Reden wir über:Beten gegen die Erderwärmung

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Der frühere Leiter der Kommission für Glaziologie der Bayerischen Akademie der Wissenschaften München: Ludwig Braun. (Foto: Toby Binder/oh)

Der Eichenauer Ludwig Braun erforscht die Gletscher der Alpen

Interview Von Ariane Lindenbach

Über Gletscherschmelze, Klimawandel und den Glauben spricht Ludwig Braun (), der frühere Leiter der Kommission für Glaziologie der Bayerischen Akademie der Wissenschaften München, bei einem Vortrag in der Baptisten-Gemeinde. Der pensionierte Eichenauer ist 67 Jahre alt und Katholik. Er erforscht seit mehr als 25 Jahren Gletscher.

SZ: Herr Braun, seit Jahrzehnten beobachten Sie Gletscher. Ihre Entdeckungen?

Ludwig Braun: Der Eisschwund ist dramatisch. Seit 1980 hat der Vernagtferner, der Labor-Gletscher der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, jedes Jahr negative Bilanzen. Bis zum Jahr 2000 verlor er jedes Jahr im Mittel einen halben Meter in der Vertikale, und seit 2000 sind es 80 Zentimeter jedes Jahr.

Was folgern Sie daraus?

Wissenschaftlich interessant sind die Gründe, und da kommen wir zum Klima. Seit 1980 hat zum Beispiel die Sonneneinstrahlung um zehn Prozent zugenommen.

Wegen der schwindenden Ozonschicht?

Nein, das liegt an unserer aufhellenden Atmosphäre. Die war in den Sechziger- und Siebzigerjahren stark verschmutzt. Dadurch hatten wir ein relativ feuchtes, kühles Klima. Damals konnten die Gletscher wachsen. Es gab sauren Regen und Waldsterben. Dann wurden Gesetze erlassen, die wirken sehr gut.

Das heißt, der Gletscherschwund ist eine natürliche Entwicklung?

Es gibt noch weitere Gründe. Seit 1980 haben wir im Alpenraum einen Temperaturanstieg von etwa einem Grad Celsius, und dadurch hat es mehr Wasserdampf in der Luft. Das verursacht Sturzregen, Flutwellen. Der Wasserdampf kondensiert im Sommer auf dem Gletscher, das bewirkt, dass die Schmelze um 40 Prozent zugenommen hat.

Was erwartet die Zuhörer bei Ihrem Predigt-Vortrag am Sonntag?

Ich zeige, dass die Glaziologen nur die Spitze des Eisbergs beobachten. Der immer tiefer auftauende Permafrostboden entlässt riesige Mengen an Methan, eine tickende Zeitbombe. Dann gibt es noch die Versauerung der Meere, Überfischung und natürlich Plastikmüll. Ende des Jahrhunderts wird der Meeresspiegel im Schnitt einen Meter höher sein. Dann noch Insektensterben, Verstummen der Vögel. Das ist eine Notfallsituation.

Wie kann man die Entwicklung stoppen?

Das einzige was wir effektiv tun können, ist die Abkehr von fossilen Brennstoffen. Aber die Realität zeigt, dass wir weltweit sechs Siebtel unserer Energie immer noch darüber beziehen. Und der Bedarf nimmt weiter zu. Global gesehen können wir keine Trendwende erkennen. Wissenschaftlich gesehen fahren wir gegen die Wand. Jetzt könnte man ein Großexperiment machen. Klimaingenieure raten, dass man die oberste Atmosphäre, das heißt knapp oberhalb der Tropopause, mithilfe von Sulfaten verdunkelt. Das müsste man über 300 Jahre durchhalten, damit wir Zeit haben, von den fossilen Brennstoffen wegzukommen.

In Ihrem Vortrag verbinden Sie Wissenschaft und Glauben. Wie?

Was ich jetzt erzählt habe, ist ein rein wissenschaftlicher Ansatz, praktisch aber nicht umzusetzen, da müssten wir eine globale Ökodiktatur haben. Wir müssen anders denken, nämlich dass es einem Wunder gleichkommt, dass die Sonne so lange, seit mindestens einer Million Jahre, konstant strahlt. Ich glaube, dass der Schöpfer uns so eine perfekte Lebensgrundlage geschaffen hat, dass wir uns entwickeln konnten und diese sogenannte Solarkonstante war genau so, dass sie gut für uns war. Und jetzt würde ich alle meine Freunde bitten, auch die Buddhisten, Juden, Moslems und alle Menschen guten Willens, den Schöpfer zu bitten, dass er die Solarkonstante etwas reduziert.

Beten gegen die globale Erwärmung?

Dieses Wunder müssen wir erbeten, sonst ist das An-die-Wand-Fahren nicht mehr abzuwenden. Wir wenden als Gläubige unser Herz dem Schöpfer zu. Dadurch wächst der Glaube, die Liebe und die Hoffnung. Es geht auch darum, dass wir uns angesichts der tristen Fakten nicht entmutigen lassen. Ich will Mut geben und Grund zur Hoffnung.

Die Botschaft der Gletscher ; Sonntag, 11. November, 10 Uhr, Lagerstraße 81; Puchheim

© SZ vom 09.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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