Reden wir über:Nervenkitzel in der Quiz-Show

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Walwala Laraway gewinnt bei ´Wer wird Millionär" 64 000 Euro

Interview von Julia Bergmann

Mit ihrem Auftritt bei "Wer wird Millionär" hat die 23-jährige Walwala Laraway aus Germering nicht nur Millionen Fernsehzuschauer, sondern auch Moderator Günther Jauch verblüfft. Selbstbewusst spielt sich die gebürtige Afghanin ohne Joker bis zur 64 000-Euro-Grenze und wird nach der Sendung als Beispiel für gelungene Integration bezeichnet. Mit der SZ spricht sie über ihren TV-Auftritt und darüber, wie sie jetzt mit dem Medienecho umgeht.

SZ: Nach Ihrem Auftritt in "Wer wird Millionär" am vergangenen Montag wurden Sie als Beispiel für gelungene Integration gefeiert. Freuen Sie sich über solche Reaktionen?

Walwala Laraway: Ich bin froh, dass ich so positiv rüber kam. Und natürlich - wenn ich als Beispiel für gelungene Integration genannt werde, freut mich das.

Seit wann leben Sie in Deutschland?

1995 bin ich mit meinen Eltern und Geschwistern nach Deutschland gekommen. Ich war vier Jahre alt und habe kein Wort deutsch gesprochen. Weil ich noch so jung war, habe ich die Sprache dann aber relativ schnell gelernt. Für meine Eltern und älteren Geschwister war das schon nicht mehr so einfach. Die Sprachbarriere habe ich in der Anfangszeit aber schon bemerkt. Als ich in die Grundschule kam, war ich deshalb auch eine sehr schüchterne Schülerin. Die Schüchternheit ist mir dann noch lange geblieben, selbst als die Sprache kein Problem mehr war.

Bei Günther Jauch haben Sie einen sehr souveränen Auftritt hingelegt. Von Schüchternheit keine Spur mehr.

Ja, das hat sich vor ein paar Jahren geändert. Ich glaube, es lag daran, dass ich neue Interessen und Leidenschaften für mich entdeckt habe, wie etwa den Film oder klassische Musik. Wenn man sich mit etwas beschäftigt, wofür man eine Leidenschaft hat, stärkt das natürlich das Selbstbewusstsein.

Sie treten nicht nur sehr selbstbewusst auf, Sie konnten in der Show auch mit Ihrem Wissen überzeugen. Waren Sie eine gute Schülerin?

Das kann man so nicht sagen. Nach der Grundschule habe ich den M-Zweig besucht. Und als ich das Abitur nachholen wollte, hat es leider nicht geklappt. Aber ich war schon immer sehr an Kunst und Sprachen interessiert. Dadurch, dass ich viele neue Sprachen lernen musste, habe ich irgendwann ein gutes Gefühl dafür entwickelt. Mein Wissen habe ich mir zum großen Teil über das Lesen angeeignet.

Was lesen Sie denn am liebsten?

Zuletzt habe ich mich viel mit Freud und der Psychoanalyse beschäftigt. Ich mag auch gerne klassische Literatur. Tolstoi und Shakespeare haben mich immer gut unterhalten. Aber ich lese auch ganz einfache Bücher.

Walwala Laraway. (Foto: oh)

Wie sind Sie schließlich auf die Idee gekommen, Ihr Glück bei "Wer wird Millionär" zu versuchen?

Die Idee entstand aus Jux und Tollerei. Ich war zu Besuch bei meiner Schwester. Wir haben die Sendung angeschaut und mein Neffe hat gesagt. "Walwala, da musst du auch mit machen." Also habe ich mich angemeldet. Und irgendwann kam der Anruf.

Und dann saßen Sie tatsächlich im Studio. Wie haben Sie den Moment erlebt?

Es war spannend, aufregend und sehr surreal. Es ist eine Ausnahmesituation und bis sich das Hirn daran gewöhnt, dauert es schon etwas. Aber Günther Jauch, der übrigens sehr höflich und charismatisch ist, hat es geschafft, dass wir Kandidaten uns wohl gefühlt haben. Mit seiner lockeren Art hat er uns die Aufregung genommen.

Haben Sie sich von dem Gewinn Ihren Wunsch, mit der ganzen Familie essen zu gehen, schon erfüllt?

Dadurch, dass wir eine sehr große Familie sind, ist es schwierig, einen gemeinsamen Termin zu finden. Momentan bin ich noch am Organisieren. Die Familienmitglieder, die über die ganze Welt verstreut leben, kann ich leider nicht alle einfliegen lassen, aber wir sind auch schon eine ganze Menge in der Region. 25 bis 30 enge Familienmitglieder werden wohl kommen.

Um noch einmal auf das Medienecho zu sprechen zu kommen: Einige Medien haben über Ihre "traurige Geschichte", Ihre Flucht aus Ihrer Heimat, berichtet. Wie gehen Sie damit um?

Das, was ich bisher gesehen habe, habe ich als positiv empfunden. Aber komisch ist es schon. Für mich ist das ja keine Geschichte, für mich ist das mein Leben. Darin waren meine afghanischen Wurzeln immer präsent. Ich habe sie immer stark gespürt. Die afghanische Kultur war immer Teil unserer Familie und der Bezug zur Heimat immer da. Zum Glück.

© SZ vom 07.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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