Reden wir über:Ein Gespräch mit der Kanzlerin

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Hans Kugler, Vorsitzender des Eichenauer Pfefferminzmuseums. (Foto: Günther Reger)

Angela Merkel bestellt Pfefferminztee bei Hans Kugler

Interview von Florian J. Haamann

Es ist ein Telefonat, das man als Normalsterblicher wohl nur selten führt: Als es kürzlich bei Hans Kugler , dem Vorsitzenden des Eichenauer Pfefferminzmuseums geklingelt hat, war am anderen Ende der Leitung Angela Merkel. Ihr Anliegen? Nachschub. Denn im Frühjahr hatte der Verein der Kanzlerin zwei Dosen Pfefferminztee geschickt, "zur Stärkung in schweren Zeiten", nachdem eines der Mitglieder in einem Interview gelesen hatte, dass Angela Merkel gerne Pfefferminztee trinkt. Im Sommer gab es dafür schon ein Dankesschreiben aus dem Kanzleramt, nun kam es bereits im November zu dem überraschenden Anruf, wie der Verein bekannt gegeben hat.

Herr Kugler, als Ihre Frau Ihnen am 23. November den Telefonhörer gereicht hat, was haben Sie sich da gedacht?

Hans Kugler: Ich habe mich mit Kugler gemeldet und sie hat gefragt, ob sie richtig ist beim Pfefferminzmuseum. Während des Telefonats war es für mich dann ganz entspannt. Die Kanzlerin hatte einen ganz lockeren Ton drauf, und ich denke, ich auch. Meine Frau Hannelore, die ans Telefon gegangen ist, war natürlich erst mal verdutzt als es hieß, hier ist Frau Merkel.

Das klingt ja ziemlich gelassen. Ist Ihnen nicht irgendwie durch den Kopf gegangen, Wahnsinn, was passiert hier gerade eigentlich?

Nach dem Gespräch habe ich schon gedacht, das gibt es doch nicht, dass dich die Kanzlerin persönlich anruft und so etwas nicht einen ihrer Mitarbeiter machen lässt. Und ich muss zugeben, im ersten Moment habe ich schon auch daran gedacht, dass mich vielleicht jemand verarscht. Um sicher zu gehen, habe ich danach auch in ihrem Sekretariat angerufen und mir die genaue Adresse geben lassen, ich wusste ja auch nicht genau, was man draufschreiben muss, damit das Paket auch wirklich bei Frau Merkel ankommt.

Was haben Sie denn genau mit der Kanzlerin besprochen?

Sie hat gesagt, dass sie auf unserer Seite gesucht hat, wo sie den Tee kaufen kann, weil wir ihr ja einen geschickt hatten. Ich habe ihr erklärt, dass man den nur im Museum kaufen kann. Sie meinte dann, dass sie unbedingt welchen will und ob wir ihr nicht welchen schicken könnten. Da meinte ich natürlich, klar, das machen wir.

Und wie viel Tee hat die Kanzlerin bestellt?

Ich habe ihr erklärt, dass wir Dosen mit Tee haben und Tüten, mit denen man die nachfüllen kann. Sie hat geantwortet, dann hätte sie gerne 20 Dosen und 20 Tüten. Die habe ich ihr dann geschickt, und an Weihnachten haben wir als Aktion immer eine Seife mit Pfefferminzduft und einen Apfel-Minz-Tee, da habe ich ihr jeweils noch eins dazu gelegt. Da sie Pfefferminz ja gerne mag, kommt das sicher auch gut an.

Wie stolz macht es Sie, die Kanzlerin mit Pfefferminztee zu versorgen?

Wir könnten uns jetzt Königlich Bayerischer Kanzleramtslieferant nennen, so wie man das früher gemacht hat. Aber natürlich freut einen das, vor allem für die Mitglieder ist es toll, die das ganze Jahr ehrenamtlich arbeiten, anbauen, ernten. Wenn man dann erfährt, dass die Kanzlerin den Tee mag, ist das schon etwas besonders.

© SZ vom 24.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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