Reden wir über:Die Demo der Milchbauern

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Walter Ulbrich aus Puchheim über die Kundgebung in München

Interview Von Stefan Salger

Walter Ulbrich ist sehr engagiert im Bereich des Nord-Süd-Dialogs und befasst sich im Verein Campo Limpo auch mit Menschenrechten, Bildung und Landreformen in den Ländern des Südens. In seiner Funktion als Mitglied des bundesweit tätigen Vereins Germanwatch nahm er am vergangenen Wochenende an einer Kundgebung des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter (BDM) vor der Staatskanzlei teil. Ebenso wie Karl Busl von der KAB, der ebenfalls dem Brucker Nord-Süd-Forum angehört, unterstützte Ulbrich in seiner Rede die Milchbauern und auch den Moorenweiser BDM-Kreisvorsitzenden Johann Schamberger.

SZ: Ihr eher global-politisch ausgerichtetes Engagement bringt man auf den ersten Blick nicht zusammen mit den Milchbauern. War die Kooperation in München eine Premiere?

Walter Ulbrich: Ja, so ist es. Aber ich war schon beeindruckt, wie die Landwirte da ihre berechtigten Interessen vorgebracht haben. Die sind von weit her gekommen und haben mit dem Versprühen von Milchpulver auch auf sich aufmerksam gemacht. Das war schon toll.

Was ist denn das Problem mit dem Milchpulver und den Milchexporten?

Vor zwei Jahren wurde ja die Milchquote abgeschafft. Das Angebot ging in der Folge nach oben, der Milchpreis entsprechend nach unten. Da halfen auch Hilfsmaßnahmen wie zinsgünstige Kredite für die Milchbauern wenig. Die EU hat dann Milch vom Markt genommen und mittlerweile 350 000 Tonnen Magermilchpulver eingelagert. Der Milchpreis hat sich wieder etwas stabilisiert. Aber das könnte sich ändern, wenn die Lagerbestände wieder in den Markt gebracht werden. Genauso schlimm wäre es, wenn man das Pulver zu Ramschpreisen in Entwicklungsländer verkauft. Dann würden dort der Markt und die Landwirtschaft kaputtgehen.

Was sind Ihre Lösungsvorschläge?

Eine Einlagerung von Milchpulver sollte nicht subventioniert werden. Und ich würde dem BDM schon recht geben, dass man die großen Bestände notfalls eben verfüttert oder energietechnisch verwertet. Eine Mengenregelung, wie sie sich auch der BDM zurückwünscht, würde künftig solche Überproduktionen vermeiden helfen.

Was können Verbraucher und Milchbauern im Landkreis tun?

Verbraucher sollten bereit sein, für gute Grundnahrungsmittel auch faire Preise zu zahlen, so dass die Arbeitskosten ohne Subventionen gedeckt sind. Als Beispiel könnte man die Milchprodukte von Berchtesgadener Land nennen. Dahinter steht eine Genossenschaft, zu der sich Landwirte zusammengeschlossen haben. Die bekommen einen angemessenen Preis. Auch unsere Bauern könnten sich daran ein Beispiel nehmen. Nur gemeinsam haben sie eine Chance gegen Molkereien oder den Großhandel.

© SZ vom 13.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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