Reden wir über:Eine Bitte an den Kardinal

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Als Unterstützer gegen die Schließung der Germeringer Flüchtlingsunterkunft setzt Christoph Kaindl auf Kardinal Reinhard Marx. (Foto: Stefan Salger)

Christoph Kaindl kämpft gegen Schließung einer Asylunterkunft

Interview von F. Stadlmayer

Der 20-jährige Christoph Kaindl aus Germering protestiert in einem Brief an den Münchner Kardinal Reinhard Marx gegen die Schließung der Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge in Germering. Das ehemalige Altersheim gehört der Caritas, der Vertrag zwischen ihr und der Bezirksregierung endet am 31. März. Die Mitglieder des Asylhelferkreises, zu denen auch Kaindls Mutter gehört, erfuhren erst durch eine Notiz an der Tür von der baldigen Schließung. Kaindl hofft nun, mit seinem Schreiben den Kardinal auf die Situation aufmerksam machen zu können, damit dieser die Caritas zum Einlenken bewegt.

SZ: Was ist Ihr Bezug zur Unterkunft?

Christoph Kaindl: Als gebürtiger Germeringer interessiert mich natürlich, was in der Stadt passiert. Im Asylhelferkreis selbst bin ich aber nicht engagiert.

Warum halten Sie die Schließung der Unterkunft für falsch?

Die Menschen haben hier ein stabiles Umfeld gefunden, manche der Kinder gehen schon auf die Regelschule, und die Jugendlichen haben teilweise die Zusage für einen Ausbildungsplatz. Es wäre falsch, sie jetzt aus ihrer neuen Heimat zu reißen und sie wieder auf die Reise zu schicken.

Wieso haben Sie sich mit ihrem Anliegen direkt an Kardinal Reinhard Marx gewandt?

Der Asylhelferkreis hat bereits Kontakt zur Caritas aufgenommen, und da diese zur Kirche gehört, dachte ich, dass ein Brief an einen geistlichen Würdenträger etwas bewirken könnte. Ich war selbst als Sternsinger unterwegs und habe mich daran erinnert gefühlt, dass Gott sich gerade in den schutzlosen Personen zeigt. Ich finde, dass es die christliche Pflicht der Kirche ist, den Geflüchteten ihre Heimat in Germering zu lassen.

Was erhoffen Sie sich von dem Brief? Es wäre schön, wenn ich die Schließung so verhindern könnte. Ich glaube auch, dass das für den Kardinal jetzt noch möglich wäre. Ansonsten würde ich mir einen runden Tisch mit Vertretern von Caritas, Asylhelferkreis und Flüchtlingen wünschen, um die beste Lösung zu finden. Mir geht es auf keinen Fall darum, Hass gegen die Caritas zu schüren, es wäre schön, wenn alle Parteien miteinander reden würden."

© SZ vom 14.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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