschen mehr leben, die mir nahestehen. Meine Heimat ist mittlerweile natürlich Olching geworden.

Im Bund der Vertriebenen wird immer mal wieder die Forderung nach einer Rückgabe der Ostgebiete laut. Zu Recht?

Anfang des Jahres wurde bundesweit die Satzung geändert. Ich finde auch, dass die Wiedergewinnung von Gebieten nicht mehr in unsere Zeit passt und nicht mit dem europäischen Gedanken vereinbar ist. Der Jugend wäre so etwas auch nicht mehr vermittelbar. Mir ist die Versöhnung sehr wichtig.

Interessieren sich die Jungen überhaupt noch für solche Lebensgeschichten?

Ich glaube schon. Richtig ist natürlich, dass die Erlebnisgenerationen buchstäblich wegsterben. Aber es gibt durchaus Jüngere, die nachrücken, so wie unser Bundesvorsitzender Bernd Posselt. In der Literatur ist die Vertreibung für die Nachwelt gut dokumentiert. Ebenso wichtig und leichter zu vermitteln ist der Erhalt von Brauchtum und Kultur.

Wie viele Gäste erwarten Sie am Sonntag?

Ich denke, dass 30 oder 40 meist ältere Menschen kommen werden. Es ist schön, dass unser Bürgermeister Andreas Magg bei der ökumenischen Andacht auf dem Friedhof sprechen will. Und Stadtrat und Altbürgermeister Ewald Zachmann wird als ausgewiesener Experte später über das Thema "Identität schützen - Menschenrechte achten" sprechen.

Sonntag, 16. Oktober: Tag der Heimat in Olching; 14 Uhr Kranzniederlegung und Gedenken am Ehrenmal des Alten Friedhofs; 15 Uhr Versammlung im Kolpingheim an der Wolfstraße

© SZ vom 14.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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